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Bissig. Uli Hoeneß und Starkoch Alfons Schuhbeck bei einer Werbeaktion für McDonald’s im Dezember 2011.

© picture alliance / dpa

Steuerfall Uli Hoeneß: Großes Schweigen in der Wurstfabrik

Die Wurstfabrik von FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist angeblich weiter gut im Geschäft. Aldi-Süd vertreibt seine "Nürnberger" weiterhin. McDonald’s aber nahm Hoeneß' Currywurst nun leise aus dem Sortiment.

Schon in jüngeren Jahren baute Uli Hoeneß gerne vor und sicherte sich ab – ganz der sorgsame schwäbische Selbstständige. Mit 33 Jahren schien ihm die Managerkarriere beim FC Bayern München noch zu wenig gefestigt zu sein. Also gründete er 1985 gemeinsam mit seinem Bekannten Werner Weiß, einem Metzger, die Nürnberger HoWe-Wurstwaren KG. Der Name setzt sich aus den ersten beiden Buchstaben der Nachnamen von Hoeneß und Weiß zusammen. Rasch wurde die Würstchenfima zu einem großen Akteur in ihrem Markt. Der heutige FC-Bayern-Präsident hatte hier offenbar alles richtig gemacht. Heute liefert er seine „Original Nürnberger Rostbratwurst“ nicht nur an Aldi-Süd, sondern als titelgeschütztes Markenprodukt nach ganz Europa.

Mit dem mutmaßlichen Steuerbetrug von Hoeneß ist nun auch die Firma mit ihrem Sitz am Nürnberger Hafen in den Blick der Öffentlichkeit geraten. Schon kurz nach Bekanntwerden der staatsanwaltlichen Ermittlungen sagte Sohn Florian Hoeneß, der seit 2001 verantwortlich die Geschäfte führt, dass HoWe nichts mit dem Schweizer Geld zu tun habe und dies eine Privatangelegenheit seines Vaters sei. Dennoch schottet sich die Firma im Sog der Affäre nun ab: Auf eine Gesprächsanfrage teilt die Marketing-Verantwortliche freundlich, aber bestimmt mit, „dass momentan keine Interviews gegeben werden“. Auf eine weitere E-Mail gibt es keine Reaktion.

Metzgersohn Hoeneß trat in die Fußstapfen seines Vaters

Der Metzgersohn Hoeneß trat mit Gründung der Firma auch in die Fußstapfen seines Vaters Erwin. Schon als Buben mussten Uli und sein ein Jahr jüngerer Bruder Dieter in der Metzgerei im heimischen Ulm mit anpacken. Die beiden künftigen Spitzenfußballer trainierten da schon bei der damaligen TSG Ulm 1846. Noch heute wird in der schwäbischen Donaustadt gern an die bodenständige Herkunft der beiden erinnert. Nach seiner Kicker-Karriere war Dieter zwölf Jahre lang Manager bei Hertha BSC Berlin.

Dass sich Uli ausgerechnet die Franken-Metropole Nürnberg als Standort der Firma ausgesucht hat, ist kein Zufall: Denn nur im dortigen Stadtgebiet dürfen die markengeschützten „Nürnberger Bratwürste“ hergestellt werden. Warum der Bayern-Manager auch noch Wurstwarenfabrikant werden wollte, begründete er einst so: Dank der Würste habe er „auch in schwierigen Zeiten beim FC Bayern nie meinen Charakter an der Garderobe abgeben“ müssen.

Für McDonalds drehte Hoeneß auch einen Werbespot

Seine Person musste er selten als Werbeträger für die Bratwürstl einbringen, es lief auch so. Lediglich für eine Zusammenarbeit mit McDonalds drehte Hoeneß Werbespots und warb im Jahr 2010 für „Ulis Nürnberger“. Später kam bei McDonald’s die Hoeneß-Currywurst hinzu, vor vier Tagen erst stellte die Fastfood-Kette den Verkauf ein, ohne Begründung. Auch auf der Homepage der Kette ist die Currywurst nicht mehr als „Aktionsprodukt“ zu finden. Bei Aldi-Süd ist Hoeneß aber weiter im Sortiment. 14 Stück der nur sieben bis neun Zentimeter langen blassen Würstchen mit dem charakteristischen Majoran-Aroma sind in einer Packung. 300 Gramm kosten 2,19 Euro, die Nürnberger Altstadt-Silhouette ziert die Verpackung. Auch mit anderen Discountern im europäischen Ausland bestehen große Lieferverträge. Zudem bestückt Hoeneß auf dem Münchner Oktoberfest die Wies’n-Schänke, das ist das Bierzelt des bekannten Feinkost Käfer.

HoWe hat 350 Beschäftigte, 2012 hat das Produktionsvolumen 10 000 Tonnen überschritten. Das bedeutet, dass täglich bis zu vier Millionen Würste hergestellt werden. Angaben zum Umsatz werden nicht gemacht.

Ende 2010 hatte Hoeneß kurzfristig Ärger mit der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG). Sie warf ihm vor, unter Tarif zu bezahlen, auf Zeitarbeiter zu setzen und die Beschäftigten bei Nässe und Kälte arbeiten zu lassen. Auch gebe es in der Firma keinen Betriebsrat. Hoeneß wies die Vorwürfe zurück: „Wir leben in keinem Gewerkschaftsstaat, wo mir die NGG Vorschriften machen kann.“Patrick Guyton

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