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Jede Menge Geld: Die Generation 70plus hat viel Vermögen angehäuft.

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Vermögen in Deutschland: 3,1 Billionen Euro warten auf Erben

Eine neue Studie zeigt: Auf Deutschland rollt eine Erbschaftswelle zu. Aber nur wenige profitieren. Vermögen sind ungleich verteilt.

Es ist eine gewaltige Zahl: 3,1 Billionen Euro werden in den nächsten zehn Jahren in Deutschland vererbt. Ein großer Teil geht dabei an den Ehepartner, der Löwenanteil – 2,1 Billionen Euro – fließt jedoch an die nächste Generation, Betriebsvermögen nicht eingerechnet.

Was viel klingt, kann sich im Einzelfall aber schnell relativieren. Denn glaubt man einer neuen Studie im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA), profitieren die Deutschen sehr unterschiedlich von dem zu erwartenden Geldregen der Erblasser. Rund ein Drittel der Summe – rund 700 Milliarden Euro – fließen an die oberen zwei Prozent, „die Familien Quandt, Krupp und Co“, wie Studienleiter Reiner Braun am Mittwoch in Berlin mitteilte. Aber auch unter den Normalverdienern, die immerhin mit 1,4 Billionen Euro rechnen können, gibt es große Unterschiede.

242.000 Euro pro Erbfall

Lässt man die Top-Zwei-Prozent außen vor, werden – rechnerisch – je Erbfall 242.000 Euro vererbt. Doch von solchen Summen können viele nur träumen. In jedem achten Fall gibt es nämlich gar kein Geld für die Erben. Gut stehen in der Regel die Kinder da, die Immobilien bekommen. Denn wo ein Haus oder Grundstück ist, haben die Eltern oft auch noch ein ordentliches Sümmchen angespart. 18 Prozent der Immobilienerben bekommen zusätzlich zum Haus auch noch ein Vermögen von über 150.000 Euro.

Dagegen müssen Kinder, deren Eltern zur Miete gewohnt haben, Hoffnungen auf große Vermögenszuwächse oft begraben. Ein Viertel von ihnen geht völlig leer aus oder erbt sogar Schulden. Verschärft wird das noch dadurch, dass es in sozial schwächeren Familien mehr Kinder gibt als in Akademikerhaushalten, wo häufig nur ein Kind da ist, das später alles erbt.

Viele Erben sind schon vorher gut versorgt

Paradox: Viele dieser Erben haben die Erbschaft gar nicht nötig, sagt Braun. „Die Erben werden älter und haben oft bereits eigenes Vermögen.“ Deshalb würden die 50-Jährigen das Geld ihrer Eltern oft direkt an die Enkel weitergeben. Dabei hat Brauns Firma Empirica, die die Untersuchung durchgeführt hat, große regionale Unterschiede festgestellt. Hinterlässt der Erblasser zwei Kinder, erbt jeder der Nachkommen – im rechnerischen Schnitt – 121.000 Euro.

In Bayern, einem Land mit hoher Immobilienquote, hohen Immobilienpreisen und hohen Einkommen, fließen Erben im Schnitt 176.000 Euro zu, in Mecklenburg-Vorpommern, dem Schlusslicht, sind es dagegen gerade einmal 52.000 Euro. Berlin liegt mit 67.000 Euro auf dem fünftletzten Platz. Vor allem in Ostdeutschland sind große Erbschaften selten, nur fünf Prozent der Ostdeutschen erben mehr als 150.000 Euro, nur 32 Prozent bekommen eine Immobilie.

Große Nachlässe gibt's vor allem im Westen

An der Erbschaftswelle, die auf Deutschland zurollt, haben die Menschen in den neuen Ländern einen geringeren Anteil als Westdeutsche. Das hat historische Gründe. Erblasser sind vor allem die über 70-Jährigen. Bis in die frühen 90er Jahre gehörte diese Altersklasse noch zur Aufbaugeneration, die einen oder gar zwei Kriege erlebt hatte. Dagegen haben die Senioren von heute ganz andere Biografien. Sie sind die Profiteure des Wirtschaftswunders – mit steigenden Einkommen, ungestörtem Vermögensaufbau und oft auch dem Erwerb eines Eigenheims.

Die weitere Zukunft sieht jedoch weniger rosig aus, warnt das von der Finanzwirtschaft finanzierte DIA. Da die Menschen immer älter werden, brauchen immer mehr Senioren Pflege. Die Kinder wohnen aber oft nicht mehr am Ort, daher müssen professionelle Pfleger bezahlt werden. Hinzu kommt, dass die Generation 65plus anders als ihre Vorgänger gern konsumiert. „Die Erbschaften werden kleiner“, sagt Braun.

Große Unterschiede: In Bayern sind die Erbschaften deutlich größer als in Mecklenburg-Vorpommern.
Große Unterschiede: In Bayern sind die Erbschaften deutlich größer als in Mecklenburg-Vorpommern.

© AFP

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