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Ein Mann sitzt am Rechner und tippt auf einer Tastatur. (Symbolbild)

© dpa/Nicolas Armer

Viele Unternehmen sehen Existenz bedroht: Cyber-Kriminelle greifen zunehmend deutsche Wirtschaft an

Die deutsche Wirtschaft gerät inzwischen gehäuft ins Visier von Cyberkriminellen, die als Banden organisiert sind. Der Digitalverband Bitkom beziffert die Gesamtschäden in diesem Jahr auf 206 Milliarden Euro.

Cyberangriffe auf deutsche Unternehmen gehen zunehmend von organisierten Banden aus. Wie aus einer am Freitag vorgestellten Studie des Digital-Branchenverbands Bitkom hervorgeht, haben die Cyber-Angriffe, die der Organisierten Kriminalität zugeschrieben werden, deutlich zugenommen. 61 Prozent der betroffenen Unternehmen sehen die Täter in diesem Bereich, wie aus der Umfrage unter mehr als 1000 Firmen aus allen Branchen hervorgeht. Vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 51 Prozent, vor zwei Jahren sogar nur bei 29 Prozent.

Erstmals fühlten sich 52 Prozent der Betriebe durch Cyber-Angriffe in ihrer Existenz bedroht, sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Die Gesamtschäden durch Diebstahl von IT-Ausrüstung und Daten, durch digitale und analoge Industriespionage sowie durch Sabotage werden auf 206 Milliarden Euro beziffert.

Damit liege der Schaden zum dritten Mal in Folge über der Marke von 200 Milliarden Euro, sagte Wintergerst (2022: 203 Milliarden Euro, 2021: 223 Milliarden Euro). Er forderte eine Meldepflicht für Firmen im Fall von Cyberangriffen. 82 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten häufiger angegriffen wurden.

Angriffe vor allem aus China und Russland

Immer mehr Angriffe kommen laut Bitkom aus Russland und China. Dies decke sich mit den Erkenntnissen des Verfassungsschutzes, sagte der Vizepräsident des deutschen Inlandsgeheimdienstes, Sinan Selen, bei der Vorstellung der Umfrage. Es sei mittlerweile möglich, die Urheberschaft von Angriffen trotz des Versuchs der Kaschierung mit großer Sicherheit festzustellen.

Bitkom-Präsident Wintergerst verwies darauf, dass es gerade bei der Organisierten Kriminalität aber eine zunehmende Arbeitsteilung von Akteuren in verschiedenen Ländern bei Angriffen gebe. „Cybercrime als Service nimmt zu“, sagte er. Allerdings sagen 51 Prozent der Firmen, dass sich die Befürchtungen vor massiven Cyberangriffen im Zuge des Ukraine-Krieges nicht bewahrheitet hätten. Dagegen befürchten 61 Prozent, dass die von China ausgehende Gefahr unterschätzt werde.

75 Prozent der befragten Firmen halten die Sicherheitsbehörden gegen Angriffe aus dem Ausland für machtlos. Dem widersprach Selen und Wintergerst. Die Infrastruktur in den USA oder Frankreich etwa sei ähnlich gefährdet wie in Deutschland, die Abwehrkompetenz in Deutschland vergleichsweise gut. Beide warnten Unternehmen davor, auf Erpressungsversuche von Cyberangreifer einzugehen. (Reuters)

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