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Ab 2024 sollen von der deutschen Nordsee Raketen ins All starten.

© picture alliance/dpa/Harren&Partner Group / ---

Von der deutschen Nordsee ins All: Erste Rakete soll 2024 starten

Die mobile Startplattform für Raketen in der deutschen Nordsee wird konkreter. Das Betreiberkonsortium hat für 2024 einen ersten Start vereinbart.

Deutschland bekommt einen eigenen Zugang zum All. Im April 2024 soll eine Rakete zum ersten Mal von einem Schiff in der deutschen Nordsee in den Erdorbit starten. Von einer Demo-Mission sprach BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Mittwoch auf dem Weltraumkongress des Industrieverbands in Berlin.

Die Idee für einen deutschen Weltraumbahnhof hatte der BDI vor vier Jahren auf dem ersten Weltraumkongress präsentiert. Inzwischen hat sich rund um den Bremer Raumfahrtkonzern OHB ein Konsortium gebildet, das die mobile Startplattform betreiben will. Diese Geman-Offshore Spaceport Alliance (GOSA) hat mit der niederländischen Firma T-Minus nun einen Erststart vereinbart. Auch mehrere deutsche Raketen-Start-ups wollen den Spaceport in der Nordsee nutzen, um Satelliten ins All zu schießen.

Das Spezialschiff mit Startrampe eignet sich für kleinere Trägerraketen, sogenannte Microlauncher. Für die Starts wird das Schiff in den Entenschnabel fahren – den nordwestlichsten Punkt von Deutschlands ausschließlicher Wirtschaftszone in der Nordsee. Er sei mächtig stolz, dass der BDI dieses Projekt initiiert habe, sagte Russwurm.

Wenig Unterstüzung von der Bundesregierung

Die Bundesregierung hatte zu der geplanten Startplattform zuletzt gemischte Signale gesendet. In der kürzlich vom Bundeskabinett verabschiedeten Raumfahrtstrategie wurde das Projekt nicht erwähnt. Man unterstütze „jede unternehmerische Initiative, die Investitionen aus dem Privatsektor anzieht“, sagte Anna Christmann, die Raumfahrtkoordinatorin aus dem Wirtschaftsministerium, dem Tagesspiegel. Die Grünenpolitikerin verweist aber auch stets darauf, dass in Europa bereits mehrere Startplätze für kleinere Raketen geplant sind.

Gefördert wird der Startplatz bis 2025 nun mit Mitteln des FDP-geführten Verkehrsministeriums – nach Initiative des Haushaltsausschusses. Die Summe von zwei Millionen Euro sei eher symbolisch zu verstehen, sagte FDP-Haushälter Frank Schäffler dem Tagesspiegel. „Es geht um eine kleine Anerkennung und Unterstützung.“

Raumfahrt ist Wachstumsmarkt

BDI-Präsident Russwurm wünscht sich insgesamt deutlich mehr Engagement von der Bundesregierung für die Weltraumwirtschaft. „Ob die deutsche Industrie wettbewerbsfähig bleibt, wird maßgeblich auch im All entschieden“, sagte er. Russwurm präsentierte auf dem Kongress eine Studie von Roland Berger, wonach der Markt für weltraumgestützte Anwendungen bis 2040 auf 1,25 Billionen Euro anwachsen wird.

Satelliten-Internet und Erdbeobachtungsdaten sind etwa für das autonome Fahren und die moderne Landwirtschaft wichtig. „Es droht im Weltraum eine erneute Abhängigkeit von ausländischen Staaten und Tech-Unternehmen“, warnte der BDI-Präsident. Denn in den USA und China investieren sowohl der Staat als auch private Akteure deutlich mehr.

Ein souveränes Deutschland müsse diese Zukunftstechnologie beherrschen, meinte auch Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt (SPD). „Für uns als Industrieland hat Raumfahrt eine enorme Relevanz, nicht nur als Technologielieferant im Bereich Daten, Klimaschutz und Forschung, sondern auch als Teil unserer kritischen Infrastruktur“, sagte Christmann.

Die Bundesregierung setzt hierfür vor allem auf die Privatwirtschaft. „Es ist der Wettbewerb privater Unternehmen, der die Raumfahrt gerade voranbringt“, betonte Schmidt. Die in den USA gestartete Kommerzialisierung der Raumfahrt will die Bundesregierung auch in Europa voranbringen. Bisher gehen Aufträge der europäischen Raumfahrtagentur ESA sowie der Europäischen Union überwiegend an einige wenige etablierte Großkonzerne – viele davon aus Frankreich.

Eine Internet-Satellitenkonstellation für die EU sollen allerdings erneut die großen Player wie Airbus, Thales und Eutelsat aufbauen. Christmann will nun erreichen, dass kleinere und mittlere Unternehmen aus Deutschland bei Unteraufträgen zum Zug kommen.

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