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Weniger Strahlkraft haben die Marken des größten europäischen Autokonzerns in Europa: Hier fiel der VW-Absatz im Oktober gegen den Trend leicht nach unten.

© dpa

VW: Weniger Geld für neue Autos

Der VW-Aufsichtsrat befasst sich mit der Investitionsplanung bis 2020. Der neue IG Metall-Chef Jörg Hofmann ist erstmals dabei.

In Wolfsburg steht mal wieder eine kleine Zeitenwende an. Jörg Hofmann, seit vier Wochen erster Vorsitzender der IG Metall, nimmt zum ersten Mal an einer Aufsichtsratssitzung der VW AG teil. Er löst Berthold Huber ab, der seit 2010 im Aufsichtsrat saß und in diesem Jahr eine historische Rolle spielte: Seitdem der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch im Frühjahr im Zwist um den Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn zurückgetreten war, amtierte der Gewerkschafter Huber als Aufsichtsratschef. Und war maßgeblich beteiligt an der Ablösung Winterkorns im September, als der Skandal um die Diesel-Abgasmanipulation Fahrt aufgenommen hatte.

Im Oktober dann übernahm der bisherige Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch den Aufsichtsratsvorsitz, nachdem er zuvor mehrfach und schriftlich versichert hatte, nichts vom Abgasbetrug gewusst zu haben. Nun tritt das „normale“ Aufsichtsratsmitglied Huber ab und Hofmann rückt nach. Der IG-Metall-Chef legt dafür sein Aufsichtsratsmandat bei Daimler nieder. Wie die Dinge liegen, wird er in Wolfsburg auch eher gebraucht als in Stuttgart. Zum Beispiel am Freitag. Dann trifft sich der VW-Aufsichtsrat zur alljährlichen Planungsrunde.

Es gibt einen neuen 5-Jahres-Plan

Im Herbst 2014 beschloss das Gremium einen Fünf-Jahres-Plan mit Investitionen von mehr als 100 Milliarden Euro. An diesem Plan wird nun geschraubt: Der neue Konzernchef Matthias Müller braucht Geld, um die Schäden und Klagen im Zusammenhang mit dem Dieselskandal zu bezahlen. Mehr oder weniger beschlossene Sache ist das Aus für den Luxuswagen Phaeton, eine Erfindung Piëchs, die es künftig nur noch als Elektrofahrzeug gibt. Die Entwicklung eines neuen Phaeton, der in der Gläsernen Manufaktur in Dresden gebaut wird, hätte ein paar Milliarden gekostet. Was aus Dresden wird, wo bisweilen auch ein paar Bentleys gebaut werden, ist offen.

Schätzungen zufolge wird die ursprüngliche Investitionsplanung um rund zehn Prozent, das wären zehn Milliarden, gekürzt. Das rasante Wachstums- und Akquisitionstempo, das unter Piëch und Winterkorn angeschlagen wurde und wodurch unter dem Konzerndach ein Dutzend Marken zusammenkamen, ist Geschichte. Und tatsächlich sind erste Folgen des Betrugs in den Absatzstatistiken erkennbar. Im Oktober verkaufte der größte Autohersteller Europas in der EU 277 000 Fahrzeuge, 0,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. VW-Modelle hielten sich relativ stabil (minus 0,2 Prozent), dagegen rutschten die Konzernmarken Seat (minus 11,4) und Skoda (minus 2,6 Prozent) deutlich stärker ab. Zu den 8,5 Millionen Dieselautos, die der Konzern in Europa manipuliert hat und im kommenden Jahr reparieren will, gehören auch Seat und Skoda. Der EU-Automarkt insgesamt legte im Oktober um 2,9 Prozent zu, vor allem Daimler (plus 21 Prozent) und BMW (plus 13,4 Prozent) waren gefragt.

VW informiert die US-Behörden

VW-Manager werden in den nächsten Tagen US-Behörden über die Pläne unterrichten, wie die Abgasmanipulation behoben werden soll. Die kalifornische Umweltbehörde hatte dazu eine Frist bis Freitag gesetzt. Die Verbraucherzentralen forderten derweil VW und Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) auf, zu gewährleisten, dass VW alle mit den Manipulationen entstehenden Kosten übernimmt. Zum Beispiel Mietwagen während der Umrüstzeit und geringere Wiederverkaufswerte. Der oberste Verbraucherschützer Klaus Müller appellierte an Dobrindt, eine entsprechende Weisung zu erteilen.

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