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Vorsicht Schulden. Hörsaal in Bochum.

© Fabian Stratenschulte/dpa

Warnung vor hohen Schulden: Kredite für Studenten als Geldanlage - fünf Prozent Zinsen

Der Deutsche Bildung Studienfonds begibt Anleihen, die mit Krediten für Studenten hinterlegt sind. Das bringt Anlegern einen satten Gewinn. Wer bezahlt diesen Gewinn?

Ein Zins von fünf Prozent ist in diesen Zeiten sehr gut. Wenn mit einer so verzinsten Anleihe Bildung gefördert wird, erscheint das Investment auch noch sinnvoll. Etwa beim in Frankfurt ansässigen Deutsche Bildung Studienfonds. Er hat, sagt Andreas Schölzel, Geschäftsführer des Fonds, mittlerweile drei Zehn-Jahres-Anleihen aufgelegt, die platziert sind und an der Börse gehandelt werden. Rund 3.000 junge Menschen haben bislang mit dieser privaten Studienunterstützung und damit dem Geld der Anleihekäufer über Kredite von bis zu 25.000 Euro ihr Studium finanziert. Es ist nur eine von vielen Optionen, mit denen sich Studierende finanzielle Unterstützung holen können. Billig ist das freilich nicht immer.

Vor rund 15 Jahren wurde der Studienfonds initiiert. Die Idee: Das Prinzip von Risikokapital auch auf Individuen anzuwenden. Studierenden soll durch die Einkommens-basierte Rückzahlung das finanzielle Risiko genommen werden. Auch jungen Menschen, die nicht von ihren Eltern unterstützt werden, soll so ein hochqualifiziertes Studium ermöglicht werden. Zwar müssen die Studierenden in der Auszahlphase keine Zinsen zahlen und den Kredit erst tilgen, wenn sie einen Job haben. Dann sind feste prozentuale Raten fällig, meist zwischen sechs und zehn Prozent des Einkommens über eine bestimmte Laufzeit.

"Wir kalkulieren mit einer Rendite von 12 bis 13 Prozent", sagt Schölzel. Das heißt: Die jungen Menschen zahlen - wenn sie einen Job haben - rein rechnerisch satte Zinsen. Schölzel erläutert ein typisches Beispiel: 9.800 Euro werden in Raten über 17 Monate gewährt. Festgelegt ist eine Rückzahlquote von 8,7 Prozent vom Jahres-Bruttoeinkommen von 36.709 Euro gestreckt über vier Jahre und vier Monate. Das ergibt für Tilgung und Zinsen insgesamt 14.052 Euro - für einen Kredit von 9.800 Euro.

Trotzdem ist die Nachfrage nach Krediten der Deutschen Bildung enorm. Sie sind offen für Studiengänge an staatlichen und staatlich anerkannten Hochschulen in Deutschland und im Ausland - unabhängig vom Einkommen der Eltern, oder von BAföG oder anderen finanziellen Unterstützungen. Einzige Voraussetzung: Das Abiturzeugnis muss ein deutsches sein, die Nationalität spielt keine Rolle. "Letztlich entscheiden wir uns für etwa 20 Prozent der Bewerber", sagt Schölzel. 500 haben im vergangenen Herbst den Zuschlag erhalten.

Es gibt auch günstigere Alternativen

Der Auswahlprozess ist für die Deutsche Bildung wichtig. Sie muss die Erfolgschancen der Studierenden bewerten und abschätzen, welcher wie bezahlte Job möglich ist. Wer künftig weniger als 1.500 Euro brutto im Monat verdient, muss nichts zurückzahlen, der Kredit verfällt. Liegt sein Einkommen unter den Erwartungen wird er allenfalls exakt die gewährte Summe tilgen, also ohne Zinsen. Richtig Geld verdient die Deutsche Bildung, wenn die Studierenden einen gut bezahlten Job ergattern. Klar ist: Studierende, die wegen ihres geringeren Einkommens oder wegen Arbeitslosigkeit den Kredit nicht tilgen können, bleiben schuldenfrei. "Das Risiko liegt bei uns", sagt Schölzel. Trotzdem geht das Modell auf. "Wir haben ein Portfolio von Geförderten, die Mischung macht es". Mittelfristig will er pro Jahr 2.000 Studierende für den Fonds gewinnen.

Die Konkurrenz ist freilich groß. 43 Studienkredite und Bildungsfonds listet der Studienkredit-Test 2017 des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) auf. Am beliebtesten ist der Studienkredit der bundeseigenen Förderbank KfW. 2016 gab es 26.400 neue Kreditverträge im Gesamtvolumen von 958 Millionen Euro, in den ersten neun Monaten 2017 weitere knapp neue 15.800 Darlehen. Im Schnitt werden 527 Euro monatlich ausgezahlt. Der Effektivzins liegt aktuell bei rund 3,6 Prozent, die Rückzahlung beginnt ab einem Mindesteinkommen von knapp 1.100 Euro netto. Hinter dem KfW-Kredit rangiert der Bildungskredit des Bundesverwaltungsamtes mit gut 14.700 Abschlüssen. Die effektiven Zinssätze für alle angebotenen Studienkredite liegen aktuell zwischen null und 6,5 Prozent.

Insgesamt nennt CHE 17 Studienkredite, fast die Hälfte meist zinsfrei von Studentenwerken. Dem stehen zwölf private Fonds gegenüber, bei denen die Rückzahlung vom Einkommen abhängt. Generell empfehlen die CHE-Tester wie auch die Experten des unabhängigen Verbraucherportals Finanztip den Studierenden, sehr genau zu prüfen, ob ein Kredit notwendig ist. Alle Möglichkeiten ohne oder mit nur geringer Rückzahlungspflicht sollten ausgeschöpft sein - also Jobben, Stipendien, BAföG und die Unterstützung durch die Eltern. Generell gelte: So wenig Kredit wie möglich.

Das seien Anlageprodukte, betont Finanztip mit Blick auf Bildungsfonds. Was die Studierenden letztlich an Zinsen zahlen, sei schwer erkennbar. Die Experten warnen ausdrücklich vor den Folgen eines Studienabbruchs, wenn eine Finanzierung nutzt wird: Der KfW-Kredit muss nach einer Karenzzeit trotzdem getilgt werden, bei Bildungsfonds wird die Finanzierung oft in einen normalen Ratenkredit überführt. "Wer also nur geringe Zweifel an einem erfolgreichen Abschluss seines Studiums hat, sollte auf einen Kredit verzichten".

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