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Wirtschaft: Was Ameisen lieben

DAS TESTURTEIL: 0 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen Ameisen haben viele Feinde: Frösche und Kröten, Spechte und Rotkehlchen haben es auf die kleinen Insekten abgesehen. Schimpansen angeln gern mit Stöcken nach ihnen, und Ameisenbären schlürfen sie mit ihrer klebrigen Zunge auf.

DAS TESTURTEIL: 0 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Ameisen haben viele Feinde: Frösche und Kröten, Spechte und Rotkehlchen haben es auf die kleinen Insekten abgesehen. Schimpansen angeln gern mit Stöcken nach ihnen, und Ameisenbären schlürfen sie mit ihrer klebrigen Zunge auf. Aber der größere Feind der Ameisen bin ich. Mit Ameisen verbindet mich ein jahrelanges Hassverhältnis. Es begann vor langer Zeit auf Lanzarote. In dem Apartment, das ich gemietet hatte, zog sich eine Ameisenstraße von der Küche über das Bett bis in den Vorgarten. Später in Berlin fanden zahlreiche Picknicks ein jähes Ende, als Tausende von Ameisen mitspeisen wollten.

Die schlimmsten Szenen spielen sich jedoch auf meinem Balkon ab. Kaum habe ich das Wintergestrüpp auf den Kompost geworfen und frische Blumen gepflanzt, kommen sie, meine Feinde. Sie suchen sich die prächtigsten Pflanzen aus und legen dort ihre Läusefarmen an. Der Kot der Läuse (Honigtau) ist ihre Leibspeise. Wie gute Bauern trippeln die Ameisen auf meinem Balkon hin und her und pflegen ihre Läusekolonien.

Was tun? Gift will ich nicht nehmen: Erstens baue ich auf meinem Balkon Erdbeeren und Tomaten an. Zweitens habe ich auch eine gewisse Hochachtung vor meinen Widersachern. Denn Ameisen sind stark, clever, und sie fressen tote Tiere und Pflanzen auf. Fürs Ökosystem sind sie daher durchaus nützlich.

Außerdem habe ich schlechte Erfahrungen mit starken Mitteln gemacht. Vor einigen Jahren habe ich einige Flaschen Essigessenz auf dem Balkon ausgekippt, um die Ameisen zu vertreiben. Die krabbelten unverdrossen weiter. Mir aber brannte die Lunge, mein Kopf schien zu explodieren, und mir wurde schwindelig. Im Jahr darauf bestellte ich ein Wundermittel aus dem Ökoversand. Eine Lotion, die nach Orange und Zitrone roch – Gerüche, die Ameisen nicht ertragen können. Ein Wunder geschah: Die Tiere zogen aus, alles war gut. Dann ging der Versand pleite, die Vorräte schwanden und das Elend nahm erneut seinen Lauf.

Nun habe ich mich erneut im Ökomarkt eingedeckt, mit Aries-Ameisenpuder (100 ml für 8,99 Euro), den man auf die Straßen der Ameisen streuen soll. Auch dieses Pulver zielt auf die empfindlichen Riechorgane der Tiere ab und enthält angeblich Gewürze, die Ameisen nicht mögen. Leider riecht dieses Pulver nicht nach Obstplantage, sondern nach den Bioläden der ersten Stunde – muffig und mottig. Dennoch habe ich das Pulver großzügig auf meinem Balkon verstreut. Die Ameisen haben das Pulver mit Interesse begutachtet – und großen Gefallen daran gefunden. Die Ameisenpopulation stieg. Ich vermute, meine Mitbewohner haben ihre Freunde nachgeholt. Klarer Fall: Dafür gibt es null Punkte.

Im nächsten Jahr bin ich schlauer. Dann hole ich Hilfe. Vielleicht einen Ameisenbären oder eine Spitzmaus. Denn auch Mäuse sind Ameisenkiller. Wie ich dann die Mäuse wieder loswerde? Darüber denke ich nach, wenn sie ihre Arbeit erledigt haben.

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