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Weg damit. Wertstoffe gehören nicht in den normalen Hausmüll.

© dpa

Wertstofftonne für Berlin: Gelb gleich orange

Nach langem Streit haben sich Alba und BSR auf eine einheitliche Wertstofftonne für ganz Berlin geeinigt.

Weil ein Bild manchmal mehr sagt als viele Worte, haben die Beteiligten zum Pressetermin am Montag ein bisschen Abfall mitgebracht: eine leere Waschmittelflasche, eine Weißblechdose sowie einen verbeulten Kochtopf, ein ausrangiertes Spielzeugauto und eine lecke Gießkanne. Nur wenige können verbindlich sagen, was davon in welche Tonne kommt und warum.

Die Vorstandschefs der kommunalen Berliner Stadtreinigung (BSR), Vera Gäde-Butzlaff, sowie des privaten Entsorgers Alba, Eric Schweitzer, gehören berufsbedingt dazu. Jetzt sind sie ins Domizil der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gekommen, um gemeinsam mit Umweltstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) alles in eine Tonne zu werfen.

Die Botschaft: Vom nächsten Jahr an sind gelbe und orange Tonnen nur noch optisch verschieden – aber inhaltlich völlig gleich: Als „Wertstofftonnen“ sollen sie fast alles schlucken, was die Bürger bisher entweder in die Gelbe Tonne (Plus) oder in die Orange Box zu werfen hatten. Eine Vereinfachung also – aber ganz so einfach wird es dann doch nicht: Die bisher in den Orange Boxes gesammelten Elektro-Kleingeräte, Datenträger sowie Holz und Textilien müssen künftig wieder auf den 15 Recyclinghöfen der BSR abgegeben oder an einem der berlinweit rund 50 Sammelplätze im öffentlichen Straßenland entsorgt werden.

Damit die Bürger lernen, dass Gelb und Orange künftig dasselbe sind, sollen die Tonnen mit farbig unterlegten Bedienungsanleitungen beklebt und alle Haushalte mit Infoblättern instruiert werden. Außerdem wurde die Internetseite „wertstofftonne-berlin.de“ eingerichtet.

Hinter der aus Bürgersicht banalen Neuerung steckt ein Kampf der Systeme, der mit harten Bandagen und sogar vor Gericht ausgetragen wurde. Denn die Abfälle sind in Zeiten knapper Rohstoffe und hochmoderner Recyclingtechnik ein Milliardengeschäft. Das wurde bisher auf zwei Wegen finanziert: In der Gelben Tonne oder dem Gelben Sack (der künftig „Wertstoffsack“ heißt) wurden Verpackungen gesammelt, deren Verwertung bereits mit dem Kauf des Produktes bezahlt worden ist („Grüner Punkt“). Was in der Orange Box und vorher in der Restmülltonne landete, wurde dagegen über die Gebühren der kommunalen BSR abgerechnet. Der Haken: Die „stoffgleichen Nichtverpackungen“ wie Spielzeugauto und Kochtopf vertragen sich zwar beim Recycling meist problemlos mit Waschmittelflasche und Blechdose, nur eben bei der Abrechnung nicht.

Rund zwölf Prozent macht der Anteil dieser blinden Passagiere in den Gelben Tonnen aus. Deshalb entsorgt die BSR künftig die Wertstofftonnen in zwölf Prozent des Stadtgebietes, während Alba wie gehabt den großen Rest übernimmt. Am Ende landet alles in der weitgehend automatisierten Alba-Sortieranlage in Hellersdorf. Die BSR beendet ihre Orange-Box-Sortierung bei einem privaten Entsorger in Köpenick. Das Bundeskartellamt hat nach Auskunft von Gaebler keine Einwände gegen die Fusion beider Systeme.

Den Umweltverband BUND stört, dass Elektrogeräte nicht mehr in die neue Einheitstonne dürfen. Alba-Chef Schweitzer begründet das mit der bundesweiten Gesetzeslage – und fügt hinzu, dass bei der alle drei Jahre fälligen Neuausschreibung der Entsorgungsaufträge die Kriterien geändert werden könnten. Ebenso wie die BSR-Chefin verweist er auf Erkenntnisse des Umweltbundesamtes, wonach sich die Geräte besser recyceln lassen, wenn sie separat zurückgegeben werden, statt zwischen anderen Dingen in einer Tonne zu landen – ob sie nun Orange Box oder Gelbe Tonne Plus heißt.

Rund sieben Kilo Abfall zusätzlich pro Person und Jahr hoffen die Unternehmen, nun recyceln zu können. Was wenig klingt, entspricht laut Schweitzer wegen der Größe Berlins dem gesamten Restmüllaufkommen von Potsdam.

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