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Wirtschaft: Windradbauer helfen sich selbst

Die Stromnetze sind zu schwach für neue Anlagen, sagen die Hersteller. Nun wollen sie selbst Netze bauen.

Berlin - Die Hersteller von Windenergieanlagen hierzulande drohen Opfer ihrer eigenen Erfolge zu werden. Die Windkraft leistet unter den Technologien der erneuerbaren Energien den mit Abstand größten Beitrag: 38 Prozent des erzeugten Grünstroms lieferten sie 2011. Auch die Bundesregierung setzt bei der Umsetzung der Energiewende auf Wind. Sie formulierte das Ziel, dass schon in acht Jahren allein auf dem Meer rund 3000 Windräder stehen sollen, die bis zu zehn Gigawatt erzeugen können.

Das klingt nach ausgezeichneten Aussichten für die Anlagenhersteller hierzulande. Dennoch stockt der Ausbau: Noch stehen noch keine 100 Räder in deutschen Meeren. Und auch die an Land neu installierte Windkraftleistung blieb 2011 wieder weit unter den Zahlen des bisherigen Rekordjahres 2002. Die Schuld geben die Anlagenbauer den Stromnetzbetreibern. „Der mangelnde Ausbau erweist sich zunehmend als Flaschenhals für die Energiewende“, heißt es in einer vom Branchenverband BWE bei der Hannover Messe vorgestellten Studie der Beratergesellschaft Ecofys. Wie drängend das Problem ist, zeige die steigende Abschaltung von Windenergieanlagen.

Bisher setzte die Branche darauf, dass Bund und Länder die Stromnetzbetreiber mit finanziellen Anreizen motivieren und die Bundesnetzagentur den nötigen Druck ausübt. Passiert ist offenbar zu wenig. Daher wollen die Hersteller nun gegebenenfalls ihre eigenen Netze bauen – und zwar mit einer technisch neuartigen Lösung: Das neue Zauberwort lautet „Einspeisenetze“. Diese würden eine direkte Verbindung zwischen einem oder mehreren Windparks zum Übertragungsnetz herstellen und so das Verteilernetz (110 Kilovolt), an dem gegenwärtig die meisten Windenergieanlagen angeschlossen sind, ergänzen, heißt es in der Studie. Da keine Verbraucher an solchen Netzen angeschlossen seien, müssten beim Bau auch nicht die üblichen Reservekapazitäten eingeplant werden. Das senke die Baukosten enorm. Erste Erfahrungen mit einem solchen Netz hat das Unternehmen Enertrag gesammelt, das in Brandenburg ein 250 Kilometer langes Einspeisenetz betreibt. „Zur Finanzierung der Einspeisenetze sollte jetzt ein Modell vergleichbar mit dem Netzentgelt entwickelt werden“, sagte BWE-Präsident Hermann Albers an die Adresse der Netzagentur. Kevin P. Hoffmann

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