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Ein Rohbau eines Mehrfamilienhauses mit Mietwohnungen in Köln-Ehrenfeld.

© dpa/Rolf Vennenbernd

„Wir brauchen viel mehr Wohnungen“: Immobilienwirtschaft hält Bauziele der Ampel bis 2026 für nicht erreichbar

400.000 neue Wohnungen wollte die Ampel-Koalition pro Jahr in Deutschland schaffen. Die Immobilienwirtschaft rechnet nicht damit, dass diese Zahl im laufenden Jahr und 2025 erreicht werden kann.

Die Immobilienwirtschaft rechnet mit einer anhaltend hohen Nachfrage nach neuen Wohnungen in Deutschland. „Wir brauchen auf absehbare Zeit viel mehr Wohnungen. Daran führt kein Weg vorbei“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA), Aygül Özkan, der „Augsburger Allgemeinen“ vom Montag.

Um den Bau anzukurbeln, forderte sie die Länder auf, die Grunderwerbsteuern zu senken und ihre Bauvorschriften zu vereinfachen. Zudem seien zinsverbilligte Darlehen vom Staat nötig.

„Wir müssen jetzt echt Gas geben. Wohnen ist ein Grundbedürfnis – so wichtig wie Wasser und Brot“, betonte Özkan. Was fehle, seien Wohnungen im mittleren Segment – „für die sprichwörtliche Krankenschwester oder den Polizisten, die beim Wohngeld vielleicht hinten runterfallen“.

Die Erkenntnis, dass wir Zuwanderung bekommen, also Flüchtlinge plus die gewünschte Arbeitsmigration für unsere Wirtschaft, die hat man ausgeblendet.

Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA)

Das lasse sich mit zinsverbilligten Darlehen der staatlichen Förderbank KfW ankurbeln. Dass die Regierung hier zwei Milliarden Euro für zwei Jahre bereitstellt, „freut uns sehr.“ Es zeige, „dass das Problem erkannt ist und die Prioritäten richtig gesetzt werden“, sagte die frühere CDU-Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration in Niedersachsen.

Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA).
Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA).

© Promo

Auf die Frage, warum es den Parteien über Jahre nicht gelungen sei, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sagte Özkan der Zeitung: „Weil die Erwartung an die demografische Entwicklung bei vielen noch eine andere war.“ Die meisten seien davon ausgegangen, dass wir eine schrumpfende Bevölkerung haben. „Die Erkenntnis, dass wir Zuwanderung bekommen, also Flüchtlinge plus die gewünschte Arbeitsmigration für unsere Wirtschaft, die hat man ausgeblendet.“

Seit 2015 seien Hunderttausende Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. „Sie alle müssen irgendwo wohnen“, sagte die ZIA-Geschäftsführerin weiter. „Außerdem sollen jedes Jahr mehrere hunderttausend Arbeitskräfte aus aller Welt hierherkommen, um den in allen Branchen spürbaren Personalmangel aufzufangen.“ Zudem lebten die Menschen in Deutschland länger; und immer mehr Menschen lebten allein.

Das ursprüngliche Ziel der Ampel-Regierung, pro Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, „werden wir auch in diesem Jahr nicht hinbekommen“, sagte Özkan. „2025 wahrscheinlich auch nicht.“ Sie warnte aber davor, in den Bemühungen nachzulassen. „Entscheidend ist, dass wir uns strecken, denn jede einzelne Wohnung zählt.“ Der ZIA ist der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft. Mitglieder sind 30 Verbände und rund 37.000 Unternehmen der Branche. (AFP)

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