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© picture alliance / dpa

Teures Benzin: Zehn Cent fehlen bis zum Spritpreisrekord

Der Liter Benzin kostet im Schnitt 1,48 Euro. Der ADAC hat bereits vorausgesagt, dass der durchschnittliche Benzinpreis 2010 wohl höher sein wird als im Vorkrisenjahr 2008. Doch die komplexe Marktlage macht Prognosen unmöglich.

Berlin - Dieses Jahr steuert auf einen unrühmlichen Rekord zu: Steigen die Spritpreise weiter, werden Autofahrer 2010 so viel für eine Tankfüllung zahlen müssen wie noch nie. Am Donnerstag kostete der Liter Benzin an deutschen Tankstellen im Schnitt 1,48 Euro. Das sind nur knapp zehn Cent weniger als 2008, als der Liter in der Spitze 1,58 Euro kostete – bevor die Finanz- und Wirtschaftskrise ausbrach und der Ölpreis drastisch abstürzte. Der ADAC hat bereits vorausgesagt, dass der durchschnittliche Benzinpreis 2010 wohl höher sein wird als im Vorkrisenjahr 2008. Auch Berliner müssen aktuell deutlich tiefer in die Tasche greifen: knapp 1,47 Euro kostete der Liter Sprit (Benzin/Super) am Donnerstag im Durchschnitt, Diesel 1,29 Euro.

Ob die Preise weiter klettern oder wieder fallen – darüber sind sich die Experten uneins. Zu unterschiedlich wird das Wechselspiel von Konjunktur, Öl- und Devisenmärkten und Spekulation interpretiert. Am Donnerstag stieg der Ölpreis erneut: Das Fass der US-Sorte WTI verteuerte sich auf 88,65 Dollar, Brent-Nordseeöl wurde mit 91,09 Dollar gehandelt. Am Mittwoch hatten Daten, die auf einen schwachen Verbrauch an Benzin und Destillaten in den USA hindeuteten, den Ölpreis noch belastet.

„Die Situation auf den Märkten ist verwirrend“, räumte Rainer Wiek vom Energie Informationsdienst in Hamburg ein. Prognosen für das kommende Jahr seien unmöglich. Und auch der Rückblick lasse Fragen offen. Die robuste Konjunktur in Asien und Europa mit entsprechend steigendem Ölbedarf könne die Preissprünge der vergangenen Wochen allein nicht erklären. „Die Preise waren im Jahresverlauf eigentlich überraschend stabil, wenn man bedenkt, dass es eine Schuldenkrise im Euroraum gab und große Unsicherheit in der US-Wirtschaft“, sagte Wiek.

Der Anstieg der Preise vor dem Jahresende wird auch mit dem Einstieg rein spekulativ orientierter Anleger erklärt. „Viele Investoren sind nicht am physischen Rohstoff interessiert, sondern an Gewinnen – egal mit welcher Anlageklasse“, sagte Wiek. Der Blick dieser Anleger richtet sich auf die Charttechnik, ein Instrument, das Schlussfolgerungen über die weitere Kursentwicklung zulässt. „Der Ölpreis steuert auf dreistellige Notierungen zu“, kommentieren zum Beispiel die Experten von HSBC Trinkaus. Auf dem Weg zur Marke von 100 Dollar ließen sich „nur noch untergeordnete horizontale Widerstände ausmachen“. Viel spricht für höhere Preise, weil der Euro derzeit im Vergleich zum Dollar schwach ist. Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, ist Rohöl damit in Euro gerechnet teurer.

Für die Realwirtschaft wäre ein weiterer Preisanstieg schmerzhaft. Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages ergab in der vergangenen Woche, dass neun von zehn Industrieunternehmen unter den steigenden Rohstoffpreisen leiden. Die Rohstoffrechnung falle für die deutsche Wirtschaft 2010 um rund 30 Milliarden Euro höher aus als im Vorjahr.

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