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Nichts sagen. Commerzbank-Chef Martin Blessing sah sich heftigen Vorwürfen der Aktionäre ausgesetzt.

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"Zwischen Pest und Cholera": Aktionäre der Commerzbank sind sauer

Dem Ausstieg des Bundes aus der Commerzbank steht nichts mehr im Weg. Trotz heftiger Proteste von Kleinaktionären beschloss die Hauptversammlung der Commerzbank am Freitag die für den Ausstieg notwendigen Kapitalmaßnahmen.

Frankfurt am Main - Dem Ausstieg des Bundes aus der Commerzbank steht nichts mehr im Weg. Trotz heftiger Proteste von Kleinaktionären beschloss die Hauptversammlung der Commerzbank am Freitag die für den Ausstieg notwendigen Kapitalmaßnahmen.

Das Institut wird seit Ende 2008 mit einer stillen Einlage von 16,2 Milliarden Euro und einer Beteiligung des Bundes von 25 Prozent plus einer Aktie vom Steuerzahler gestützt. Durch die Kapitalerhöhung will die Commerzbank bis Mitte Juni insgesamt elf Milliarden Euro einsammeln. Insgesamt will das Institut bis Sommer 14,3 Milliarden Euro an den Bund zurückzahlen. Zugleich wandelt der Bund einen Teil seiner stillen Einlage in Aktien um. Damit bleibt der Steuerzahler größter Aktionär der Commerzbank. Der Bund, der Großaktionär Allianz und weitere Großanleger hatten schon vor der Hauptversammlung, die sich bis in den Abend hinzog, ihre Zustimmung zugesichert. Viele Klein-Aktionäre waren von der „Mega-Kapitalerhöhung“ allerdings alles andere als begeistert. „Vorstandschef Martin Blessing darf sich nicht wundern, dass die Aktionäre auf die Barrikaden gehen“, sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Seit dem Ausbruch der Finanzkrise und der Übernahme der Dresdner Bank im Herbst 2008 müssen die Aktionäre auf eine Dividende verzichten. Auch der Aktienkurs ist seitdem massiv gefallen. Mit der Kapitalerhöhung drohe nun auch noch eine massive Verwässerung der Anteile. Die Anleger hätten nur „die Wahl zwischen Pest und Cholera“, sagte Nieding. Die DSW stimmte der Kapitalerhöhung dennoch zu. „Wir wählen die Cholera, weil sie wenigstens behandelbar ist. Aber wir haben erhebliche Leibschmerzen“, sagte Nieding. Die Geschäftsaussichten der Bank sind nach Ansicht von Nieding „überschaubar“. Der Einzige, der von der Kapitalmaßnahme und der Teil-Rückzahlung der Staatsbeteiligung profitiere, sei der Vorstand, weil die Deckelung der Gehälter auf eine halbe Million Euro pro Jahr wegfalle. Nieding zählte freilich noch zu den zurückhaltenden Aktionären.

Bernd Freitag etwa überschüttete Bank-Chef Blessing und Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller mit heftigen Vorwürfen, stellte einen Misstrauensantrag und forderte den unverzüglichen Rücktritt der Manager. Sie seien „personifizierte Wertevernichter“ und betrieben die „professionelle Verdummung“ der Aktionäre und der Öffentlichkeit. Sie hätten sich den „Schrott Dresdner Bank“ aufbinden lassen, arbeiteten mit „Hütchenspieler-Tricks“ und gebärdeten sich als „Sanierungsschauspieler“. Beide hätten das Vertrauen der Aktionäre komplett verspielt. „Treten Sie zurück, das ist das Beste was Sie für die Bank tun können.“

Andere Aktionäre hingegen signalisierten Verständnis für die größte Kapitalerhöhung in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Es gebe keine Alternative. Ansonsten drohe die Pleite und das Kapital der Aktionäre wäre vollkommen verloren.

Commerzbank-Chef Blessing machte den Aktionären Hoffnung auf bald wieder bessere Geschäfte. „Die Commerzbank hat die Wende geschafft. Wir sind ein Jahr früher in die Gewinnzone zurückgekehrt.“ Auch sei die Integration der Dresdner Bank weitestgehend abgeschlossen. Allerdings werden die Aktionäre auch für 2011 auf eine Dividende verzichten müssen. Eine Wiederaufnahme der Ausschüttung sei erst 2012 wieder möglich, sagte Blessing.

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