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Präsenzlehre - aber mit Maske (Symbolbild).

© picture alliance/dpa

Update

An FFP2-Masken wird festgehalten: Berliner Unis kehren zur Präsenz zurück

Im Sommersemester kehren die Berliner Unis wieder zum Präsenzbetrieb zurück. FFP2-Masken sollen bleiben, appelliert wird an freiwillige 3G-Regeln.

Vier Semester lang haben die Berliner Hochschulen überwiegend digital gelehrt – nun soll es wieder zurück auf den Campus gehen. Das kündigen FU, HU, TU und die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) auf Anfrage des Tagesspiegel für das Sommersemester an.

Auf entsprechende Eckpunkte hat sich auch die Pandemietaskforce der Hochschulen mit der Wissenschaftsstaatsekretärin geeinigt. „Es bleibt bei unserer Linie: Wir wollen das Sommersemester in Präsenz machen“, sagt Günter M. Ziegler, Präsident der Freien Universität, der aktuell für die Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten spricht.

Stundenplan wie früher

Niels Pinkwart, Vizepräsident für Lehre und Studium der Humboldt-Universität, sagt, auch von den Studierenden habe man frühzeitig die Rückmeldung erhalten, dass eine Rückkehr zur Präsenz gewünscht werde: „Diesen Wunsch haben wir natürlich gehört und wir freuen uns alle darauf – mit der nötigen Vorsicht.“

Aus allen Einrichtungen heißt es, dass der Stundenplan damit praktisch wieder so wie früher aussehen werde – man an vielen Stellen aber die in der Pandemie eingeübten digitale Inhalte zusätzlich in die Lehrveranstaltungen integrieren wolle. „Denn es wird natürlich auch Studierende und Lehrende geben, die nicht anwesend sein können“, sagt etwa Christian Schröder, Vizepräsident für Studium und Lehre der Technischen Universität – sei es, dass diese Personen Risikopatienten sind oder doch gerade in Quarantäne bleiben müssen.

Am Tragen von FFP2-Masken in geschlossenen Räumen soll dabei festgehalten werden. Das sieht auch das gemeinsam mit Staatssekretärin Armaghan Naghipour erarbeitete Eckpunktepapier für das Sommersemester vor, das an diesem Donnerstag veröffentlicht wurde. „In Lehrveranstaltungen in Gebäuden sowie auf Verkehrsflächen und in Fluren soll dabei weiterhin grundsätzlich eine FFP2-Maske getragen werden“, heißt es da. Je nach Gegebenheit vor Ort könnten die Hochschulen die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske auch anordnen.

Maskenpflicht - rechtlich schwierig

Rechtlich könnte das durchaus nicht einfach werden: Das Infektionsschutzgesetz sieht eine Maskenpflicht in Hochschulen nicht vor. Zu hören ist, dass diese über das Hausrecht oder das Arbeitsschutzrecht durchgesetzt werden könne. Staatssekretärin Naghipour erklärte, Wissenschaft und Gesundheitsschutz zusammen zu bringen, sei „nach wie vor eine Herausforderung in der aktuellen Pandemieentwicklung“.

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Er rechne nicht damit, dass es darüber zu Klagen kommt, sagt FU-Präsident Ziegler. „Ich bin begeistert, wie vernünftig unsere Studierenden sind.“ Er persönlich halte Maskentragen auch nicht für eine Grundrechtseinschränkung: „Wir sollten das nicht zu hoch hängen.“

Carsten Busch, Präsident der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) sagt: „Wir wollen die Präsenz, dann ergreifen wir auch die nötigen Sicherheitsmaßnahmen dafür.“ Bei den Fachhochschulen, also auch bei der HTW, beginnt das Sommersemester, schon an diesem Freitag. „Da werde ich dann vor 1000 Studierenden stehen und diese live begrüßen“, sagt Busch – „allerdings draußen“.

Infektionsgeschehen wird aufmerksam beobachtet

Gleichwohl werde das Infektionsgeschehen aufmerksam beobachtet, heißt es an allen Hochschulen. „Alles steht unter der Frage: Wie entwickelt sich das?“, sagt etwa TU-Vize Schröder. HTW-Präsident Busch verweist auf ein internes Monitoring, das ihn tagesgenau über an der HTW gemeldete Infektionen informiert. „Bei beunruhigenden Zahlen ziehen wir die Reißleine.“

Über die Maskenpflicht hinaus wird in dem Eckpunktepapier an Studierende, Lehrende, Forschende und Beschäftigte appelliert, „weiterhin gemeinsam und verantwortungsbewusst auf den Gesundheitsschutz zu achten“. Das sollte auch freiwillige Maßnahmen umfassen, etwa das Beachten der 3G-Regeln auf dem Campus und die Nutzung von Testangeboten. So sagt HTW-Präsident Busch, seine Hochschule bitte alle um selbstverantwortliche Beachtung der 3G-Kriterien, weil man eine institutionelle Kontrolle für rechtlich nicht durchsetzbar halte.

An der TU - wie an den anderen Hochschulen auch - soll digitale Lehre in die Präsenzveranstaltungen integriert werden.
An der TU - wie an den anderen Hochschulen auch - soll digitale Lehre in die Präsenzveranstaltungen integriert werden.

© Daniel Naupold/dpa

Die TU Berlin hält darüberhinaus an ihrer Lehrveranstaltungsplanung fest, in der Hörsäle mit der Hälfte der Plätze vergeben wurden, also mit bis zu 600 Personen im größten Raum. Werde Berlin zu einem Corona-Hotspot erklärt, würden zum Beispiel Pläne für schnell einführbare 3G-Kontrollen und die Ausgabe von Impfstickern vorliegen.  

Die FU geht bei der Belegung der Räume dagegen weitgehend von Normalbetrieb aus, die Anzahl der Teilnehmenden in Veranstaltungen kann je nach Lage in den Räumen bei Bedarf auch begrenzt werden, sagt Präsident Ziegler. 

Digitale Inhalte sollen die Lehre ergänzen

Wie wird es mit der Ausgestaltung der Lehre aussehen? Alle Präsident:innen haben wiederholt bekräftigt, ein Zurück zur Vor-Corona-Zeit werde es nicht geben. Gilt das jetzt immer noch?

Ja, kündigt TU-Vize Schröder an: „Wir haben viel gelernt, wir werden vieles nutzen, um die Präsenzlehre zu unterstützen.“. Große Vorlesungen sollen weiterhin parallel gestreamt werden für alle die, die nicht vor Ort sein können – oder es werden Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt. „Die Videos sind ja mit großem Aufwand produziert worden.“

Gibt es zu einer Vorlesung mehrere begleitende Tutorien, will die TU mindestens eines davon digital anbieten. Die Formate würden von den einzelnen Fächern und den Lehrenden abhängen. Sollte sich die Coronalage verschärfen, würde das auch die Möglichkeit bieten, die Präsenzlehre schrittweise herunterzufahren. Ein Seminar könnte etwa halbiert werden, die eine Hälfte der Studierenden von Zuhause teilnehmen.

Einige Vorlesungen werden live übertragen

„Die digitale Lehre hat große Fortschritte gemacht“, sagt auch FU-Präsident Ziegler. Wie Lehrveranstaltungen hybrid gestaltet werden, entscheiden an der FU die Fachbereiche selber. Als mögliches Beispiel nennt Ziegler ein Seminar, in dem ein Kollege aus Berkeley zugeschaltet statt eingeflogen wird, „was ja auch finanziell und ökologisch Wahnsinn wäre“.

HTW-Präsident Busch sagt, es gebe keinen Lehrenden mehr, der Unterlagen nicht digital aufbereiten und zur Verfügung stellen würde. Deutlich über zehn Prozent der Veranstaltungen sollen live übertragen werden.

Die HU habe bereits im Januar an die Lehrenden kommuniziert, dass hybride Elemente insbesondere aus didaktischen Gründen weiter wünschenswert sind, sagt HU-Vizepräsident Pinkwart – auch angesichts der unsicheren Pandemielage. „Die digitale Lehre wird die Uni nachhaltig verändern. Das wird spannend, wie sich das etabliert“, sagt Pinkwart. Strikte Vorgaben an die Fakultäten gebe es nicht, er gehe aber davon aus, dass ohnehin viele Lehrende zusätzliche digitale Lehrmaterialien anbieten. Prinzipiell sei die HU auf verschiedene Szenarien eingerichtet. 

Viele Studierende würden die Örtlichkeiten nach der langen Pandemiezeit noch gar nicht kennen, viele zum ersten Mal in Präsenz die Uni erleben, sagt Pinkwart – auch das werde spannend, diese alle an der Uni ankommen zu lassen. Für alle Willkommens-Formate zu finden, sei durchaus eine Herausforderung: „Aber auch das werden wir meistern.“

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