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Frau in gelbem Etuikleid: eine Berliner Modezeichnung um 1955-1958

© Ursula Walter geb. Neumann (Zeichnerin) Stiftung d. öff. Rechts, Berlin Lette-Verein (Beteiligte Institution)/Ursula Walter geb. Neumann (Zeichnerin) Stiftung d. öff. Rechts, Berlin Lette-Verein (Beteiligte Institution)

HTW Berlin stellt Modezeichnungen aus: Einblick in Entwürfe aus 100 Jahren

Mode spiegelt den Zeitgeist – das machen die Skizzen der Berliner Modeschulen aus den letzten 100 Jahren deutlich. Jetzt kann man die Zeichnungen in einer Onlineausstellung sehen.

Von Clara Dünkler

Die Frau trägt ein Kleid in strahlendem Gelb. Mit schnellen Pinselstrichen ist es ihr auf den gezeichneten Leib geschneidert. Die Skizze stammt aus den 1950er Jahren und ist nun neben vielen weiteren Modezeichnungen in der digitalen Ausstellung „Berlin zeichnet Mode“ erstmals zu sehen. Konzipiert und umgesetzt haben sie Studierende der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW).

Um möglichst viele Zeugnisse aus verschiedenen Dekaden zu erfassen, kooperierten die Studierenden etwa mit der Sammlung Modebild der Lipperheideschen Kostümbibliothek. Auch das Stadtmuseum Berlin und der Lette Verein, ein Träger von Berufsschulen, steuerten Skizzen aus ihren Archiven bei. So bietet der Onlinerundgang Einblick in Modestile und Entwurftechniken, die in den vergangenen 100 Jahren an Berliner Modeschulen entstanden sind.

„Mehrere Berliner Institutionen bewahren Modezeichnungen in ihren Sammlungen, aber es war bisher schwierig für das Fachpublikum und fast unmöglich für die Öffentlichkeit, diese zu finden“, sagte Dorothee Haffner, Professorin im Studiengang Museologie der HTW, die das Projekt leitete.

Die Museumsforscher:innen recherchierten die inhaltlichen und historischen Zusammenhänge der Archivfunde und stellten daran die Ausstellung zusammen. Dazu gehörte auch, die Urheberschaft der Skizzen zu klären und mögliche Nachkommen der Zeichner:innen ausfindig zu machen. Das sei manchmal gar nicht so leicht gewesen, heißt es im Ausstellungstext. Oder auch erfolglos, wie der Fall Marie Schulz. Die Rechtslage habe nicht geklärt werden können und so sind ihre Werke nur in verpixelter Form sichtbar.

Was die Recherchen der Studis zur Geschichte der Berliner Zeichentradition ergaben, wird jetzt ausschnitthaft an einzelnen Personen erzählt. Dabei führt die Website durch drei Abschnitte: „(K)eine Chronik: Modeschulen in Berlin“, „Funktion und Poesie“ und „Gestaltung und Gegenwart“. Die Sammlungsgegenstände erzählen indirekt auch vom Zeitgeschehen.

Entdecken lässt sich das zum Beispiel an Irena von Rügen, die in den 1920er Jahren aufwendige Kostüme für die großen Bälle der Reimann-Schule für Mode entwarf. Oder an Ursula Walter, die in den 1950er Jahren am Lette Verein eine Modeausbildung absolvierte. Im Kontrast dazu die Zeichnungen aus der DDR: Die im sozialistischen Sinne berufstätige Frau benötigte vor allem praktikable Alltags-Kleidung. Das sieht man auch den Skizzen an, die mit ihren harten Linien mehr auf die Funktion als auf Anmut abzielen.

Vielleicht inspiriert der Blick in die Geschichte auch künftige Designs von Berliner Modestudis.

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