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Lehrer mit Migrationshintergrund können besser zur Integration ausländischer Schüler beitragen.

© dpa

Bildungsstudie: Mehr Migranten sollten Lehrer werden

„Nichtdeutsche Lehrer bringen Schüler voran“ - das ist das Ergebnis einer Studie der Freien Universität Berlin. Demnach können Menschen mit Migrationshintergrund besser auf ausländische Schüler einwirken und vermitteln.

Deutschland braucht dringend mehr Lehrerinnen und Lehrer mit Migrationshintergrund. Sie können ausländischen Schüler als Vorbild dienen und besser auf deren Probleme eingehen, lautet die Hoffnung. Tatsächlich engagieren sich die meisten Lehrer mit Migrationshintergrund in besonderem Maße für Einwandererkinder. Viele übernehmen sogar Aufgaben als „Sozialarbeiter“, wenn bei ihren migrantischen Schülern und deren Familien etwas schiefläuft. Das ergibt eine Studie von Erziehungswissenschaftlern der Freien Universität Berlin, für die 200 Lehrende nichtdeutscher Herkunft nach ihrem professionellen Selbstverständnis befragt wurden. Insgesamt könnten diese Lehrerinnen und Lehrer als „change agent“ in der Schule wirken, die ihre Einrichtungen interkulturell voranbringen, heißt es.

71 Prozent der Befragten gaben an, in ihrem Unterricht besondere Rücksicht auf Migranten zu nehmen. 78 Prozent sagten, sie stärkten das Selbstbewusstsein von Schüler aus Einwandererfamilien. Zwei Drittel stimmten der Aussage zu, ihnen würde von diesen Jugendlichen mehr Vertrauen entgegengebracht als den nichtmigrantischen Kollegen. Häufig unterstützen Lehrer mit ausländischen Wurzeln ihre Schüler bei Familienkonflikten, für die es „kulturspezifischen Wissens bedarf“, wie es in der Studie heißt.

Allerdings wiesen einige Lehrer die ihnen zugeschriebene Rolle als Sozialarbeiter auch dezidiert zurück. Dass die Erwartungen an migrantische Lehrer womöglich manchmal zu hoch sind, zeigte sich auch bei der Frage nach der Vorbildfunktion. Viele würden zwar „empathisch“ ihre Vorbildfunktion bejahen und sie ausfüllen, heißt es. Andere täten sich aber durchaus schwer damit, diese Herausforderung anzunehmen.

Der Studie zufolge stammt der überwiegende Teil der befragten Lehrkräfte aus Einwandererfamilien, die in den 50er und 60er Jahren nach Deutschland kamen. Obwohl die Eltern oft nur über eine geringe formale Bildung verfügten, bescheinigen ihnen ihre Kinder, eine positive Haltung zur Bildung und ein gesellschaftliches Aufstiegsversprechen vermittelt zu haben. Das sei eine „unabdingbare Voraussetzung“ für den eigenen Bildungserfolg gewesen. Von ihren deutschen Kollegen fühlen sich mehr als 70 Prozent der Befragten anerkannt. Gleichwohl berichten sie auch über zahlreiche Diskriminierungserfahrungen. Ein Drittel gab an, als Schüler diskriminiert worden zu sein. Im Studium liegt der Wert bei 13 Prozent. 22,5 Prozent sagten, während ihrer Arbeit als Lehrer diskriminierende Erfahrungen zu machen.

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