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„Wetten, dass...?“ wurde anfangs von Frank Elstner (rechts), später Thomas Gottschalk und zwischenzeitlich auch von Wolfgang Lippert (Mitte) moderiert.

© dpa/Hartmut Reeh

„Der Erbonkel“: Wetten, dass Wetten erblich ist?

Für Millionen war „Wetten, dass“ vor allem eines: unterhaltsam. Doch für manche Menschen wird aus spaßig-spießigem Wetten mitunter ernste Sucht. Das hängt auch mit den Genen zusammen.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Ja, auch der Erbonkel gehört zur „Wetten, daß“-Generation. Unvergessen ist eine Sendung von 1982, die aber für mein damaliges schulisches Engagement beim Erwerb der französischen Sprache eher abschreckend wirkte: Ein 14-jähriger Schüler gewann die Wette, teils astronomisch große Zahlen besser ins Französische übersetzen zu können als sein Lehrer.

Das Wetten stand bei der 1981 von Frank Elstner erdachten und mit der nun aber wirklich allerallerletzten Moderation von Thomas Gottschalk beendeten Show nie im Vordergrund. Eher wurde Sensationslust gestillt, wenn Bagger Türme hochkletterten, und der Spaß an den verrückten Ideen der Wettkandidaten zelebriert: etwa zehn Personen auf das Bild eines Fotoautomaten zu bekommen oder Wurstmarken am Geschmack des Wurstwassers zu erkennen.

Der Lust am Wetten an sich, dem Nervenkitzel richtig oder falsch zu tippen, frönte die Sendung, dem Titel zum Trotz, aber nicht. Als Wetteinsatz spielte nicht Geld, sondern eher kreative Selbstbestrafung eine Rolle, etwa in einem Wok eine Bobbahn herunterzufahren. Wohl nicht ohne Grund.: Wetten kann süchtig machen, einige Menschen eher als andere, erblich bedingt.

Tatsächlich deuten Zwillingsstudien darauf hin, dass manche Menschen Genvarianten mitbekommen, die sie anfälliger für Impulskontrollstörungen machen, sodass sie häufiger zwanghaftes Glücksspielverhalten oder andere Süchte entwickeln. Offenbar handelt es sich um Gene, die regulieren, wie und wann und in welcher Menge bestimmte Botenstoffe und „Glückshormone“ ausgeschüttet werden. Der „Kick“, das erregende Gefühl beim Wetten, stellt sich bei ihnen eher ein als bei Menschen mit anderen Genvarianten.

Nun ist, trotz 217 Sendungen in 42 Jahren, kein Fall eines pathologischen „Wetten, dass“-Süchtigen bekannt worden. Dennoch sind ein paar nostalgische Entzugserscheinungen bei dem einen oder anderen nicht auszuschließen, wenn „Wetten, dass“ Geschichte ist. Wohl nicht nach blonden, witzelnden Alt-Moderatoren, aber sicher nach den vielen kreativen und unterhaltsamen Wettideen.

Was wir zum Leben mitbekommen und was wir weitergeben – jedes Wochenende Geschichten rund um Gene und mehr in der „Erbonkel“-Kolumne.

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