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In Sachsen-Anhalt gibt es keine Maskenpflicht mehr im öffentlichen Nahverkehr.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Die Folgen der Corona-Pandemie: Plötzlich auf Tests und Masken zu verzichten, wäre zynisch

Sars-Cov-2 zirkuliert nur noch als eines unter vielen Viren – das ist ein Grund zur Freude. Doch die Politik sollte sich gewissenhaft überlegen, welche Signale sie sendet.

Ein Kommentar von Birgit Herden

Kaum hatte der Virologe Christian Drosten das Wort „vorbei“ ausgesprochen, da folgerte Justizminister Marco Buschmann (FDP) bereits, sämtliche Corona-Schutzmaßnahmen müssten nun beendet werden. Diese prompte Reaktion mutet nicht zur seltsam an, weil man erst überlegen muss, welche grundrechtseinschränkenden Zwänge es zum Schutz vor dem Virus überhaupt noch gibt.

Befremden muss sie auch, weil Kliniken und Arztpraxen derzeit unter einer noch selten erlebten Überlastung leiden: Notwendige Operationen müssen verschoben werden, kranke Kinder können nur unzureichend behandelt werden.

Ohnehin konstatierte der Virologe nur das Offensichtliche: Sars-Cov-2 kann sich inzwischen weitgehend ungehindert ausbreiten, dennoch zirkuliert es in Deutschland nur als eines unter vielen Viren. Mehr Probleme bereiten den Kliniken derzeit Influenza und RSV. Der große Schrecken – dass sich ein neues Virus rasend schnell in einer Bevölkerung ohne Immunschutz ausbreitet – ist also gebannt.

Das ist ein bedeutender Unterschied zu endemischen Krankheitserregern, den man nicht kleinreden sollte und über den wir uns nach Herzen freuen dürfen. Zugleich aber ist Sars-Cov-2 eben das geworden: ein endemisches Virus.

Das bedeutet, dass es weiter zirkulieren und uns in kleineren und größeren Wellen immer wieder heimsuchen wird. Es gesellt sich zu den anderen Atemwegserkrankungen, insbesondere zur Influenza, die jährlich viel Leid verursacht und Menschenleben kostet.

Die Notlage des Gesundheitssystems ist eine Folge, eine Art Nachwehen der Pandemie. Damit sich Alte und Kranke ohne Lebensgefahr mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen können, bleibt es mindestens eine Geste der Mitmenschlichkeit, sich dort eine Maske aufzusetzen. Auch den Menschen in Kliniken und Arztpraxen gegenüber wäre es zynisch, der Belastung noch eins draufzusetzen. Die Oma im Pflegeheim wird auch niemand leichtfertig anstecken wollen.

Die Corona-Pandemie hat uns Werkzeuge zum Schutz vor Atemwegsinfekten beschert, die in manchem Kontext sinnvoll bleiben. Plötzlich auf Tests und schützende Masken zu verzichten, wäre in der jetzigen Situation töricht. Die Politik sollte sich gewissenhaft überlegen, welche Signale sie sendet.

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