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Die Humboldt-Universität.

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Gaskosten könnten um 400 Prozent steigen: Millionenausgleich für Berliner Unis gefordert

Für die steigenden Energiekosten der Unis fordern Vertreter von Koalition und Opposition eine vollständige Kompensation durch das Land. Ansonsten drohten massive Sparprogramme an den Unis.

Die Berliner Hochschulen gehen davon aus, dass die Kosten für die Beschaffung von Gas um mehr als 400 Prozent steigen könnten. Auch für Fernwärme und Strom sind erhebliche finanzielle Belastungen vorherzusehen.

Das geht aus der Antwort der Wissenschaftsverwaltung auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Adrian Grasse hervor. Den Hochschulen seien von der Energiewirtschaftsstelle des Landes folgende Energiekostensteigerungen prognostiziert worden: Erdgas um etwa 417 Prozent, Fernwärme um 216 Prozent, Strom um 124 Prozent.

Nach den eigenen Prognosen gehen die Hochschulen demnach von Energiekostensteigerungen von insgesamt 30 Prozent für 2022 und 55 bis 125 Prozent für 2023 aus. Belastbare Prognosen könnten aber voraussichtlich erst im vierten Quartal 2022 abgegeben werden.

In der Antwort wird bekräftigt, dass die Hochschulen zuversichtlich sind, mehr als die vom Senat geforderten zehn Prozent Einsparungen beim Energieverbrauch leisten zu können.

Adrian Grasse, wissenschaftspolitischer Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, forderte den Senat auf, „dafür Sorge zu tragen, dass es nicht zu tiefgreifenden Einschnitten in Forschung und Lehre kommt und der Hochschulbetrieb im Wintersemester nicht gefährdet ist“. Es sei klar, dass die Berliner Hochschulen die Zusatzbelastungen nicht allein aus ihrem Haushalt stemmen können.

Der Senat muss dafür Sorge kommen, dass es nicht zu tiefgreifenden Einschnitten in Forschung und Lehre kommt.

Adrian Grasse, wissenschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion

Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne) hatte im Tagesspiegel-Interview den Hochschulen bereits einen dreistelligen Millionenbetrag im Nachtraghaushalt in Aussicht gestellt, um die steigenden Energiekosten zu kompensieren.

Noch wird der Haushalt allerdings zwischen den Koalitionsparteien SPD, Grüne und Linke verhandelt. Tobias Schulze, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Linken und wissenschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion, sagte auf Anfrage, auch er gehe von Mitteln in der Höhe aus, die Gote genannt habe: „Auch wenn die Hochschulen ihre Einsparziele erreichen und auch wenn sie in geringem Umfang Eigenanteile und Rücklagen mobilisieren, werden dreistellige Millionenbeträge nötig sein.“

Die Koalition müsse letztlich das refinanzieren, was tatsächlich anfalle: „Das können dann auch deutlich mehr als hundert Millionen Euro sein.“ Würden die Heizkosten nicht komplett kompensiert, leite das ein heftiges Sparprogramm bei den Hochschulen ein. „Ich kann vor diesen Gedankenspielen nur warnen“, sagte Schulze. Die Hochschulen müssten hier als öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Kitas oder die Feuerwehr behandelt werden.

So denkt auch Ina Czyborra, wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion und stellvertretende Landesvorsitzende ihrer Partei: „Das ist sonst nicht für die Hochschulen zu stemmen.“ Würden die Hochschulen mit den Energiekosten alleine gelassen, „wäre das ein Desaster“. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Studierenden in den vergangenen Jahren sehr gelitten hätten, sei das nicht zu verantworten.

Schulze und Czyborra betonen beide, die zusätzlichen Energiekosten könnten die Hochschulen auch nicht aus dem 3,5-Prozent-Aufwuchs aus den Hochschulverträgen bezahlen. Das Geld würde zum Beispiel für höhere Tarifkosten und höhere Sanierungskosten gebraucht, sagt Schulze: „Diese hauen schon voll ins Kontor.“

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