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Ist’s am Murmeltiertag neblig, ist auch der schwarze Hut vergeblich.

© dpa

Tagesrückspiegel – Heute vor 136 Jahren: Und erstmals grüßt das Murmeltier

Eine etwas ältere Variante der Wettervorhersage kam einst als Folklore über den Atlantik. Und irgendwann als Film wieder zurück.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Auf den Weltfrieden! Wie haben wir gelacht, als Bill Murray und Andie MacDowell sich allabendlich zuprosteten. Heutzutage bleibt uns das Lachen im Halse stecken. Und wir wünschen so mancher Führungspersönlichkeit, sie würde am gleichen Tag erneut aufwachen und sich dann für etwas anderes, im Sinne des Weltfriedens, entscheiden.

Scheint am Murmeltag die Sonne, dann kick den Frühling in die Tonne

Der deutsche Filmtitel von „Groundhog Day“ ist inzwischen jedenfalls zur schon fast als urdeutsch empfundenen Redewendung für nicht unbedingt willkommen immer wiederkehrende Ereignisse und Personen geworden: Und täglich grüßt das Murmeltier.

Heute vor 136 Jahren, am 2. Februar 1887, wurde der Groundhog-Day, der echte Murmeltiertag, der den Rahmen des Filmes liefert, erstmals in Punxsutawney in Pennsylvania offiziell begangen.

Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“.
Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“.

© ddp images

Das aufzuweckende Murmeltier ist eigentlich ein Frosch. Also ein Wetterfrosch: Sieht es an einem sonnigen Tag seinen eigenen Schatten, bedeutet das, dass es nochmal richtig kalt und der zoologische Meteorolge sich noch lange Wochen wieder in seine Höhle zurückziehen wird. Ist es trüb draußen, ohne Sonnenlicht und ohne Schatten, dann beginnt der Frühling. Es gab tatsächlich Wissenschaftler, die untersucht haben, ob all die Generationen von „Punxsutawney Phil“, so heißt der murmelnde Wetterflüsterer, gute Kachelmänner waren oder nicht. Studienergebnis: Eher nicht so.

Ist der Murmeltag ein grauer, wird das Wetter recht bald lauer

Vielleicht liegt das aber am Land oder Kontinent, denn der Brauch kommt natürlich, wie so vieles US-amerikanische, ursprünglich aus Europa. Unter anderem aus Deutschland. Am 2. Februar feiern die  Katholiken Mariä Lichtmess. Der Tag gilt als Ende der Dunkelheit, denn er ist dann schon etwa einen Stunde länger als zur Wintersonnenwende.

In Deutschland machten einst Dachse den Murmeltierjob.
In Deutschland machten einst Dachse den Murmeltierjob.

© imago images/R. Kistowski/wunderbare-Erde / Ralf Kistowski via www.imago-images.de

Es ist auch der Tag, an dem das „Bauernjahr“ beginnt. Und in Teilen Deutschlands befragte man rund um jenen Tag ein anderes heimisches Tier, nach dem Motto: „Sonnt sich der Dachs in der Lichtmess-Woch’, kriecht er noch sechs Wochen in sein Loch“.

Das Murmeltier weiß nichts vom Wetter, und war im Herbst auch deutlich fetter

Oder, ganz un-tierisch: „Ist’s an Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“ Alles ganz ähnlich also wie in Punxsutawney.

Vom Weltfrieden ist außer im Film seltsamerweise im Zusammenhang mit all den Tierorakeln nirgends die Rede. Aber das schattige geopolitische Wetter derzeit, bei dem man sich so lange es geht eigentlich in eine Höhle verkriechen will, kriegt man ja auch so mit.

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