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Pilsner Urquell Wagen, aufgenommen im April 1959.

© imago stock&people/imago stock&people

Heute vor 181 Jahren: Ein Bayer braut das erste Pils in Pilsen

Mit einer modernen Art zu brauen revolutionierte Joseph Groll das Bierbrauen und prägt mit seinem Bier den heutigen Trinkgenuss.

Eine Kolumne von Frane Kulas

Wasser, Malz, Hopfen und Hefe sind die einzigen Zutaten, die beim Bierbrauen nach dem Reinheitsgebot verwendet werden dürfen. Dennoch bleibt genügend Möglichkeit zum Variieren. Das wusste auch Joseph Groll, ein Braumeister aus Bayern, der ins tschechische Pilsen geladen wurde, um dort ein ganz neues, schmackhaftes Bier zu kreieren – jenes „Pils“, das heute weltweit getrunken wird.

Pils ist, wie die meisten Biere heutzutage, ein untergäriges Bier: Die Hefe gärt bei kühlen Temperaturen. Dadurch sinken die Hefezellen, im Gegensatz zur obergärenden Methode, nach unten ab. Das hat Auswirkungen auf Geschmack, Geruch, Konsistenz und Aussehen. Und diese Änderung schien den Pilsener Bürger:innen zu schmecken.

Damals war untergäriges Bier, obwohl länger haltbar, viel seltener anzutreffen, da die Hefe auf einer Temperatur zwischen vier und neun Grad gehalten werden muss. Aber Kühlschränke, die das über längere Zeit gewährleisten konnten, gab es noch nicht. Daher wurde überwiegend obergäriges Bier gebraut, denn die dafür benötigten 18 bis 22 Grad waren leichter zu bewerkstelligen.

Joseph Groll revolutionierte das Bierbrauen.
Joseph Groll revolutionierte das Bierbrauen.

© IMAGO/Heritage Images/IMAGO/? Fine Art Images/Heritage Images

Doch das dunkle, obergärige Bier schmeckte den Pilsener:innen nicht. Es ist sogar ein „Bier-Protest“ dokumentiert, bei dem mehrere Bierfässer in der Öffentlichkeit demonstrativ ausgeschüttet wurden. Die lokale Bier-Revolte soll schließlich zur Einladung Joseph Grolls nach Pilsen geführt haben. Am 5. Oktober 1842, heute vor 181 Jahren, braute er das erste „Pils“ oder „Pilsner“.

Es wurde rasch immer beliebter und der Name setzte sich bald für jedes helle, leicht bittere Bier durch, auch wenn es nicht aus der westböhmischen Stadt kam. Als dann auch noch Brauhäuser begannen, mit der Bezeichnung „Pilsner“ zu werben, klagte das Brauhaus in Pilsen dagegen.

Eine Illustration der Urquell Brauerei in Pilsen, Tschechien.
Eine Illustration der Urquell Brauerei in Pilsen, Tschechien.

© IMAGO/Heritage Images/IMAGO/? Fine Art Images/Heritage Images

Erfolglos. Denn der Begriff sei eine „Typus- und keine Herkunftsbeschreibung“, so die Gutachter. 1899 wurde die Bezeichnung „Pilsner“ als Sortenbeschreibung schließlich gerichtlich festgelegt.

Dem Erfolg des Pilseners tat das keinen Abbruch. Den Statistiken nach ist es das beliebteste Bier Deutschlands und Tschechiens. In der Stadt Pilsen findet heute übrigens, so wie jedes Jahr am 5. Oktober, das Pilsnerfest zur Feier des Hopfengetränks statt. Prost!

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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