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Sonde vor Gaslandschaft. So stellte sich ein Nasa-Künstler Galileo im orbit vor.

© picture-alliance/dpa / picture-alliance/dpa

Heute vor 32, 31 und 27 Jahren: Und Galileo bewegt sich doch

Ein dreifacher 8. Dezember, ein doppeltes Comeback, ein einziges Ziel: Die Reise des ersten menschgemachten Gefährtes, das den Orbit um einen der äußeren Planeten erreichte, war alles andere als eintönig.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Die Geschichte beginnt, so richtig, am 18. Oktober 1989. Und sie wäre sicher auch hierzulande prominenter in den Nachrichten gewesen, wenn... ja wenn es nicht der Herbst 1989 gewesen wäre. Selbst in dem war es noch ein besonderer Tag. Denn Erich Honecker wurde als SED-Generalsekretär und DDR-Staatsratsvorsitzender entmachtet. Er flog auch aus dem Politbüro.

Verzögerte Mission

Rausgeflogen ist an jenem Tag aber eben auch Galileo. Ins All, an Bord des Space Shuttles Atlantis. Geplant gewesen war der Start dieser Raumsonde, benannt nach dem „Und-sie-bewegt-sich-doch“-Astronomen, der als erster die Monde des Jupiter beobachtete, schon für 1986. Doch nach der Challenger-Katastrophe im Januar jenes Jahres blieben die Raumgleiter für mehr als zweieinhalb Jahre am Boden.

Doch an jenem geschichtsträchtigen Tag machte sich Galileo dann doch auf den Weg. Der Start von Atlantis mit der Sonde, die den Jupiter erforschen sollte und die auch ein paar Instrumente aus deutscher Produktion an Mord hatte, nachmittags deutscher Zeit, war international „Big News“.

Aufnahme vom Jupiter und zwei Monden

© Nasa

Anders als Honecker gelang Galileo, sogar zweimal, ein Comeback, nämlich gut ein Jahr später, am 8. Dezember 1990, und genau ein Jahr darauf noch einmal, am 8. Dezember 1991. Des Schwunges wegen kehrte die Sonde an diesem Doppeldatum heute vor 32 und 31 Jahren zweimal zur Erde zurück. Denn ein Raumfahrzeug kann sich durch gut getimte Vorbeiflüge an Himmelskörpern aus deren Gravitation und Orbit-Bewegungsenergie genügend Kraft abholen, um danach beschleunigt weiterzufliegen.

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Galileo nutzte solche im Raumfahrt-Jargon „Gravitational Assists“ oder auch „Sling Shots“ genannten Booster nicht nur doppelt an der Erde, sondern einmal auch an der Venus. Auf seiner Reise passierte er auch noch zwei Asteroiden: Bei „Gaspra“ Ende Oktober 1991 war es das erste Mal überhaupt, dass ein irdisches Raumfahrzeug sich einem solchen Himmelskörper näherte. Und Ida, besucht und fotografiert im August 1993, war der erste Asteroid, bei dem ein ihn umkreisender Mond entdeckt wurde.

Die Sonde in ihrem Lauf...

Dann, 1995, kam der wirklich entscheidende 8. Dezember. Einen Tag zuvor war die Sonde im Jupitersystem angekommen und hatte, nach dem entgegengesetzten Prinzip der Slingshot-Beschleunigung, sich durch den Jupitermond Io schon etwas, aber nicht ausreichend, bremsen lassen.

Galileo im Oktober 1989: Die Sonde wird im Erdorbit von den Astronauten der Raumfähre Atlantis den unendlichen Weiten übergeben.

© NASA/Smithsonian Institution / NASA/Smithsonian Institution

Kurz nach Mitternacht Greenwich-Zeit zündeten deshalb wie geplant heute vor 27 Jahren die Bremstriebwerke, was dafür sorgte, dass die Sonde nicht einfach weiter ins All raste. Galileo wurde damit zum ersten menschgemachten Raumschiff im Orbit um einen der äußeren Planeten. Was folgte waren acht Jahre intensiver Erforschung von Planet Nummer 5 und seiner Monde.

Rechnet man die Spanne vom Start am Tage von Honeckers Entmachtung bis zum 21. September 2003, an dem Galileo in den Jupiter stürzte, war die Amtszeit der Sonde sogar ein Jahr länger als die des Genossen Staatsratsvorsitzenden. Und es war ein geplanter Abgang nach langer, sehr revolutionärer Arbeit.

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