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Im Februar kam es zu weiteren Schneefällen, in denen dieser Zug nach Puttgarden stecken blieb.

© picture alliance/AP/Helmuth Lohmann

Tagesrückspiegel – Heute vor 44 Jahren: Als Deutschland im Schnee versank

Ende 1978 begann, was ein „Jahrhundertwinter“ werden sollte. Eine ungewöhnliche Wetterlage entwickelte sich zur Schneekatastrophe.

Eine Kolumne von Patrick Eickemeier

Nach Weihnachten herrschte in weiten Teilen Deutschlands noch für die Saison typisches mitteleuropäisches Wetter, mit Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt. Doch für die Zeit um den Jahreswechsel braute sich im Norden bereits die „Schneekatastrophe“ zusammen, die den Winter 1978/79 zum Jahrhundertereignis machen sollte.

Über der Ostsee lag eine Luftmassengrenze. Nördlich beherrschte ein Hochdruckgebiet über Skandinavien das Wettergeschehen – mit arktischer Polarluft und Temperaturen, die teilweise noch unter 40 Grad Celsius unter dem Gefrierpunkt fielen. Über dem Rheinland, südlich jener Grenze zwischen den Luftmassen, lag ein Tiefdruckgebiet mit feuchter Luft und deutlich milderen Temperaturen einige Grad über Null.

„Nach anhaltenden heftigen Schneefällen kam schließlich am 30. Dezember die Polarluft Richtung Alpen voran“, beschreibt der Deutsche Wetterdienst den Beginn des Jahrhundertwinters.

Es zeigte sich nun noch deutlicher, wie stark die Unterschiede auf den beiden Seiten einer Luftmassengrenze sein können. In Baden-Württemberg und Bayern habe noch Biergartenwetter geherrscht, während 100 Kilometer weiter nördlich bereits Frost, Glatteisregen und heftige Schneefälle einsetzten. In den Städten Hof und Weiden sei die Temperatur innerhalb von 24 Stunden um 28 Grad Celsius gefallen, als die Grenze über sie hinwegwanderte.

Vor allem Nord- und Ostdeutschland versanken unter andauernden Schneefällen. Auf beiden Seiten der innerdeutschen Grenze kam es zu Schneeverwehungen bis zu sechs Metern Höhe. Autos und Züge blieben stecken, Strom- und Telefonnetze fielen aus, Ortschaften und Inseln waren zeitweise komplett von Versorgung und Kommunikation abgeschnitten. In der Bundesrepublik starben in der Kälte 17 Menschen, in der DDR mindestens fünf.

Die bis in den März 1979 geschlossene Schneedecke begünstigte weitere Kältewellen in Europa. Im Februar fielen in Teilen Norddeutschlands erneut bis zu 80 Zentimeter Schnee. Laut der Aufzeichnungen des DWD war der lange, kalte und schneereiche Winter von 1978/79 aber gar nicht so einmalig. Vergleichbar harte Winter habe es etwa 1962/63, 1984/85 und 1986/87 gegeben.

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