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Lucy: Ein (aufrechter) Zwischenschritt zum Menschen.

© mauritius images / Alamy Stock Photos / MLouisphotography/Alamy Stock Photos / MLouisphotography

Heute vor 49 Jahren: Lucy und der aufrechte Gang

Schon vor über drei Millionen Jahren gingen die Vorfahren des Menschen auf zwei Beinen. Der moderne Mensch pfeift inzwischen auf seine Evolutionsgeschichte und hat die anstrengende Tätigkeit auf ein Mindestmaß reduziert. Mit Folgen.

Eine Kolumne von Stephanie Eichler

Wo kommen wir her und wo gehen wir hin? Den ersten Teil der Frage können Paläoanthropologen und Paläoanthropologinnen beantworten, die den Stammbaum des Menschen erforschen. Zum Beispiel der US-Amerikaner Donald Johanson und sein Team. Am 24. November 1974, heute vor 49 Jahren, stießen sie in einem ausgetrockneten Flusslauf bei Afar in Äthiopien auf die Überreste eines menschlichen Vorfahren, einer jungen Erwachsenen.

Lucy, so benannt, weil während der Ausgrabungsarbeiten der Beatles-Song „Lucy in the Sky with Diamonds“ lief, muss zu Lebzeiten etwa ein Meter groß und 30 Kilogramm schwer gewesen sein. Das schlossen Johanson und Kolleg:innen aus den 3,2 Millionen Jahre alten Knochen, rund 60 Prozent des Skeletts eines Australopithecus afarensis.

Zum schillernden Diamanten der Anthropologie wurde Lucy, weil ihre Knochen sowohl typische Körpermerkmale von kletternden Affen, als auch schon menschliche Züge zeigten, vor allem: Lucy konnte aufrecht gehen. Für Evolutionsforscher war das damals eine Sensation! Inzwischen gilt als belegt, dass schon vor Lucy Menschenaffenarten damit begonnen hatten, sich aufzurichten.

So entscheidend der aufrechte Gang und damit die Freigabe der Hände für den Werkzeuggebrauch für die menschliche Entwicklung auch gewesen sein mag: Heute läuft der durchschnittliche Homo sapiens weniger als je zuvor in seiner Evolutionsgeschichte.

Statt im Auto oder im Büro zu sitzen, sollten wir generell mehr gehen, sagt die Bewegungsforschung, egal wohin. Jeder zweite bewegt sich zu wenig, obwohl Studien zeigen: Wer täglich acht Stunden sitzt, sollte das durch wöchentlich fünf Stunden Sport ausgleichen, ob nun „Walking“, „Jogging“, „Running“ oder einfach Spazieren gehen. Das ist gesund, für Menschen ganz bestimmt. Und für Vormenschen wohl auch, jedenfalls gesünder als Klettern. Forschende der Universität Texas entdeckten 2016 Brüche an Lucys Oberarm- und Oberschenkelknochen sowie am Schulterblatt, dem Becken und einer Rippe. Offenbar war Lucy einst beim Herumklettern in einem Baum aus großer Höhe abgestürzt und dann an ihren Verletzungen gestorben.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Tagesrückspiegel-Kolumne hier.

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