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Die American Can Company in Baltimore, Maryland, brachte das Bier in die Dose und die Bierdose in die Welt.

© imago images/appalachianviews

Tagesrückspiegel – Heute vor 88 Jahren: Pils, Export und hopp. Als das Bier in die Dose kam

Yes we Can. Gerstensaft in Büchsen abzufüllen ist platzsparend, geschmacksschonend – und ziemlicher Müll.

Eine Kolumne von Richard Friebe

Es ist 20 Jahre her, da wurde unter maßgeblicher Beteiligung eines Mannes, der noch heute Bundestagsabgeordneter ist, in Deutschland das so genannte Dosenpfand eingeführt. Der Mann heißt Jürgen Trittin und ist heute unter anderem Stellvertretender Vorsitzender der deutsch-russischen Parlamentariergruppe. Deren Arbeit ist derzeit allerdings suspendiert. Seinerzeit war er Bundesumweltminister.

Einwegpfand“ ist eigentlich der richtige Begriff für das, was Trittin damals gegen viele Widerstände durchsetzte. Denn neben Weißblechdosen ist über dieses Gesetz auch die Rücknahme von Plastikflaschen und nicht erneut zu befüllenden Glasflaschen geregelt.

Triitins zum Teil recht vermurkstes Vermächtnis

Eine Recycling- und Wiederverwendungs-Revolution im Sinne einer wirklichen, unter dem Strich sinnvollen Kreislaufwirtschaft ist nicht dabei herausgekommen. Nach wie vor gibt es einerseits sehr viele Ausnahmen. Die Hoffnung, dass das Einwegpfand Leute animieren würde, dann gleich Mehrweg zu kaufen, erfüllte sich auch kaum. Eher wurden Tetra- und andere „Paks“ mehr, und deren Material durch Verbundtechnologien und angeklebte Plastikdeckel und dergleichen immer schwerer recyclebar. Und das, worum es eigentlich geht oder ging, ist noch immer oft eher schlecht umgesetzt: die umwelt- und ressourcenfreundliche Wiederverwertung der bepfandeten Flaschen und Dosen.

Dosenpfand - eine gescheiterte Idee? Seit 2008 werden mehr Getränke in Einwegverpackungen als in Mehrwegverpackungen verkauft.

© dpa

Die Themen Pfand – oder eben kein Pfand – und Getränkedose sind tatsächlich von Anfang an miteinander verbunden. Denn eine der Hauptmotivationen, Bier überhaupt statt in Flaschen in Blechdosen zu füllen, war, dass man sich damit das Geraffel mit dem Pfand sparte.

Braumeister Krueger aus der New Yorker Nachbarschaft

Am 24. Januar 1935, heute vor 88 Jahren, wurde in den USA erstmals Dosenbier verkauft. Bei der Brauerei Gottfried Krueger in Newark in New Jersey hatte man von der Firma „American Can“ ein Verfahren einführen lassen, Bier samt Kohlensäure in innen speziell beschichtete Blechdosen zu füllen.

Dass der Bierbehälter nicht zurückkam, im Sinne von Einweg und von Wegwerf, war „eingepreist“ und erstmals Teil des Konzepts. Zudem war „canned beer“ leichter, unempfindlicher und wegen des fehlenden Halses raumsparender als das in Flaschen. Dazu kam, dass das Bier in kompletter Dunkelheit lagerte. Das verhinderte die lichtbedingte Spaltung von Riboflavinen und weitere organisch-chemische Reaktionen, die letztlich zu Geschmacks-und Geruchsproblemen führen.

...und dann auch noch Craft-Bier in Dosen

© Kitty Kleist-Heinrich

Und die amerikanischen Kunden, die ohnehin nach Jahren der Prohibition erst seit kurzer Zeit wieder offiziell Bier mit 3.2 Prozent Alkohol trinken durften, liebten es – obwohl sie anfangs eigenhändig Löcher in die Dosen nageln mussten.

Wem gehört die Flasche?

Das Flaschenpfand zu Zeiten der ersten Bierdosen war nicht einmal staatlich verordnet. Es existierte schlicht aus einer Tradition heraus, dass man Sachen, die einem nicht gehören, nicht behält, kaputtmacht doer in den Müll schmeißt. Als solche galten Bierflaschen von Anfang an. Sie trugen das Logo des Herstellers und wurden dem Händler oder dem Wirt zurückgegeben. Als das freiwillig nicht mehr recht funktionieren wollte, wurden Pfandsysteme eingeführt. Dafür sorgte nicht etwa ein Gesetz, sondern aus ökonomischer Notwendigkeit die Hersteller selbst. In Deutschland einigten sich erstmals 1903 Frankfurter Brauerrein auf ein vereinheitlichtes System, in den USA je nach Region schon früher.

Die erste deutsche Getränkedose wurde auch schon 1937 vorgestellt. Sie kam aber nie auf den Markt, weil die Nazi-Rüstungsindustrie bald alles anderswo nicht unbedingt nötige Metall zugeteilt bekam. Erst 1951 gab es von der Henninger-Brauerei ein erstes Dosenbier.

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