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Bisher war eine Icarus-Antenne am russischen Teil der ISS angebracht.

© Nasa

Internet der Tiere: Forscher testen neue Generation von Icarus-Satelliten

Nach dem vorläufigen Ende des Icarus-Projekts aufgrund des Ukrainekriegs setzen Forscher die Arbeit am globalen Tierbeobachtungssystem fort, diesmal unabhängig von der ISS.

Ein „Internet der Tiere“, angelehnt an das „Internet der Dinge“ – das ist die Vision des Icarus-Teams (International Cooperation for Animal Research Using Space). Leichte, an Tiere angebrachte Sensoren sollen Daten über die Bewegung und das Verhalten ihrer Träger an einen Empfänger im Weltraum senden. So können selbst Tiere an schwer zugänglichen Orten beobachtet werden, wie dem Ozean, in Wüsten oder im Regenwald. Ziel der Forschenden ist es, mehr über das Ökosystem und Klima zu lernen, und wie die Tiere auf deren Veränderung reagieren.

Bereits 2020 wurde eine Antenne auf dem russischen Modul der Internationalen Raumstation ISS angebracht. Als Folge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde die Partnerschaft zwischen der deutschen und der russischen Raumfahrtbehörde jedoch eingestellt und das Projekt unterbrochen.

Das Projekt soll nun in veränderter Form fortgesetzt werden: Statt einer Antenne wird die gesamte Technik auf einem sehr kleinen Satelliten untergebracht, dem sogenannten CubeSat. Dieser ist mit einem nachrichtentechnischen Empfängersystem ausgestattet. Die neue, faltbare Antenne ist lediglich zwanzig Zentimeter lang, der Computer ist daumengroß. Im Vergleich zu seinem Vorgänger verbraucht der Empfänger nur ein Zehntel der Energie, kann aber viermal mehr Tiersender gleichzeitig auslesen.

Eine Amsel trägt einen der unter 5 Gramm schweren Icarus-Sender.
Eine Amsel trägt einen der unter 5 Gramm schweren Icarus-Sender.

© picture alliance/dpa/MPI für Ornithologie/MaxCine

„Wir haben den technologischen Fortschritt in den letzten Jahren genutzt, um unseren Betrieb zu verbessern. Jetzt können die Forschenden über das Icarus-satellitenbetriebene Empfängersystem viel effizienter mit den Sendern der Tiere kommunizieren“, sagt Martin Wikelski, der das Projekt am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie leitet.

Mitte Juni startete ein CubeSat von Kalifornien aus ins All. Das Icarus-Team führt derzeit letzte Tests des Empfängersystems durch. Im Oktober 2024 soll die zweite Icarus-Generation gestartet werden. Der Satellit wird sich, wie auch die ISS, in einer erdnahen Umlaufbahn befinden. In Zukunft soll das Icarus-CubeSat-System durch ein Netz von Satelliten erweitert werden, um Daten nahezu in Echtzeit übertragen zu können.

„Echtzeitdaten werden den Verantwortlichen für den Naturschutz weltweit die Möglichkeit geben, die biologische Vielfalt viel effizienter zu schützen“, sagt Wikelski. Auch die Sender sollen mithilfe künstlicher Intelligenz optimiert werden. „Das jetzige System ist ein Quantensprung: mit ihm können uns die Tiere nun ihre Geschichten über ihr Leben erzählen.“

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