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Positiver Antikörpertest. In Hannover gibt es vier Kinder mit PIMS.

© Imago

Neuartige PIMS-Krankheit in Hannover: Fälle von mysteriöser Autoimmunerkrankung bei Kindern auch in Deutschland

Bei vier erkrankten Kindern sind in Hannover Antikörper gegen das Coronavirus festgestellt worden. Die Symptome ähneln dem Kawasaki-Syndrom.

Die Fälle von Kindern, die am Paediatric Inflammatory Multisystem Syndrome, kurz PIMS, erkranken, häufen sich europaweit. Bis Mitte Mai waren bereits 230 Kinder von der Autoimmunerkrankung betroffen.

Nun sind in einem Kinderkrankenhaus in Niedersachsen seit Mitte April bereits vier Fälle bekannt geworden, die auf PIMS hindeuten – wohl die ersten offiziellen in Deutschland. Bei allen vier Kindern im Kinderkrankenhaus Auf der Bult in Hannover wurden Antikörper gegen Sars-CoV-2 gefunden – die Kinder waren zuvor nicht positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Das bestätigte die Pressestelle dem Tagesspiegel.

Das einzige gemeinsame Symptom der Kinder: Die hätten lang anhaltendes hohes Fieber gehabt. Ansonsten hätte sich die Krankheit unterschiedlich entwickelt. Die weiteren Symptome reichten von Bindehautentzündungen, Hautausschlag und Lungenentzündungen bis zu Magen-Darm-Entzündungen.

Die Kinder waren zwischen drei Monate und 13 Jahre alt. In allen vier Fällen habe es einen unkomplizierten Verlauf gegeben, die Kinder wurden lediglich zwischen vier und zwölf Tage stationär behandelt und sind alle bereits wieder zu Hause sowie in ärztlicher Nachbehandlung.

Zusammenhang von PIMS und dem Coronavirus ist unklar

Ähnlichkeiten mit dem Kawasaki-Syndrom, das zu einer Überreaktion des Immunsystems führt, die vermutlich durch Bakterien oder Viren ausgelöst wird, „sind vorhanden“, erklärte die Pressestelle des Krankenhauses. Es gebe allerdings auch Fälle in München und Dresden, hieß es weiter.

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Laut dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) ist weiterhin ungeklärt, ob das PIMS mit dem Coronavirus in Verbindung steht. Ein Zusammenhang scheine plausibel, hieß es in einer ECDC-Mitteilung in der vergangenen Woche. Teilweise wurden betroffene Kinder positiv auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet.

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Es handle sich aber um eine seltene Erkrankung, „deren potenzielle Verbindung zu Covid-19 weder nachgewiesen, noch gut verstanden wird“. In Großbritannien und Frankreich hatte es je einen Todesfall im Zusammenhang mit dem Syndrom gegeben. Das Erkrankungsrisiko für Kinder sei in der EU und Großbritannien für beide Krankheiten gering, so die ECDC.

Ärzte aus einem Krankenhaus im italienischen Bergamo hatten kürzlich Fälle von Kindern, die zwischen dem 18. Februar und dem 20. April derartige Krankheitsmerkmale zeigten, mit Kawasaki-Fällen in der Region aus den fünf Jahren vor Beginn der Pandemie verglichen. Insgesamt gab es demnach zwischen Januar 2015 und Mitte Februar dieses Jahres 19 Fälle des Kawasaki-Syndroms.

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In den zwei Monaten seither wurden bereits zehn Kinder mit Kawasaki-ähnlichen Symptomen behandelt, was den Studienautoren zufolge einer 30-fachen Zunahme entspräche. Allerdings weisen die Mediziner darauf hin, dass es schwierig sei, auf Grundlage solch geringer Zahlen valide Schlussfolgerungen zu ziehen.

Der Berliner Virologe Christian Drosten machte kürzlich im NDR-Podcast deutlich, dass er keinen Grund zu Alarmismus sieht. Es handle sich um ein seltenes Phänomen, über das die internationale Kinderheilkunde nun beginne zu diskutieren. Drosten verwies auch auf die gute Behandelbarkeit. (mit dpa)

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