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Der Hashtag «#Hass» ist auf einem Bildschirm zu sehen.

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Update

Manifest gegen fremdenfeindliche Hetze: Bayerns Lehrer wollen gegen Hatespeech einschreiten

Der bayerische Lehrerverband fordert Lehrkräfte auf, "Haltung" gegen hasserfüllte Sprache zu zeigen. Dabei gelte es auch, gegen Schüler einzuschreiten.

Aus Sorge um ihre Schülerinnen und Schüler protestieren Lehrkräfte in Bayern gegen die Hetze im Internet und anderswo. In den sozialen Medien, aber auch in den alltäglichen Umgangsformen habe sich die Stimmung verändert, beklagen die Mitglieder des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) in einem am heutigen Mittwoch in München veröffentlichten Manifest mit dem Titel „Haltung zählt“.

„Wir rufen die Lehrkräfte auf, Haltung zu zeigen - gegen Angriffe auf sie selber und gegen diskriminierende Äußerungen von Schülern“, sagte Verbandspräsidentin Simone Fleischmann dem Tagesspiegel. Die Art und Weise, wie beispielsweise die Debatte um die Flüchtlingspolitik in Deutschland geführt werde, habe Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche. Der Diskurs sei „geprägt von schrillen Tönen, versteckter und offener Ablehnung, Vorurteilen, Hetze und leider auch von Gewalt“.

Lehrkräfte, die sich in den Übergangsklassen für Flüchtlingskinder engagieren, seien teilweise massiv beschimpft worden, sagt Fleischmann. An einer bayerischen Dorfschule sei beispielsweise unlängst eine Schmiererei mit Begriffen wie "Drecksschule" und "Lehrergesindel" angebracht worden. Aber auch Schülerinnen und Schüler äußerten sich neuerdings verstärkt "gegen anders Aussehende und anders Gesinnte".

"Eingreifen, wenn Schüler Grenzen überschreiten"

Im Manifest heißt es dazu: „Wir erleben eine Aggressivität, eine Sprache des Hasses, der Geringschätzung und Diskriminierung, persönliche Beleidigungen, bewusste Kränkungen und Ausgrenzung in Wort und Handeln.“ (Hier geht es zum vollständigen Manifest).

Die Lehrkräfte im BLLV, mit 60.000 Mitgliedern der größte Berufsverband von Pädagogen in Bayern, beklagen eine „Verrohung des Umgangs miteinander“. Dies wirke sich „auch auf unsere Kinder und Jugendlichen aus“. Als Lehrerinnen und Lehrer sähen sie sich „in der Pflicht, auf diese Entwicklung hinzuweisen und ihr entgegenzuwirken“. Konkret seien sie gefordert, einzugreifen, wenn Schüler sich fremdenfeindlich äußern oder andere etwa wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren. "Da, wo Grenzen überschritten werden, müssen wir mit den Schülern diskutieren, aber auch mit den Eltern reden", sagt Fleischmann, die auch Vorstandsmitglied des bundesweiten Lehrerverbandes Bildung und Erziehung (VBE) ist. Der VBE hat sich am Nachmittag mit dem Aufruf des BLLV solidarisch erklärt. Der Verrohung der Sprache Einhalt zu bieten, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, hieß es.

Warnung vor extremen Gruppierungen und Rechtspopulisten

Das Manifest verweist auf Artikel 1 des Grundgesetzes, nach dem die Würde des Menschen unantastbar ist. Dieser Grundkonsens sei in Deutschland bedroht, heißt es. Es sei zu beobachten, dass die Gesellschaft von „extremen Gruppierungen“ und insbesondere von „Repräsentanten der Rechtspopulisten und Rechtsextremen“ gespalten werden solle. Damit werde der Boden für „Zwietracht, Verfolgung und physische Gewalt“ bereitet.

„Wir wollen, dass unsere Kinder in einer weltoffenen Gesellschaft leben“, heißt es weiter. Sie sollten „Respekt, Wertschätzung und Interesse für die anderen Menschen erleben und leben“ – unabhängig von Religion, Hautfarbe, Muttersprache oder Meinung.

„Als besorgte Lehrerinnen und Lehrer“ appellieren die BLLV-Mitglieder „an alle, unsere Gesellschaft vor Spaltung, Brutalität, Rücksichtslosigkeit und Radikalisierung zu wahren und so unsere Demokratie zu bewahren. (mit dpa)

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