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Physiker

© dpa

Universitäten: Millionen für die Elite im Osten

Der Bund will die Forschung in den neuen Ländern stärken. Sechs Projekte für ein neues Förderprogramm stehen bereits fest – auch Berlin soll davon profitieren.

Nach dem Elitewettbewerb für die deutschen Universitäten war die Enttäuschung in den neuen Bundesländern groß. Keine ostdeutsche Uni wurde mit dem Elitestatus ausgezeichnet, von den 37 Exzellenzclustern – den großen, fächerübergreifenden Vorhaben – bekam nur eines in den neuen Ländern den Zuschlag. Nur einen Bruchteil der 1,9 Milliarden Euro, die im Rahmen der Exzellenzinitiative verteilt wurden, konnten die Unis und Institute in den neuen Ländern für einige Doktorandenprogramme verbuchen. Durch den Misserfolg würde der Osten, der seit den Umstrukturierungen der Wendezeit um den Anschluss an den Westen kämpfe, in der Forschung abgehängt, warnten Forscher und Politiker.

Jetzt will die Bundesregierung der Forschung in den neuen Bundesländern kräftig unter die Arme greifen: Sie legt ein insgesamt knapp 245 Millionen Euro schweres Programm auf, um die Wissenschaft zwischen Greifswald und Dresden zu stärken. Ausgewählte Forschungsstandorte sollen so „die notwendige Schubkraft erhalten, um im internationalen Wettbewerb um die besten Talente erfolgreich zu sein“, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) dem Tagesspiegel. Gefördert werden sollen technologieorientierte Vorhaben, die „die Innovationsfähigkeit und damit die Wirtschafskraft in den neuen Ländern“ steigern.

Der Wissenstransfer in die Wirtschaft ist wichtig

Zu sechs Pilotprojekten, die bereits ausgewählt wurden und bei denen die Wissenschaftler im Sommer mit der Arbeit beginnen, gehört auch eins aus Brandenburg. Auch in Berlin – das im Gegensatz zu den fünf neuen Ländern beim Elitewettbewerb sehr erfolgreich abschnitt – wird ein Forschungsprojekt gefördert.

Das Förderprogramm, das den Titel „Spitzenforschung und Innovation in den neuen Ländern“ trägt, will Schavan heute im Rahmen eines Treffens mit den ostdeutschen Wissenschaftsministern in Berlin vorstellen.

So sollen Verbünde unterstützt werden, in denen Hochschulen, außeruniversitäre Institute und auch Unternehmen gemeinsam an zukunftsträchtigen Themen forschen. Wichtig sei auch der Wissenstransfer in die Wirtschaft. Gerade Ostdeutschland brauche eine „konkurrenzfähige Spitzenforschung, um Wirtschaft anzuziehen und die Innovationskraft zu stärken“, sagte Schavan. Die Länder müssten die Projekte finanziell unterstützen, unklar ist noch, in welcher Höhe das geschehen soll. Für die ersten sechs Pilotprojekte werden in den nächsten zweieinhalb Jahren 45 Millionen Euro ausgegeben. Eine zweite, mit 200 Millionen Euro dotierte Runde soll noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden.

Neue "Zentren für Innovationskompetenz"

Aus Berlin wird zunächst ein Vorhaben in der Biomedizin gefördert, das das Max-Delbrück-Centrum und die Charité leiten. Das Geo-Forschungszentrum Potsdam und die Brandenburgische Technische Universität Cottbus sollen die Energiegewinnung aus Erdwärme untersuchen. Die weiteren Pilotprojekte kommen aus Greifswald (Plasmamedizin), Jena/Ilmenau/Erfurt (Optik), Dresden (Wasserforschung) und Magdeburg (Softwareforschung).

Bereits letzte Woche verkündete Schavan eine kräftige Geldspritze für die Forschung in den neuen Ländern: Acht neue „Zentren für Innovationskompetenz“ werden dort eingerichtet, dotiert mit je mehr als einer Million Euro pro Jahr. Könnte es also sein, dass der Bund eine Art Kompensation für den Elitewettbewerb leisten möchte? Das sei „ganz klar nicht so“, widersprach Schavan. Das neue Programm knüpfe vielmehr an „die intensive und nachhaltige Zusammenarbeit zwischen Bundesforschungsministerium und den neuen Ländern an“. Jörg Tauss, forschungspolitischer Sprecher der SPD, sagte, Deutschland könne sich auf Dauer eine „zweigeteilte Forschungslandschaft“ mit einem gut ausgestatteten Süden und einer „zweiten Liga im Norden und Osten“ nicht leisten. Das neue Programm leiste einen wichtigen Beitrag, „die vorhandene Exzellenz in der Breite zu fördern“.

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