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Die Katzen wurden nicht nach ihren Vorlieben gefragt.

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Möhren für Miezi: Kann man Katzen vegan ernähren?

Dass Katzen als Raubtiere mit einer Ernährung ohne Fleisch und tierische Produkte auskommen könnten, ist umstritten. Nun haben Forschende sich der Frage gewidmet.

Von Stefan Parsch, dpa

Beim Thema vegane Ernährung von Katzen sind die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern verhärtet. Nun könnte eine Studie neuen Wind in die Debatte bringen. Laut der im Fachblatt „Plos One“ veröffentlichten Untersuchung sollen vegan ernährte Katzen mindestens so gesund sein wie solche, die eine Kost auf Fleischbasis erhalten. Eine deutsche Professorin für Tierernährung zweifelt die Aussagekraft der Studie aber an, die auf der Befragung von Herrchen und Frauchen basiert.

Katzen gehören zur systematischen Ordnung der Raubtiere (Carnivora), ihre wilden Verwandten ernähren sich überwiegend von Fleisch. Auch Hauskatzen werden deshalb traditionell mit Fleisch gefüttert. Doch es gibt wie beim Menschen auch einen Trend zu einer Kost ohne Fleisch und tierische Produkte. Viele Fachleute raten aber davon ab, den eigenen Stubentiger rein vegan zu füttern.

Unternehmen finanzierte Studie

Für ihre Studie haben Andrew Knight von der University of Winchester in Großbritannien und sein Team 1369 Herrchen und Frauchen befragt. Deren Katzen mussten mindestens ein Jahr lang fleischhaltig oder fleischlos ernährt worden sein. Neun Prozent der erfassten Katzen erhielten vegane Kost, die übrigen fleischhaltige. Die meisten Tiere (97 Prozent) waren kastriert oder sterilisiert und die vegan ernährten Katzen im Durchschnitt jünger als die fleischhaltig ernährten. 52 Prozent der Katzen waren weiblich.

Wichtig zu erwähnen: Die Studie wurde finanziert von der Organisation ProVeg International, die sich für eine pflanzenbasierte Ernährung starkmacht. Der Geldgeber habe beim Design, bei der Durchführung und Analyse der Umfrage aber nicht mitbestimmt, sagen die Studienautoren.

Unter anderem wurden 22 spezifische Gesundheitsstörungen abgefragt. 42 Prozent der Besitzer von fleischhaltig ernährten Katzen berichteten demnach über mindestens eine Störung, verglichen mit 37 Prozent der Besitzer von vegan ernährten Katzen.

Genehmigungspflichtiger Versuch

Jenseits von Routineuntersuchungen berichteten Besitzer von Katzen mit veganer Kost etwas seltener davon, dass sie mit ihrem Tier zweimal oder öfter innerhalb eines Jahres beim Tierarzt waren. Bei fleischfressenden Katzen mussten die Besitzer nach eigenen Angaben etwas häufiger (in acht Prozent der Fälle) zu einer therapeutischen Diät übergehen als bei vegan gefütterten Katzen (vier Prozent der Fälle). Zudem gaben Besitzer vegan ernährter Katzen seltener an, ihrem Tier Medikamente verabreicht zu haben.

Bis auf eine Ausnahme sind die in der Umfrage berichteten gesundheitlichen Vorteile bei vegan ernährten Katzen allerdings nicht statistisch signifikant, wie die Forscher einräumen. Das bedeutet, diese Werte haben keine starke Aussagekraft, aber: „Die begrenzte Anzahl an Katzen in unserer Stichprobe, die vegan ernährt wurden, könnte die Feststellung statistisch signifikanter Effekte bis zu einem gewissen Grad verhindert haben“, schreiben die Studienautoren.

Ellen Kienzle, Professorin für Tierernährung an der Ludwig-Maximilians-Universität München, hält die Methode einer Online-Befragung von Katzenbesitzern für wenig geeignet, um Erkenntnisse über die vegane Ernährung von Katzen zu gewinnen. Denn viele Angaben könnten durch die Haltung der Besitzer, etwa zur Tiermedizin oder zur fleischlosen Ernährung, eingefärbt sein. Es gebe zwar keine bekannten Fakten, die grundsätzlich gegen eine vegane Ernährung von Katzen spreche. „Aber solange es keine gesicherten Erkenntnisse über die vegane Ernährung von Katzen gibt, ist die fleischlose Diät ein Tierversuch, für den ich als Wissenschaftlerin eine Genehmigung bräuchte“, sagt Kienzle.

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