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Grundschulkinder sitzen um einen Tisch und malen Bilder, zwei Erwachsene schauen zu und sprechen mit den Kindern.

© Andreas Klaer

Kritik am Aufholpaket für Schulen: „Sehr lose Koppelung zwischen Maßnahmen und Zielen“

Kaum fokussiert, fehlende Evaluationen: Länder berichten dem Bund über Programme, mit denen Schüler Defizite aus der Zeit der Schulschließungen aufholen sollen.

Wie entwickelt sich eigentlich das Corona-Aufholprogramm, das im vergangenen Jahr kurz vor den Sommerferien und nach monatelangen coronabedingten Schulschließungen startete? Zwei Milliarden Euro stellt der Bund dafür den Ländern zur Verfügung. Eingesetzt wird das Geld , um Schüler:innen zu helfen, Lernrückstände aufzuholen und um psychosoziale Defizite auszugleichen.

Bundeseinheitliche Vorgaben, wie das Geld eingesetzt werden soll, gibt es allerdings nicht. „Eine Vielzahl von breit gestreuten Maßnahmen“ sei angelaufen, heißt es denn auch in einem Zwischenbericht, den die Länder jetzt vorgelegt haben. Das Spektrum sei „unter Berücksichtigung landesspezifischer Bedingungen und Bedarfe sowie vor Ort bewährter Strukturen weit gefächert“, teilten das Bundesbildungsministerium und die Kultusministerkonferenz (KMK) dazu am Dienstag mit.

Aufgezählt werden Unterstützungsangebote zum Aufholen von Lernrückständen in Kernfächern, Sprachförderangebote, freizeitpädagogische Ferienangebote, psychologische Unterstützung, berufsorientierende und sonderpädagogische Maßnahmen sowie musisch-kulturelle Angebote und Sportangebote.

Ergebnisse zu den Lernstandserhebungen, die in allen Ländern stattfanden, sind nicht zu finden. Einige wenige Länder, darunter Hamburg und Schleswig-Holstein, hatten von sich aus Ergebnisse veröffentlicht, andere, darunter Berlin, haben dies bis heute nicht getan.

Jetzt sollen bundesweite Leitlinien entstehen

Kritik am Aufholprogramm kommt prompt von der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK, die am Dienstag ein Impulspapier zur Evaluation von Fördermaßnahmen vorstellte. Der Informationsgehalt des Zwischenberichts beschränke sich darauf, dass es „sehr viel Heterogenität und eine sehr lose Koppelung zwischen den einzelnen Maßnahmen und den Zielen des Aufholprogramms gibt“, sagte Felicitas Thiel, die Vorsitzende der Kommission und Professorin für Schulpädagogik an der FU Berlin.

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Die Ständige Wissenschaftliche Kommission hatte vor dem Start des Aufholgramms drei Prioritäten empfohlen: eine Konzentration auf lernschwache Schüler:innen, auf Übergänge zwischen den Schulstufen und auf die Kernfächer. Außerdem forderten die Expert:innen eine wissenschaftliche Begleitung des Programms einschließlich einer Evaluation der Lernfortschritte.

Die Empfehlungen hätten „nur bei den Ländern verfangen, die schon vorher starke Akteure waren“, sagte Olaf Köller, Ko-Vorsitzender der Kommission und Direktor des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik in Kiel.

In ihrem Impulspapier zu Fördermaßnahmen in der Bildung empfiehlt die Kommission eine klare Definition der Ziele, Wirkungsanalysen und ein Monitoring auf Basis aussagekräftiger Indikatoren.

Wichtig sei es, Effekte des Förderunterrichts von äußeren Effekten zu unterscheiden und auch Maßnahmen zu beschreiben, die nicht oder nur wenig wirksam sind – etwa durch randomisierte Feldexperimente. Auf Initiative der KMK sollten nun bundesweit verbindliche Leitlinien entwickelt werden.

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