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Die russische Raumstation „Mir“, als sie noch im Orbit war.

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Tagesrückspiegel – Heute vor 22 Jahren: „Mir“ wird kalt: Endstation für Raumstation

Am 23. März 2001 stürzten die Reste der russischen Raumstation „Mir“ in den Pazifik. Dieses Schicksal könnte auch bald die Internationale Raumstation ISS ereilen.

Eine Kolumne von Sascha Karberg

Es stimmt, die Mieten selbst für winzige Wohnungen erreichen in Städten wie Berlin oder München mitunter horrende Höhen. Aber wirklich astronomische Preise pro Quadratmeter ruft ein Vermieterkonsortium aus Russland, den USA, Kanada, Japan und Europa seit Jahrzehnten für eine Ein-Raumwohnung ohne Balkon oder Garten auf: Über 100 Milliarden US-Dollar sind zwischen 1998 und 2018 aufgelaufen für eine wenig komfortable WG, in der über die Jahre insgesamt rund 300 Bewohner oft nur einige Monate, selten Jahre hausten.

Zwar ist die Größe mit 961 Quadratmetern passabel und der Ausblick einzigartig. Aber angesichts verstopfter Toiletten, Löcher in den Wänden, Schimmelbefall und vor allem wegen des Preises wird inzwischen ernsthaft diskutiert, ob sich die einzigartige Orbit-Immobilie, die Internationale Raumstation ISS, noch lohnt.

Die Internationale Raumstation (ISS) in der Erdumlaufbahn.
Die Internationale Raumstation (ISS) in der Erdumlaufbahn.

© dpa

Eigentlich sollte der Außenposten im All nur bis 2020 um die Erde kreisen. 80 Prozent der Systeme im russischen Teil der Station haben ihr Mindeshaltbarkeitsdatum bereits überschritten. Aber 2014 plädierten die USA für eine Verlängerung bis 2024.

Trotz der technischen Mängel, die laut Nasa und russischer Raumfahrtbehörde Roskosmos Astronauten und Kosmonauten bislang nicht ernsthaft gefährdeten, könnte die Station bis 2030 durchhalten. Doch ob sich die internationale Eigentümerversammlung einigen kann, wer für die nötigen Reparaturen aufkommt, ist spätestens seit Ausbruch des Ukraine-Krieges offen. Dem Roskosmos-Direktor Juri Borissow zufolge will Russland „nach 2024“ aus der ISS aussteigen, aber den Betrieb „bis 2028“ weiter unterstützen, hieß es zuletzt im Februar 2023.

Ob die übrigen Vermieter die All-WG dann weiter betreiben oder ihr Geld eher in eine neue Station, vielleicht auf dem Mond, investieren werden, steht in den Sternen.

Irgendwann wird die ISS aber unweigerlich das gleiche Schicksal treffen, wie ihre Vorgängerin, die Raumstation „Mir“, eines der erfolgreichsten russischen Raumfahrtprojekte. Die 1986 in den Orbit geschossene „Frieden“-Kapsel wurde am 23. März 2001, heute vor 22 Jahren, zum Absturz gebracht. Teils verglühte sie in der Atmosphäre, teils stürzte sie in den Pazifik. Nach 86.325 Erdumrundungen.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der Kolumne auf der Kolumnenseite des Tagesspiegel.

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