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Luisa Vallbracht, studentische Vizepräsidentin der Fachhochschule Potsdam.

© Luisa Vallbracht

Vize-Präsidentin: An der FH Potsdam leitet eine Studentin die Hochschule mit

Nur vier studentische Vizepräsident:innen gibt es an deutschen Hochschulen. Ab dem kommenden Wintersemester ist Luisa Vallbracht von der FH Potsdam eine von ihnen. Wie geht es ihr damit?

Sich einmal in der Woche mit der Präsidentin, mit der Kanzlerin und drei weiteren Professor:innen der eigenen Hochschule treffen: Was für viele Studierende wie ein Alptraum klingt, wird für Luisa Vallbracht ab Oktober Alltag. Denn dann ist sie die studentische Vizepräsidentin der Fachhochschule Potsdam. Die 27-Jährige freut sich sogar darauf: „Die ersten beiden Wochen nach der Wahl dachte ich oft: Was habe ich getan? Mittlerweile habe ich aber Vertrauen in mich und weiß, dass viele hinter mir stehen.“

Und das kann sie gut gebrauchen, denn in den mehrheitlich von Professor:innen und Dozierenden besetzten Gremien soll sie die Stimme der Studierenden sein. Künftig ist Vallbracht ständiges Mitglied der Hochschulleitung sowie der Ständigen Kommission für Studium und Lehre und wird an den Senatssitzungen teilnehmen.

Die ersten beiden Wochen nach der Wahl dachte ich oft: Was habe ich getan? Mittlerweile habe ich aber Vertrauen in mich und weiß, dass viele hinter mir stehen.

Luisa Vallbracht

Und das soll kein Alibi-Posten sein: Sie kann gleichberechtigt mitbestimmen und Vorschläge machen. „Ich kann auf zentrale Entscheidungen Einfluss nehmen“, sagt Vallbracht, die seit 2021 mit Begeisterung soziale Arbeit studiert. Das, was sie dort lernt, kann sie auch in ihrer neuen Rolle gebrauchen: Sie will Vermittlerin zwischen der Hochschulleitung, den Statusgruppen und den Studierenden sein: „Da ich an den Sitzungen von Präsidium und Senat teilnehme, kann ich die Anliegen der Studierenden vorbringen und das dort Besprochene in die studentischen Gremien tragen.“

Im Gegensatz zu den Profs nur auf ein Jahr gewählt

Das Amt, das es deutschlandweit nur an vier Hochschulen gibt, hat die FH Potsdam bereits 2013 eingerichtet. Im Unterschied zu den professoralen Kolleg:innen werden die studentischen Vizepräsident:innen aber nur auf ein Jahr gewählt. „Die Lernkurve innerhalb dieser 12 Monate ist enorm“, sagt Ludwig Schenk, Vallbrachts Vorgänger. „Trotz der Belastung war es ein unglaublich schönes und lehrreiches Jahr, dem ich mit großen Augen nachschauen werde.“

Hatte er das Gefühl, ernst genommen zu werden? „Anfangs muss man sich das schon erarbeiten. Aber wenn die anderen sehen, dass man engagiert ist, wird man einbezogen.“ Der 24-Jährige kann durchaus Erfolge vorweisen: Er konnte etwa die Erhöhung des Semesterticketbeitrags verhindern und die Zusammenarbeit der studentischen Gremien reformieren.

Nur vier studentische Vizepräsident:innen gibt es an deutschen Hochschulen. - eine davon an der FH Potsdam.
Nur vier studentische Vizepräsident:innen gibt es an deutschen Hochschulen. - eine davon an der FH Potsdam.

© Andreas Klaer/PNN

Vallbracht möchte sich in ihrer Amtszeit vor allem für die studentische Teilhabe einsetzen. „Hochschulpolitik ist ein Instrument, das wir viel besser nutzen könnten. Es wird viel darüber geredet, was nicht vorhanden ist. Aber es fehlt vor allem die Energie, sich einzusetzen und etwas zu verändern“, gibt sie sich kämpferisch.

Die Teilnahme an den studentischen Vollversammlungen sei derzeit extrem gering, nur wenige Studierende ließen sich für Gremien aufstellen. Dabei sei Hochschulpolitik keine trockene Arbeit. Sie mache Spaß, man gewinne Selbstvertrauen, lerne etwas für die Zukunft und finde Freund:innen. „Ich will zeigen, dass jeder etwas bewegen kann und auch persönlich profitiert“, sagt die Studentin, die seit 2022 in dem Studierendenrat ihres Fachbereichs engagiert ist. Davor habe sie nie gedacht, dass sie einmal politisch aktiv werden könnte. Doch sie hat Blut geleckt und kann sich mittlerweile sogar vorstellen, in die Politik zu gehen. „Aber erst kommt das Studium“, sagt sie.

Ab Oktober wird sie das aber etwas langsamer angehen. Schließlich muss und will sie an zahlreichen Gremiensitzungen teilnehmen: Neben den wöchentlichen Treffen des Präsidiums und der Zusammenkunft des Senats stehen für sie die Sitzungen des AStA und der Studierendenräte der Fachbereiche auf dem Programm. Trotzdem hat sich Vallbracht etwas vorgenommen: „Ich lasse nicht zu, dass das Amt mein Leben übernimmt.“

Mit welchem Ergebnis wäre sie zufrieden, wenn sie nach 12 Monaten abtritt? „Mich würde es glücklich machen, wenn die studentischen Gremien voll und divers besetzt und die Studierenden für Hochschulpolitik begeistert wären. Das wäre eine super Grundlage für die:den nächste Vizepräsidentin:Vizepräsidenten.“

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