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Es gibt Vorbehalte gegen die Corona-Impfstoffe von Johnson & Johnson und Astrazeneca. Impfreaktionen gibt es allerdings nur selten.

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Von Abgeschlagenheit bis Thrombosen: Wie wahrscheinlich sind Impfreaktionen?

Die Corona-Impfstoffe der Hersteller Astrazeneca und Johnson & Johnson sorgen wegen schwerer Nebenwirkungen für Schlagzeilen. Ein Überblick der Risiken.

Von Gloria Geyer

Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) stellte am Dienstag klar: Die Vorzüge des Corona-Impfstoffes des US-Herstellers Johnson & Johnson (J&J) sind höher zu bewerten als die Nebenwirkungen. Nach einer erneuten Überprüfung gab die Behörde grünes Licht für den Impfstoff in der EU. Die Markteinführung des Impfstoffes in Europa soll fortgesetzt werden.

Zuvor hatte Johnson & Johnson proaktiv entschieden, die Auslieferung in Europa zu verschieben, weil US-Gesundheitsbehörden wegen aufgetretenen Sinusvenenthrombosen zu einer sofortigen Aussetzung geraten hatten.

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Auch die Virologin Sandra Ciesek betonte am Dienstag im NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update", dass die Gefahr von Nebenwirkungen bei Corona-Impfungen zu hoch eingeschätzt werde. Vor allem in Bezug auf Sinusvenenthrombosen nach einer Impfung.

"Durch diese ganzen Medienberichte und die Aufmerksamkeit auf dieses Thema wird das eigene Risiko, an einer Thrombose zu erkranken, eigentlich überschätzt", sagte Ciesek, die Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt.

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Der Impfstoff des Herstellers Astrazeneca, der wie das Johnson & Johnson-Vakzin ebenfalls ein Vektorimpfstoff ist, war wegen auftretenden Sinusvenenthrombosen immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Laut Ciesek zu Unrecht - sie verwies auf einen "Risiko-Rechner" der Cambridge-Universität. Der Rechner vergleicht, wie groß das Risiko ist, schwer an Covid-19 zu erkranken und wie wahrscheinlich es ist, eine Sinusvenenthrombosen nach einer Astrazeneca-Impfung zu erleiden.

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Dabei zeige sich klar, "dass der Impfstoff bei Weitem sicherer ist als das Risiko einer Covid-19-Infektion". Der EMA zufolge kommt es bei fünf Personen von einer Millionen Geimpften zu den seltenen Thrombosen nach einer Impfung mit Astrazeneca.

Forscher der Universität Oxford untersuchten jüngst Daten von Covid-Patienten hinsichtlich der Thrombose-Risiken. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass etwa 39 von einer Million Covid-Erkrankten binnen zwei Wochen nach der Infektion eine Sinusvenenthrombose erlitten.

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Weitaus häufiger kann es zu üblichen Nebenwirkungen, sogenannten Impfreaktionen kommen. Welche Impfreaktionen können bei den in der EU zugelassenen Impfstoffen von Astrazeneca, Johnson & Johnson, Biontech/Pfizer und Moderna auftreten?

Nebenwirkungen und Impfreaktionen von Astrazeneca

Nebenwirkungen und Impreaktionen des Astrazeneca-Vakzins, die 14 Tage nach der Impfung auftraten, wurden mit einer Kontrollgruppe verglichen. Dabei stellte sich heraus, dass die häufigsten lokalen Reaktionen Schmerzen an der Einstichstelle waren. (Impfung: 54 Prozent / Kontrollgruppe 37 Prozent).

Auch ein Spannungsgefühl trat häufig auf (64 Prozent / 40 Prozent). Danach folgten Abgeschlagenheit (53 Prozent / 38 Prozent) und Kopfschmerzen (53 Prozent / 39 Prozent) sowie ein Krankheitsgefühl (44 Prozent / 20 Prozent). Auch erhöhte Temperaturen wurden registriert (34 Prozent / 11 Prozent).

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Nebenwirkungen mit einem hohen Schweregrad und Nebenwirkungen, die als lebensbedrohlich klassifiziert werden, wurden in der Impfgruppe und der Placebogruppe gleich häufig registriert.

Es wurden seltene Fälle von Thrombosen verzeichnet, vor allem Sinusvenenthrombosen. Bis zum 14. April registrierte das Paul Ehrlich-Institut 55 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach einer Astrazeneca-Impfung, bei knapp vier Millionen Impfungen mit dem Vakzin. In neun der Fälle war der Ausgang tödlich.

Der EMA-Direktorin Emer Cooke zufolge könne man keinen Zusammenhang zwischen den Impfungen und einem erhöhten Risiko von Blutgerinnseln nachweisen. Es sei aber auch noch nicht auszuschließen, deshalb werde es weitere Untersuchungen geben.

Nebenwirkungen und Impfreaktionen von Johnson & Johnson

Für die Häufigkeit von Impfreaktionen und Nebenwirkungen im Zeitraum von bis zu sechs Monaten wurden Geimpfte mit einer Kontrollgruppe verglichen. Am häufigsten werden Schmerzen an der Einstichstelle (Impfung: 49 Prozent / Placebo 17 Prozent) registriert. Dazu kommen Kopfschmerzen (39 Prozent / 24 Prozent), Abgeschlagenheit (38 Prozent / 22 Prozent), Muskelschmerzen (33 Prozent / 13 Prozent) und Fieber (9 Prozent / 0,6 Prozent). Jüngere Geimpfte leiden häufiger unter den Reaktionen als ältere Personen.

In der Gruppe der Geimpften und der Kontrollgruppe kam es gleich häufig zu schweren Nebenwirkungen und solchen, die als lebensbedrohlich eingestuft werden. Johnson & Johnson meldete mindestens einen Fall eines anaphylaktischen Schocks, einer schweren allergischen Reaktion. Sie wurde in Südafrika registriert. Der EMA zufolge kann der Wirkstoff in sehr seltenen Fällen Blutgerinnsel auslösen. In den USA wurden sechs Fällen schwerer Blutgerinnsel bei Geimpften gemeldet, von denen einer tödlich verlief.

Nebenwirkungen und Impfreaktionen von Biontech/Pfizer und Moderna

Die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna werden hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit von der Ständigen Impfkommission (Stiko) als gleichwertig bewertet. Zur Ermittlung der Häufigkeit der Impfreaktionen und Nebenwirkungen wurden binnen 14 Tagen nach der Impfung Geimpfte mit einer Placebogruppe verglichen. Als häufigste lokale Reaktionen werden Schmerzen an der Einstichstelle gemeldet (Impfung mit Biontech: 83 Prozent / Impfung mit Moderna 88 Prozent / Placebo mit Biontech 14 Prozent / Placebo mit Moderna 14 Prozent).

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Danach folgen Abgeschlagenheit (Impfung: 47 bzw. 65 Prozent / Placebo: 23 bzw. 33 Prozent) und Kopfschmerzen (Impfung: 42 bzw. 59 Prozent / Placebo: 23 bzw. 34 Prozent).

Bis zum 2. April traten laut Paul Ehrlich-Institut vereinzelt Fälle einer Anaphylaxie, also einer plötzlich auftretende, starke allergische Reaktionen, auf. Bei dem Einsatz des Biontech/Pfizer-Impfstoffes wurden 87 Fälle gemeldet und bei Moderna zwei.

Sinusvenenthrombosen wurden nicht als Nebenwirkung gemeldet. Der EMA zufolge gibt es bislang keine Sicherheitsbedenken gegen die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna.

Das Paul Ehrlich-Institut (PEI) verweist in seinem jüngsten Sicherheitsbericht zu Corona-Impfungen (Stand 9.4.2021) auf 31.149 gemeldete Verdachtsfälle von Nebenwirkungen in Deutschland, 3463 davon wurden als schwerwiegend eingestuft. Die Meldungen beziehen sich auf den Zeitraum seit dem Beginn der Impfkampagne am 27.12.2020 bis zum 2.4.2021. Laut Robert Koch-Institut wurden bis dahin 14.381.068 Impfungen durchgeführt. Die Verdachtsfälle und Nebenwirkungen verteilen sich wie folgt auf die eingesetzten Impfstoffe (Fälle pro 1000 Impfungen).

  • Biontech/Pfizer: 1,2 (davon 0,2 schwerwiegend)
  • Moderna: 1,6 (davon 0,2 schwerwiegend)
  • Astrazeneca: 5,8 (davon 0,5 schwerwiegend)
  • Durchschnitt: 2,2 (davon 0,2 schwerwiegend)

Dem PEI zufolge ist der höhere Wert von Astrazeneca mit Vorsicht zu genießen. Die erhöhte Melderate von Verdachtsfällen könnte demnach auch mit einer erhöhten medialen Aufmerksamkeit zusammenhängen. (mit Agenturen)

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