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In der 42. Kalenderwoche zählt das Robert-Koch-Institut so viele Fälle von Atemwegserkrankungen wie im gleichen Zeitraum seit 2011 nicht mehr.

© dpa / Maurizio Gambarini/dpa

Hausärzte rechnen mit maximaler Belastung: Zahl der Atemwegserkrankungen steigt ungewöhnlich stark

Derzeit zählt das Robert-Koch-Institut ungewöhnlich viele Fälle von Influenza, Corona, RSV und anderen Atemwegserkrankungen für die Jahreszeit. Die Hausarztpraxen erwarten einen strapaziösen Winter.

Dass sich Kollegen krankmelden und auch mal ganze Familien hustend, schniefend und mit anderen grippeähnlichen Symptomen im Bett liegen, ist für einen Herbst in Deutschland nicht ungewöhnlich. Aber das subjektive Gefühl, dass in Bekannt- und Verwandtschaft derzeit besonders viele krank sind, trügt diesmal offenbar nicht. Seit 2011 zählte das Robert-Koch-Institut (RKI) um den Novemberbeginn nicht so viele Atemwegserkrankungen wie zurzeit.

„Die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE-Inzidenz) in der Bevölkerung ist in der 42. Kalenderwoche 2023 im Vergleich zur Vorwoche gestiegen und lag bei 8000 Erkrankten pro 100.000 Einwohner“, heißt es auf der Website des RKI. Vor allem Kinder bis 14 Jahre und in der Gruppe der 35- bis 39-Jährigen stiegen die Fallzahlen im Vergleich zur Vorwoche an.

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„Für den Herbst üblich“

Selbst in den Coronajahren wurden zu dieser Jahreszeit nicht so viele Fälle gezählt wie in diesem Jahr: Rund 6100 Erkrankte pro 100.000 Einwohner waren es 2021, 6300 im Jahr 2020.

Ob das nun aber der Beginn einer größeren, sich weiter aufbauenden Welle von Grippe-, Corona- und RSV-Fällen oder gar die „schlimmste Krankheitswelle seit 2015“ („Bild“) ist, ist offen. Richtig ist, dass in der Vorwoche die ARE-Inzidenz noch bei 7000 lag, der Trend also nach oben geht. Das RKI spricht jedoch von „einem für den Herbst üblichen, erhöhten Niveau“.

Wir müssen damit rechnen, dass die Hausarztpraxen auch in diesem Winter wieder an ihre absoluten Kapazitätsgrenzen kommen.

Markus Beier, Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes

Letztlich hängt es, wie immer bei ansteckenden Erkrankungen, vom Verhalten der Infizierten und Noch-Nicht-Infizierten ab, ob sich die Welle weiter aufbaut. Denn eine Ursache der derzeitig steigenden Fallzahlen ist mit großer Wahrscheinlichkeit, dass die meisten Menschen hierzulande eher „postpandemisch“ agieren: weder Maske tragen, noch bei grippeähnlichen Symptomen zu Hause bleiben oder Abstand halten. Das hält die Infektionsgefahr für andere auf hohem Niveau.

Hausärzte im Stich gelassen

Denn obwohl die Pandemie offiziell beendet und die Zahl schwerer, lebensbedrohlicher Erkrankungen an Corona – nicht zuletzt durch die Impfung – zurückgegangen ist, ist das Virus nicht verschwunden. Corona zirkuliert und infiziert weiter, zusätzlich zu den anderen endemischen Atemwegsviren.

„Wir müssen damit rechnen, dass die Hausarztpraxen auch in diesem Winter wieder an ihre absoluten Kapazitätsgrenzen kommen“, sagte Markus Beier vom Hausärztinnen- und Hausärzteverband dem Tagesspiegel.

Die Ursache dafür sieht der Allgemeinmediziner aber weniger in viralen Wellen als in der Politik: „Die Politik lässt die Hausarztpraxen schlichtweg im Stich. Keine der versprochenen Verbesserungen, die notwendig wären, um auch in den Infektwellen eine bestmögliche Versorgung sicherzustellen, wurden bisher umgesetzt.“

Weder habe die Bundesregierung das Digitalisierungschaos in den Griff bekommen, noch sei die „zigmal versprochene Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen“ umgesetzt worden. Zumindest eine Zusage für die Entbudgetierung sei zuletzt vom Bundesgesundheitsminister erteilt worden, „sodass wir davon ausgehen, dass diese zeitnah kommt“.

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