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Ein Soldat steht in der Region Charkiw.

© dpa / dpa/Kostiantyn Liberov

Tag 203 der Ukraine-Invasion: „Putins Koch“ rekrutiert Häftlinge für den russischen Krieg

Deutschland liefert weitere Waffen, Putins Koch rekrutiert Kämpfer und Treffen von Xi und Putin. Der Überblick am Abend.

Auch der Kreml gesteht inzwischen ein: In Charkiw haben die russischen Truppen verloren. Es ist das erste Mal seit Beginn des russischen Angriffskrieges, dass Russland eine solche Niederlage auch anerkennt. Die Oblast Charkiw ist wieder unter ukrainischer Kontrolle, hunderte Dörfer und Städte eroberten die Ukrainer in einer Gegenoffensive zurück. Wer aber ist Schuld an der Niederlage von Moskaus Armee?

Wie das Institute for the Study of War (ISW) in seinem aktuellen Lagebericht schreibt, gibt es Hinweise, dass der Kreml versucht, das russische Verteidigungsministerium und seinen Chef Sergej Schoigu zum Sündenbock zu machen.

Die russische Blogger-Szene, die über die militärischen Aktivitäten Russlands berichtet, scheint immer mehr Zweifel am Erfolg Putins zu haben. Um ihre Unterstützung nicht zu verlieren, versucht der russische Präsident offenbar Jewgeni Prigoschin - seines Zeichens Koch, „Besitzer“ der Söldner-Gruppe Wagner und Putin-Vertrauter - als neues Gesicht der russischen „Militär-Sonderoperation“, wie der Kreml den Angriffskrieg nennt, zu etablieren. Er soll sich unter anderem mit Militärkorrespondent und Blogger Maksim Fomin getroffen haben.

Ein Video, das Putinkritiker Alexej Nawalny und kremlkritische Medien verbreiteten, unterstreicht die wachsende Bedeutung Prigoschins. In dem Video ist ein Mann zu sehen, der vor Gefangenen auftritt und ihnen die Freilassung verspricht, wenn sie sich für ein halbes Jahr als Söldner in der Ukraine verpflichten. Bei dem Mann handelt es sich um eben jenen Jewgeni Prigoschin. Er sagt in dem Video: „Die ersten Gefangenen, die mit mir gekämpft haben, waren am 1. Juni beim Sturm des Wärmekraftwerks Wuhlehirsk dabei. 40 Leute aus Piter (St. Petersburg), Schwerverbrecher, rückfällig.“

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Den Häftlingen wird die Freiheit versprochen, wenn sie lang genug dienen. Allerdings warnt Prigoschin seine potentiellen Rekruten auch: Sex, Drogen und Alkohol seien verboten. Und weiter: „Wer merkt, dass die Ukraine nichts für ihn ist und wer wieder weg will, den exekutieren wird“.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Der Druck zur Lieferung weiterer Waffen an die Ukraine ist in den vergangenen Tagen gewachsen. Nun kündigt die Verteidigungsministerin weitere Rüstungshilfe an. DIe von Kiew gewünschten Kampfpanzer sind es aber nicht. Die Details lesen Sie hier.
  • Die Präsidenten von Russland und China, Wladimir Putin und Xi Jinping, haben bei ihrem ersten Treffen seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine Einigkeit demonstriert. Xi nannte Putin einen „alten Freund“. Mehr lesen Sie hier.
  • In einem auf Twitter veröffentlichten Beitrag kritisiert der ehemalige Oberkommandierende der US-Landstreitkräfte in Europa (US Army Europe), Ben Hodges, eine Einschätzung des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Eberhard Zorn, deutlich. Hodges nimmt dabei Bezug auf ein Interview mit Eberhard Zorn im Magazin „Focus“, in dem dieser sich über die Möglichkeit einer zweiten Front im Ukraine-Krieg äußert. Hodges nennt diese Analyse „erstaunlich schlecht“. Allein die Kräfte der finnischen Armee würden Russland innerhalb einer Woche schlagen, so Hodges. Mehr in unserem Live-Blog.
  • Wirtschaftsminister Robert Habeck will sich in der Debatte um die umstrittene Gasumlage mehr Zeit verschaffen. Die ersten Abschlagszahlungen sollen auf Ende Oktober verschoben werden, wie aus einem Entwurf des Wirtschaftsministeriums hervorgeht. Hier lesen Sie die Details.
  • Der ukrainische Gouverneur der Luhansk Region warnt auf Twitter, dass weitere Rückeroberungen härter erkämpft werden müssten als in Charkiw. Demnach zögen die russischen Truppen Einheiten in der Region Luhansk zusammen, um die Stellungen dort zu verteidigen.
  • Die russische Justiz hat der „Nowaja Gaseta“, der bekanntesten unabhängigen Zeitung im Land, nun auch die Lizenz für ihre Website entzogen. Russlands Oberster Gerichtshof habe die „Einstellung der Aktivitäten der “Nowaja Gaseta’-Website (novayagazeta.ru) als russisches Medium angeordnet„, teilte die Zeitung in einer Erklärung mit.

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