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Außeministerin Annalena Baerbock will keinen deutschen Alleingang.

© Foto: NDR/Wolfgang Borrs

Anne Will nimmt Baerbock ins Kreuzverhör: „Putin antwortet nur auf Macht“

Bei „Anne Will“ ging es um die Frage, warum die Deutschland bei der Lieferung von Kampfpanzern in die Ukraine zögert. Die Außenministerin hatte zwei Argumente.

Die Talkshow „Anne Will“ ist aus der Sommerpause zurück. Aber auch die wochenlange Absenz hat nicht verhindern können, dass die alten Themen auch die neuen sind.

Wieder ging es am Sonntag um die Frage: „Kampfpanzer für die Ukraine - warum zögert die Bundesregierung?“ Die Diskussion hat sich eben nur verschoben, nach Artillerie und Raketenwerfer und Gepard sollen jetzt Kampfpanzer wie Marder und Leopard die ukrainische Gegenoffensive unterstützen.

Warum das eine schwierige Frage ist, erörterte Moderatorin Anne Will mit Außenministerin Annalena Baerbock. Die Grünen-Politikern saß nicht in der Studiorunde (warum eigentlich nicht?), also wurde sie von Will zu Sendebeginn einem 15-minütigen Kreuzverhör unterzogen.

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Schnellsprecherin Baerbock wollte eine klare Aussage quasi von sich weg reden, trotzdem wurden in den Wortwolken zwei Argumente deutlich: Da ist zum einen die Sorge vor einem deutschen Alleingang, und zum anderen soll es in der Ukraine Probleme mit der Bedienung und Reparatur der Panzer aus Deutschland geben.

Wohl schien es der Außenministerin mit dieser Position nicht zu sein, quasi im Schlusswort gab sie zu erkennen, dass an einer Koalition der 13-Leo-Staaten gearbeitet wird, damit die Panzer endlich in die Ukraine gelangen können.

Ist Deutschland auf einem Irrweg?

Aus dem Intro ging es in die Runde, in der Michael Müller (SPD), Mitglied des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags, einen schweren Stand hatte. Seine Gesprächspartner, Roderich Kiesewetter (CDU), der frühere Nato-Oberbefehlshaber Egon Ramms und die amerikanisch-polnische Historikerin Anne Applebaum brachten Argument um Argument, warum die Zögerlichkeit der Bundesregierung weder von den Ukrainern, den Balten und den Amerikanern verstanden oder gar akzeptiert werde.

Gerade Applebaum wurde sehr deutlich: Deutschland habe Putin, den Putinismus aufgebaut. Den Kreml-Herrscher könne man nur mit Panzern abschrecken, „Putin antwortet nur auf Macht“. Ramms machte quasi als Kompromisslösung den Vorschlag, dass Deutschland wenn nicht den Leopard 2, so doch Leopard 1 und Marder liefern sollte.

Putin antwortet nur auf Macht.

Anne Applebaum, amerikanisch-polnische Historikerin

Für Roderich Kiesewetter sind die Bedenken der Bundesregierung ein eminenter Fehler, Deutschland werde anderswo auf einem Sonder- und damit auf einem Irrweg gesehen. Die USA würden 30 mal mehr Waffen liefern.

Müller lieferte andere Zahlen, beinahe wäre die Sendung in eine Statistik-Schlacht abgeglitten. Anne Will wusste das zu verhindern. Es gelang ihr in den 60 Minuten, wenn auch nicht komplett neue Erkenntnisse zu liefern, dafür aber die Facetten in diesem komplexen Thema aufzuzeigen. Die Panzerfrage ist mehr als Schwarz-Weiß, zu vielfältig sind die Implikationen.

Ja, Michael Müller hatte einen schweren Stand. Aber der Politiker hat nachgewiesen, dass er aus der Rolle des Regierenden Bürgermeisters in die Rolle des Außenpolitikers gewachsen ist. Er artikulierte das, was nicht wenige Deutsche fürchten: Wie aggressiv reagiert ein Wladimir Putin, wenn er sich mit deutscher Panzer-Hilfe an den Rand einer Niederlage gedrängt fühlt? Wenn die erweiterte Unterstützung zu weiterer Eskalation führt? „Das ist eine Gratwanderung“, warnte er vor allzu einfachen Lösungsformeln.

Die 60 Minuten waren eine Sendung der ernsten Gesichter. Sie bildeten ab, was deutsche Politik gerade ist: Ein Ringen um den richtigen Weg für eine Unterstützung, die die Ukraine wenigstens in eine annehmbare Verhandlungsposition bringt – und Deutschland in eine annehmbare militärische Führungsrolle.

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