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Ein Feuerwehrmann hält neben einem Fahrzeug eine hydraulische Schere in der Hand.

© picture alliance/dpa

190.000 Euro Schaden durch Technik-Klau: Diebe überfallen die Berliner Feuerwehr sogar an der roten Ampel

Bei Clan-Kriminellen und Banden sind Spreizgeräte besonders beliebt. Jetzt legt der Feuerwehrchef eine Schadensbilanz für 2023 vor – und hat einen Appell.

Durch Einbrüche in Berliner Feuerwachen und den Diebstahl von Technik ist in diesem Jahr bereits ein Schaden von mehr als 190.000 Euro entstanden. Zumeist seien Hydraulik- und Akku-Spreizer, aber auch Trennschleifer und private Gegenstände von Mitarbeitern gestohlen worden.

Das sagte Innenstaatssekretär Christian Hochgrebe (SPD) am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Die Rechnung sei aber noch nicht abschließend, die Summe werde noch steigen, erklärte Feuerwehrchef Karsten Homrighausen. Grund: Derzeit werde noch Ersatz für gestohlene Technik beschafft.

Insbesondere Spreizer sind bei Clan-Kriminellen und Banden der organisierten Kriminalität beliebt für schwere Diebstähle. Homrighausen verurteilte die Einbrüche und Diebstähle. „Wer die Feuerwehr schwächt, schadet den Menschen in Not“, sagte Homrighausen. „Das ist ein Angriff auf die Lebensversicherung der Menschen.“

Sogar fahrende Einheiten werden angegangen und während des Ampelstopps versucht, Geräte zu entnehmen.

Karsten Homrighausen, Landesbranddirektor

Mit dem Diebstahl der Technik werde die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr erschwert. Es sei erschütternd, dass „sogar fahrende Einheiten angegangen werden und während des Ampelstopps versucht wird, Geräte zu entnehmen.“

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Laut Hochgrebe überprüfe der landeseigene Immobiliendienstleister BIM derzeit die Sicherheit in den Wachen der Feuerwehr. „Wir priorisieren die Mängel und arbeiten sie ab“, sagte der Staatssekretär. Dafür seien 750.000 Euro im Doppelhaushalt 2024/25 eingeplant. Inzwischen seien auch die Einsatzkräfte der Feuerwehr sensibilisiert und hätte bereits mehrere Ausspähversuche mutmaßlicher Einbrecher der Polizei gemeldet.

Gewerkschaft beklagt „Warenlager für Raubüberfälle“

Immer wieder werden Feuerwehrwachen von Einbrechern heimgesucht – und immer wieder werden Hydraulik-Spreizer gestohlen. Erst Anfang November war aus der Kreuzberger Feuerwache Spezialgerät bei einem Einbruch gestohlen worden. Die Täter hatten dabei offenbar Kenntnis von den internen Abläufen bei der Feuerwehr, intern ist sogar ein Maulwurf-Verdacht erhoben worden.

Im August wurde Spezialtechnik aus der Wache der Freiwilligen Feuerwehr in Gatow gestohlen, die Täter hatten ein Rolltor geknackt. Videoaufnahmen zeigten, wie die Täter die Fahrzeughalle erkundet und ihre Beute mitgenommen haben. Im Juni und Juli war mehrfach die Wache in Zehlendorf betroffen: Wenn ein Wagen losfuhr, kamen die Täter einfach durchs Tor und stahlen die Geräte – während die Einsatzkräfte darüber in den Räumen schliefen.

Die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG) hatte bereits im Sommer mehr Schutz für die Wachen gefordert, die zum „Warenlager für Raubüberfälle“ verkämen, und ein Behörden-Pingpong beklagt. Geschehen war wenig. Die Feuerwehr kündigte damals allenfalls kürzere Torschließzeiten an.

Im November hatte DFeuG-Landeschef Lars Wieg bemängelt, dass die Sicherungsmaßnahmen nur schleppend vorankommen. „Ergebnisse lassen auf sich warten“, sagte er. Die bisherigen Abläufe und Zuständigkeiten wirkten „wie Botox gegen Falten“. Die Feuerwehr gehöre zur kritischen Infrastruktur, auch viele Materialien und Geräte seien sicherheitsrelevant und das Missbrauchspotenzial brisant. Nötig seien Ad-hoc-Maßnahmen, wie etwa Einbruchmeldeanlagen.

Bei mehreren spektakulären Einbrüchen und Überfallen haben Kriminelle aus dem Clan-Milieu derlei Werkzeug wie Spreizer genutzt. Die Diebe des Sachsen-Geschmeides, Männer des berüchtigten Remmo-Clans aus Berlin, öffneten so im Herbst 2019 die Fenstergitter des Grünen Gewölbes in Dresden.

Mit einem Spreizgerät brachen mehrere Räuber aus dem Clan-Milieu im Oktober 2018 einen überfallenen Geldtransporter nahe dem Berliner Alexanderplatz auf und schossen mehrfach bei der Verfolgungsjagd auf die Polizei. Auch Bankschließfächer und Geldautomaten wurden damit gewaltsam geknackt.

Anfang März sind 3,1 Millionen Euro bei einem Überfall auf der A20 bei Gützkow in Mecklenburg-Vorpommern erbeutet worden – auch hier vermuten Ermittler Clan-Kriminelle dahinter. Die Räuber stoppten mit Autos und extra abgestellten Betonklötzen einen Geldtransporter, mit Maschinenpistolen gaben sie Warnschüsse ab und öffneten den Wagen mit einem Spreizgerät. Ein Fluchtwagen wurde später ausgebrannt gefunden.

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