Der Hertha-Fan: Nie wieder zweite Liga! Nie wieder Relegation! Wir haben es uns geschworen, mein Freund Jörg und ich. Am letzten Sonnabend im Berliner Olympiastadion, im P-Block, gleich neben der Ostkurve, in diesem Sch…spiel gegen Frankfurt. Dauerkartenplätze, immer zu viert, mit unseren Söhnen. Lang ist es her, dass wir die Jungs von der Hertha nach dem Spiel feiern konnten, haben die überhaupt schon mal gewonnen im eigenen Stadion? 2:0 gegen Paderborn, das ist sechs Wochen her. Ist ja kein Wunder, bei einem Team ohne Mittelfeld und mit Stürmern, die im Strafraum erblinden. Ich reg’ mich auf, bei jedem Spiel reg’ ich mich auf! „Papa, sei nicht so hart zu den Herthanern“, sagt Max.
Mein Sohn ist ein guter Mensch, er leidet freundlich. Wir leiden alle, jeder auf seine Weise. Auch meine Generation hat keinen Krieg mehr erlebt, aber zwei Mal den Abstieg in jüngerer Zeit. Jetzt bangen wir wieder, vor dem letzten Spiel auswärts, gegen Hoffenheim. Ich werde das Geschehen im Radio an der Ostsee verfolgen, Bundesligakonferenz – der Klassiker. Oh, sei uns gnädig, lieber Fußballgott, bewahre unsere Hertha vor dem 16. Platz. Das Desaster gegen Düsseldorf, vor drei Jahren in der Relegation. Der bittere Abstieg. Sandhausen kam ins Stadion und Erzgebirge Aue. Nein, nie wieder.
Es gibt stattdessen einen Traum, und der heißt Europa. Champions League, noch in diesem Leben? Wer weiß…Auf geht’s Hertha, kämpfen und siegen! Die Ostkurve bebt, was könnte schöner sein, alle zwei Wochen. Es war ja auch nicht alles schlecht. Und irgendwann werden 80 Prozent der Pässe ankommen, irgendwann wird Keeper Kraft den Ball abspielen, bevor die gegnerische Abwehr sich in aller Ruhe formieren kann. Irgendwann werden die Blau-Weißen wieder Punkte sammeln, und wir sind dabei. In der nächsten Saison, mit neuer Dauerkarte, den blau-weißen Schal um den Hals und einem Lied auf den Lippen: „Nur nach Hause geh’n wir nicht!“ Dann pfeift der Schiri endlich wieder an.
Neues Spiel, neues Fußballglück.
Der Autor Ulrich Zawatka-Gerlach hat zwei Leidenschaften: Er beobachtet gern Hertha BSC – und die Landespolitik für den Tagesspiegel.
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