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Das Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin an der Straße des 17. Juni.

© dpa/Anne Pollmann

Update

Antisemitismus-Beauftragter in der Kritik: Zentralrat der Juden enttäuscht von Ernennung von Historiker Uffa Jensen an TU Berlin

Der neue Beauftragte soll bei antisemitischen Vorfällen Hilfe, Unterstützung und Rat bieten. Der Zentralrat der Juden und die Jüdische Studierendenunion kritisieren die Personalauswahl scharf.

Die Entscheidung der Technischen Universität (TU) Berlin, den Historiker Uffa Jensen zum Antisemitismus-Beauftragten zu machen, hat heftige Kritik ausgelöst. Sowohl der Zentralrat der Juden als auch die Jüdische Studierendenunion (JSUD) sprachen sich am Montag gegen Jensen aus. In der Stellungnahme des Zentralrats ist von einer „großen Enttäuschung“ die Rede. Man habe „mehr Empathie und Fingerspitzengefühl bei der Auswahl einer Person für diese wichtige Position erwartet“.

Jensen, so der Zentralrat, habe in der Vergangenheit nicht bewiesen, dass er die Situation von Jüdinnen und Juden verstehe. „In der dramatischen Situation nach dem 7. Oktober 2023 hat es Prof. Jensen nicht geschafft, glaubwürdig die Gefahren des muslimisch geprägten Antisemitismus zu benennen.“ Mit der Entscheidung werde „Linksextremen und Hamas-Sympathisanten der rote Teppich ausgerollt“.

Umstritten: der neue Antisemitismus-Beauftragte der TU, Uffa Jensen.

© IMAGO/Vladimir Wegener

Seitens der Jüdischen Studierendenunion wiederum wurde auf der Plattform X unter anderem kritsisiert, dass Jensens Ernennung nicht mit jüdischen Organisationen abgestimmt worden sei. In der Stellungnahme der JSUD wird Jensen als „Antisemitismus-Relativierer“ bezeichnet. „Er verharmlost die antisemitische BDS-Bewegung, relativiert die Vernichtungsparole ‘From the river to the sea’ und benennt die wachsende Gefahr des muslimischen Antisemitismus nicht als solche.“

Die TU hatte am Montag angekündigt, dass der Historiker und stellvertretende Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU, Uffa Jensen, die Position des Antisemitismus-Beauftragten übernimmt.

Jensen, Jahrgang 1969, soll laut TU sowohl jüdischen und als auch nichtjüdischen Studierenden und Beschäftigen beratend zur Seite stehen und als Anlaufstelle dienen. „Außerdem berät er das Präsidium in entsprechenden Angelegenheiten.“ Dabei werde Jensen von einer Gruppe aus jüdischen und nichtjüdischen Mitarbeitern und Studierenden unterstützt.

„Das ist ein wichtiger Schritt für uns und ein Signal an alle TU-Mitglieder, die Hilfe, Unterstützung, Beratung und Rat suchen, die Opfer von Antisemitismus sind oder antisemitische Vorfälle auf dem Campus wahrnehmen“, sagte TU-Präsidentin Geraldine Rauch laut Mitteilung.

Die Universität wolle ein sicherer Ort sein, so Rauch. „Gerade in Zeiten, in denen Antisemitismus in unserem Land wächst, ist es uns wichtig, Verantwortung zu übernehmen und uns dagegen zu engagieren. Ich freue mich sehr, dass wir für diese anspruchsvolle Aufgabe Uffa Jensen gewinnen konnten, der eine große Expertise im Bereich Antisemitismusforschung besitzt und ein herausragender Hochschullehrer ist.“ (dpa/Tsp)

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