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Der Bahnhof Spandau soll um zwei Gleise wachsen.

© André Görke

Milliardenprojekt „i2030“ in Berlin und Brandenburg: Auf sechs Gleisen sollen Züge zwischen Spandau und Nauen fahren

Sechs Gleise plus Lärmschutzwand. Klar, dass die Anwohner skeptisch sind und eine zweite Dresdner Bahn befürchten. Jetzt gab es erste Informationen.

Mehrere Milliarden Euro wollen Berlin und Brandenburg im Rahmen des Investitionsprogramms „i2030“ in den Ausbau der Eisenbahnstrecken stecken. Das Projekt „West“ ist dabei das größte und komplizierteste: Die 23 Kilometer lange Bahnverbindung zwischen Berlin-Spandau und Nauen.

Heute fahren dort auf zwei Gleisen Regional-, Fern- und Güterzüge. Platz für mehr Verbindungen gibt es nicht, schon jetzt haben die Regionalzüge keinen gleichmäßigen Takt wie die S-Bahn, weil sie die Lücken zwischen den ICE nach Hamburg nutzen müssen.

Deshalb soll auch der Spandauer Bahnhof, der von Anfang an zu gering dimensioniert war, um zwei Gleise wachsen. Zudem entstehen zwei neue S-Bahnhöfe, Klosterbuschweg und Nauener Straße. Insgesamt sollen bei i2030 fünf bis sechs Milliarden Euro investiert werden.

Der Korridor nach Nauen sei schon heute „deutlich überlastet“, sagte Hartmut Reupke von der Berliner Verkehrsverwaltung am Dienstagabend auf einer Online-Informationsrunde des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB). Doch die Zahl der Pendler wachse immer weiter. Künftig, irgendwann nach 2030, könnten vier oder sogar sechs Gleise dort liegen. Zwei für Fernzüge, zwei für Regionalzüge (bis Nauen) und noch zwei für die S-Bahn bis Finkenkrug.

Anwohner befürchten Lärm und Trennung durch Gleise

Deshalb müssen nun die Bürger und vor allem die Anwohner informiert werden. Die Online-Veranstaltung war der Start dazu. So äußerten Teilnehmer ihre Befürchtung vor mehr Lärm, aber auch vor der trennenden Wirkung einer derart breiten Gleistrasse mit hohen Lärmschutzwänden. Ein Anwohner verglich die Situation mit dem Ausbau der Dresdner Bahn, auch in Lichtenrade gab es großen Protest gegen den Ausbau. 

[Lesen Sie mehr: Neue Strecken, neue Bahnhöfe, neue Brücken: Die 5 Baustellen der S-Bahn in Spandau (T+)]

Viele Jahre hatten sich die beiden Bundesländer über das sinnvollste Verkehrsmittel gestritten. Brandenburg wollte mehr Regionalbahnen, Berlin eine Verlängerung der S-Bahn. So wurde das Projekt erfolgreich blockiert. Damit sei nun immerhin Schluss, sagte Detlef Höppe vom Brandenburger Infrastrukturministerium: „Jetzt versuchen wir, beides zu verwirklichen“.

Regionalbahn wird sechs Minuten schneller

Der VBB hat in den vergangenen Monaten verschiedene Varianten einer Fahrplangestaltung untersucht. Eine „Vorzugsvariante“, die sich „am sinnvollsten erwiesen“ habe, werde nun weiterverfolgt, sagte Bernd Arm vom VBB. Ziel sei ein „dichter, gleichmäßiger Takt alle 20 Minuten bis nach Nauen“ sowie eine schnelle Express-Verbindung.

So soll der Bahnverkehr von Spandau nach Brandenburg erweitert werden.
So soll der Bahnverkehr von Spandau nach Brandenburg erweitert werden.

© Fabian Bartel/Tsp

Heute braucht der schnelle RE2 von Nauen bis Spandau 18 Minuten, nach dem Ausbau sollen es 14 Minuten sein. Die Fahrzeit der RB10 und RB14 verkürzt sich sogar um sechs Minuten von 24 auf 18 Minuten. Denn künftig werden in Finkenkrug, Seegefeld und Albrechtshof nicht mehr Regionalbahnen halten, sondern die S-Bahn.

Eine zusätzliche Express-S-Bahn könnte acht Minuten schneller sein bis Finkenkrug. Seit kurzer Zeit bietet die S-Bahn auf der S3 zusätzliche Expresszüge zwischen Friedrichshagen und Ostbahnhof an, die einige Stationen auslassen. Das spart bis zu zehn Minuten Fahrzeit. Unabhängig vom Ausbau wird es Ende 2022 eine Verbesserung geben, kündigte Arm an: Zum Fahrplanwechsel im Dezember gehe eine vierte ganztägige Linie zwischen Berlin und Nauen an den Start, der RE8. 

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Ob es einen Abzweig der S-Bahn ins Falkenhagener Feld gibt, ist noch unklar. Dort liegt ein Gütergleis, das der Havelländischen Eisenbahn (HVLE) gehört und genutzt werden könnte. Die Gespräche mit der Privatbahn seien noch nicht abgeschlossen, hieß es. 

Der erste Zug fährt erst nach 2030 auf den neuen Gleisen

Wie geht es nun weiter? Am Montag wurde der Vertrag mit einem Planungsbüro geschlossen, sagte eine Bahnsprecherin. Noch im Sommer soll eine Finanzierungsvereinbarung unterzeichnet werden für die Vorplanung ins Falkenhagener Feld. Mitte 2023 soll im Korridor nach Nauen die Vorplanung abgeschlossen werden. Dann folgen Entwurfsplanung, Genehmigungsplanung und Ausführungsplanung. Anschließend kommt die Ausschreibung.

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Wann der erste Bagger rollt oder gar der erste Zug auf neuen Gleisen fährt, ist offen – irgendwann nach 2030. Für die S-Bahn hatte der Senat einmal 2035 genannt.

Die Tarifgrenzen werden vermutlich nicht verschoben. Auf der Informationsveranstaltung stellte ein Bürger die Frage, ob Seegefeld nicht dem Tarifgebiet B (also Berlin) zugeschlagen werden könne, weil dort der Park-and-Ride-Platz sei. VBB-Chefin Susanne Henckel lehnte das ab. „Dann rutscht die Tarifgrenze nur  eine Station weiter“, sagte Henckel. Ähnliche Wünsche gab es immer wieder, zum Beispiel zum BER. 

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