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Der Breitenbachplatz im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf.

© IMAGO/Jürgen Ritter

Autobahn in Berlin: Der Breitenbachplatz sollte als Mahnung für die A100-Verlängerung dienen

Die ehemalige Autobahnbrücke am Breitenbachplatz gilt als Fehler der autogerechten Stadt. Nun soll sie abgerissen werden – ein Fingerzeig für die Zukunft.

Ein Kommentar von Christian Latz

Selbst nach einer Sanierung soll die Tragfähigkeit der ehemaligen Autobahnbrücke am Breitenbachplatz nur noch wenige Jahre gegeben sein. Für den Bau aus den 70ern gilt das Gleiche wie für viele weitere Spannbetonbauwerke aus dieser Epoche: Ihre Zeit ist zu Ende – und mit ihnen die verkehrspolitischen Konzepte, die hinter diesen oftmals monströsen Bauten stehen.

In den vergangenen Jahren ist viel von auto- und menschengerechter Stadt die Rede gewesen, wenn es um die Berliner Verkehrspolitik ging. Der Breitenbachplatz steht sinnbildhaft für diese Debatte. Im Glauben auf neue Lebensstile wurde hier der Stadtraum von Massen von Beton komplett überformt und dominiert diesen Ort seit Jahrzehnten. Ein Sündenfall des 20. Jahrhunderts.

Wenn dort in Steglitz nun eine Abkehr von dieser einstigen Vorstellung eingeleitet wird, kann das als stadtweites Beispiel dafür dienen, wie Berlin durch eine andere Verkehrs- und Raumpolitik im Kleinen wie im Großen lebenswerter werden kann.

Einfache Antworten gibt es in dieser Debatte nicht

Zugleich stellen sich dort jene Fragen, die überall aufkommen, wo der Autoverkehr Platz verliert. Mit großzügiger Infrastruktur hat man dem Automobil in West-Berlin einst den roten Teppich ausgerollt. Nun gilt es zu untersuchen, wohin sich der Verkehr verlagert, wenn etwa auch der Tunnel unter dem Wohnkomplex an der Schlangenbader Straße stillgelegt wird. Viele Autofahrer dürften lediglich die Route ändern – zu Lasten anderer Stadtbewohner. Allzu einfache Antworten gibt es in dieser Debatte daher nicht.

Die Fragen zur Veränderung von Verkehrsströmen sind letztlich ähnliche, wie sie sich auch bei der Diskussion um die Verlängerung der A100 im Osten der Stadt stellen. Wäre es nicht sinnvoller, den Verkehr auf einer Autobahntrasse zu kanalisieren?

Ein paar große Gegenargumente liefert das Beispiel Breitenbachplatz. Gibt es Infrastruktur, wird sie vom Verkehr auch genutzt – und erzeugt zusätzliche Fahrten erst. Wo eine solche Trasse entsteht, verliert der öffentliche Raum massiv an Qualität. Und letztlich ist es unglaublich schwer, solche Verkehrsbauten wieder abzureißen, wenn sie einmal stehen, selbst wenn die meisten sie nicht mehr wollen. Der Breitenbachplatz sollte hier auch für die A100-Verlängerung als Mahnung dienen.

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