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Genzken, die als eine der wichtigsten deutschen Gegenwartkünstlerinnen gilt, wird am 27. November 75 Jahre alt.

© dpa/Jens Kalaene

Bares für gar nicht mal so Rares : Isa Genzken fordert Kunstwerk zurück

In der „ZDF“-Sendung „Bares für Rares“ ist Kunst, im Sinne von zeitgenössischer Kunst-Kunst, tatsächlich eine Rarität – und offenbar ein Fall fürs Gericht.

Am Montag endete in der Neuen Nationalgalerie die große Retrospektive „Isa Genzken. 75/75“. Anlässlich ihres 75. Geburtstags, den die Künstlerin ebenfalls am Montag feierte, zeigte das Museum 75 Skulpturen aus allen Schaffensphasen – von den 1970er-Jahren bis heute. Darunter auch der ein oder andere „Weltempfänger“, den Fernsehkoch Horst Lichter im September erst fachgerecht als „Betonklotz mit zwei Antennen“ umschrieb.

In seiner Sendung „Bares für Rares“ nämlich, in der Privatpersonen ihren mehr oder weniger wertiger Trödel an den Höchstbietenden bringen, tauchte eines der gar nicht mal so raren Werke auf.

Es sei das erste Mal in der Geschichte der Sendung, dass sich jemand traue, mit einem Stein zu kommen, stellte Lichter damals fest und fragte den Besitzer, Intensivpfleger Jörg Friedrich, ob er zu Hause renoviere „oder wat?“ Friedrich klärte auf: „Nein, diesen Stein habe ich von einer renommierten Künstlerin bekommen“.

Sie sei eine seiner besten Freundinnen gewesen. Als es ihr mal nicht so ging, sei er der einzige gewesen, der ein Ohr für sie hatte und sie ein paar Tage bei sich wohnen ließ. Als Dankeschön gab es dann das Objekt. „Weil es von Herzen geschenkt war, habe ich es natürlich angenommen, mein Geschmack ist es eigentlich nicht so.“

So sehen Isa Genzkens „Weltempfänger“ aus.

© Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin/Jens Ziehe, Courtesy Galerie Buchholz © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Auch ersessene Geschenke sind Geschenke

Friedrich findet aber, dass das Werk mehr Aufmerksamkeit verdiene, bei ihm stehe es nur „irgendwo auf dem Schrank rum“. Dafür hätte er trotzdem gerne wenigstens 30.000 Euro. In der finalen Bieterrunde war er dann aber auch mit 16.000 zufrieden.

Damit ist die Geschichte aber nicht zu Ende: Bald darauf tauchte der „Weltempfänger“, jetzt auf 30.000 bis 50.000 Euro geschätzt, im Katalog eines Auktionshauses auf, um dann, kurz vor der Versteigerung, wieder zurückgezogen zu werden. Laut „Kölnische Rundschau“ sei beim Landgericht Bonn eine einstweilige Verfügung eingegangen, weil die Besitzverhältnisse nicht klar seien.

Demnach sei Genzken zum Zeitpunkt der Schenkung nicht geschäftsfähig gewesen, weshalb ihr Betreuungsanwalt das Werk zurückforderte. Weil Jörg Friedrich das Geschenk aber gutgläubig in seinen Besitz nahm und dieser erst zehn Jahre später zum Problem wurde, wies das Landgericht die Klage ab. Der Intensivpfleger habe den „Weltempfänger“ inzwischen „ersessen“.

Genzkens Anwalt wolle keinen Widerspruch einlegen, teilte er dem „Spiegel“ mit, vielleicht gönnt man seinem ehemaligen besten Freund und Pfleger das Bare dann doch – wenigstens ein bisschen.

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