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BERLIN, GERMANY - FEBRUARY 20: Aylin Tezel (L) and Lary attend the MUBI dinner and drinks at the 73rd Berlinale International Film Festival at Chateau Royal on February 20, 2023 in Berlin, Germany. (Photo by Robert Schlesinger/Getty Images for MUBI)

© Getty Images/Robert Schlesinger

Berlin Gossip : Berlinale Monday-Blues: Arthouse-Party und Bergfest

Während die großen Stars noch katern oder tatsächlich mal ins Kino gehen, feiert der Rest vom Fest einfach weiter. Versucht es zumindest.

Klischees, die leben, elf Uhr nachts: am Montagabend feierte „Mubi“, die artsy Streamingdienst-Alternative, eine ganz besondere Berlinale-Party. Eingeladen wurde zum „intimen“ Dîner mit anschließendem, nicht mehr ganz so intimen Cocktailempfang. Ort des Geschehens war das Château Royal, das bei Kunstliebhabern geschätzte Hotel mit Bar und Restaurant unweit des S-Bahnhof Friedrichstraße. Die hellen, mondän eingerichteten Räume mit Boho-Interieur könnten selbst als Kulisse für einen Arthouse-Streifen durchgehen, passend erlesen war das Publikum.

Wirklich bekannt waren die Gäste nicht, Mubi-Gründer Efe Cakarel setzte wohl eher auf Klasse, als auf Großspurigkeit. Die Schauspieler Aylin Tezel und Franz Rogowski waren da, Sängerin Lary ließ sich kurz blicken, außerdem ein paar Künstler, etwa Akinola Davies, die Ihnen wahrscheinlich genauso wenig sagen wie die Namen der Regisseure Ira Sachs, Christian Petzold oder John Tregove.

Aber so ist das halt, mit dem guten Indie-Kino, nur mit Bildung und kulturellem Interesse lebt sich das Leben süß. Und wenn man mal nicht weiter weiß, kann man immer noch mit der Ästhetik argumentieren. „Die Kameraführung und das Kostümbild waren sehr überzeugend“, „der Soundtrack einfach toll“. Darauf einen Negroni Sous Vide – cheers.

Und wo ist jetzt das Klischee? Mubis „unique selling point“: Im Gegensatz zu Netflix und anderen Konkurrenten setzt das Unternehmen auf Qualität, nicht auf Quantität und eben insbesondere auf Arthouse, Autorenkino und Spartenfilme. Alles sehr pittoresk und künstlerisch wertvoll, mit einer Tendenz zu Langatmigkeit, insbesondere dann, wenn der Monday-Blues nach einem langen Berlinale-Wochenende kickt.

Ein Grund für Party: Die Berlinale ist zur Hälfte rum

Nach zwei Gläschen „Sparkling Wine“, und ein bisschen Small Talk mit cineastischem Tiefgang hieß es dann auch: Umschalten! Beziehungsweise Kopf ausschalten, ein Blockbuster bumst doch einfach besser und einige Gäste ließen verhalten verlauten: „Wir gehen jetzt aufs Bergfest“.

Also gut, dann lassen wir das mit der Kultur und werden auf den Montagabend noch ein bisschen wild: Im Club Metropol am Nollendorfplatz wurde gefeiert, dass die Berlinale zur Hälfte überstanden ist. Das Bergfest hat in der Filmwelt genauso Tradition wie die Fete zu Beginn eines Projekts beziehungsweise die Party am Ende.

Und weil ja Berlinale ist und eh alles Kopf steht, war es wenig überraschend, dass der Montagabend dann doch noch wild wurde. Die müden Geister ließen sich hier nämlich ordentlich mit klebrig-süßen Long-Drinks Kreationen des Berlinale-Sponsors „Campari“ benebeln, sodass es auch nur die wenigsten bemerkten, dass der Höhepunkt der Nacht, eine „Voguing-Performance“, bei einer Film-Influencer-Bergfest-Party irgendwie unauthentisch wirkte.

Bezeichnend auch das eher aufgesetzt wirkende Gepose von offensichtlich bezahlten Gästen. Jannik Schümann zum Beispiel stand kurz auf dem roten Teppich, nippte „strahlend“ an einem orange-roten Getränk und verschwand dann schnell wieder, um es am nächsten Tag bei Instagram so aussehen zu lassen, als hätte der Rest der Welt etwas wirklich Lustiges verpasst.

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