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Das luxuriöse "Sofitel Berlin Kurfürstendamm" (früher: Concorde Hotel) wurde vom Berliner Architekten Jan Kleihues gestaltet.

© Imago / Florian Schuh

Luxushotel leidet in der Coronakrise: Berliner Fünf-Sterne-Haus Sofitel ist pleite

Das Luxushotel nahe dem Ku'damm meldet Insolvenz an. Der Betrieb geht aber vorerst weiter – und der Verwalter zeigt sich optimistisch.

15 Jahre nach seiner Eröffnung als „Concorde Hotel“ ist das heutige Berliner Fünf-Sterne-Hotel „Sofitel“ an der Augsburger Straße nahe dem Kurfürstendamm zahlungsunfähig. Als Folge der Coronakrise beantragte der Pächter HAB-Betriebs GmbH beim Amtsgericht Charlottenburg ein Insolvenzverfahren.

„Bis mindestens Ende August“ gehe der Hotelbetrieb weiter, sagt der Potsdamer Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff, der als als vorläufiger Insolvenzverwalter fungiert. Er sieht auch eine „gute Chance, das Hotel darüber hinaus fortzuführen“.

Ohne die Coronavirus-Pandemie, die zur zweimonatigen Schließung aller Berliner Hotels und weiterhin geringen Touristenzahlen geführt hatte, wäre die Insolvenz „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht passiert“, betont Brockdorff. 2019 habe die Auslastung des Hauses bei 87 Prozent gelegen. Aktuell seien es nur 25 Prozent, im August könne die Quote auf 40 Prozent steigen.

Die Restaurants und die Bar im Sofitel seien geöffnet, sagt der Jurist und appelliert an Berliner, hinzugehen. Das Hotel beschäftigt 108 Mitarbeiter und 40 Auszubildende. Ein Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit sichert die Gehälter bis Ende August. Der Hauseigentümer hat die Pacht vorläufig gestundet.

Die Accor-Gruppe teilte mit, sie beteilige sich an Rettungsgesprächen. Die Marke Sofitel gehört dem französischen Hotelkonzern, der mit den Betreibern einen Managementvertrag hat.

Hotels brauchen Hilfe der Vermieter

Christian Andresen, der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Berlin, betont mit Blick auf den Senat, dass es ganz darauf ankomme, den Hotels der Stadt eine Perspektive zu geben – vor allem finanzieller Art.

Im Moment hänge vieles davon ab, wie das jeweilige Hotel rechtlich aufgestellt sei: Gebe es einen Immobilieneigentümer, der vom Betreiber ohne Rücksicht auf die Lage die volle Pacht einfordere, könne kaum ein Haus über die Runden kommen. Aktuell habe sich die Lage mit der Wiederaufnahme des Flugbetriebs leicht gebessert, sagte Andresen, der die Auslastung der Berliner Hotels auf 15 bis 25 Prozent schätzt. Luxushotels seien ebenso gefährdet wie Hostels.

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Auf lange Sicht werde ein anderes Problem an Bedeutung gewinnen, nämlich der Mangel an qualifiziertem Personal. Einerseits suchten viele Mitarbeiter andere Jobs, um der Kurzarbeit zu entkommen, andererseits sei es gegenwärtig praktisch unmöglich, Ausbildungsplätze anzubieten.

Drei Luxushäuser sind noch geschlossen

Gegenwärtig sind die meisten Hotels wieder geöffnet, und die Betreiber betonen die Sorgfalt, mit der Hygienekonzepte erarbeitet wurden. Aber es gibt Ausnahmen. So ist das Regent am Gendarmenmarkt ohne Angabe eines Wiedereröffnungstermins geschlossen.

Das Ritz-Carlton am Potsdamer Platz nimmt Buchungen erst ab dem 1.September an, das Patrick-Hellmann-Schlosshotel in Grunewald will am 28. August wieder in Betrieb gehen. Auch einige Hotelrestaurants wie das „Skykitchen“ im Vienna-Hotel in Lichtenberg stecken noch in der Coronapause. Andere wie das „Lorenz Adlon Esszimmer“ arbeiten bis zur regulären Sommerpause auf Sparflamme. Dort wird nur an zwei Abenden, nämlich freitags und sonnabends, serviert.

Estrel baut weiter

Aber es gibt auch ausgesprochene Optimisten in der Branche: Der Rohbau des Estrel-Auditoriums für 800 Gäste nebst weiteren Tagungsräumen ist fertig. Laut Inhaber Ekkehard Streletzki befindet man sich im Zeitplan, und Estrel-Direktorin Ute Jacobs sagte dem Branchenmagazin „Tophotel“: „Auch in Post-Corona-Zeiten können wir mit unserem neuen Auditorium punkten.“

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Für digital begleitete Veranstaltungen sei das Zentrum bestens gerüstet. Und, noch wichtiger: Im Herbst soll der Bau des „Estrel Tower“ beginnen, des 175 Meter hohen Hotelturms gegenüber dem bestehenden Hotel. Dieses dann höchste nichttechnische Gebäude Berlins soll 2024 fertig sein und 750 Zimmer und Suiten bieten.

Brandenburger Wellnesshotel vor ungewisser Zukunft

Vermutlich ist die Lage in Brandenburg wegen des großen Themas „Urlaub in Deutschland“ etwas entspannter, zumal der Anteil ausländischer Touristen dort – Ausnahme Potsdam – noch nie sehr hoch war. Aber zumindest eines der Flaggschiffe, das A-Rosa in Bad Saarow, scheint in einer massiven Krise zu stecken.

„Vor dem Hintergrund, dass die DSR Hotel Holding an dem Standort Bad Saarow auch ein Aja-Resort betreibt, wird nun analysiert, inwieweit sich nach der Krisensituation zwei in unmittelbarer Nähe befindliche Hotels am gleichen Standort wirtschaftlich betreiben lassen“, heißt es auf der Webseite, „da die behördlichen Auflagen hinsichtlich der Sicherheit und Hygiene im Aja Resort schneller umsetzbar sind, wird zunächst das Aja Bad Saarow wiedereröffnet.“

Im Klartext: Es könnte sein, dass das A-Rosa aufgegeben wird. Vermutlich ist dort auch nach 23 Betriebsjahren der Renovierungsbedarf deutlich höher als im relativ neuen, einfacher gestalteten Aja.

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