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Die Preise für Bus und Bahn in der Region sollen steigen.

© dpa / Foto: dpa/Carsten Koall

Update

Berliner Vorstoß vom Tisch: Verkehrsverbund erhöht Ticketpreise in gesamter Hauptstadtregion – aber drei Monate später

Das Tarifsystem bleibt im VBB nun doch einheitlich. Ab 1. April steigen die Preise um 5,62 Prozent. Das Berliner Sozialticket darf billiger werden.

| Update:

Die Tarife im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) werden zum 1. April 2023 um knapp 5,62 Prozent erhöht – und zwar im gesamten Tarifgebiet. Das hat der Aufsichtsrat des größten deutschen Verkehrsverbundes auf seiner Sitzung am Donnerstag beschlossen.

Der ursprüngliche Vorschlag des Landes Berlin, die lange geplante und vom VBB zum 1. Februar 2023 vorbereite Erhöhung der Ticketpreise nur im Land Brandenburg vorzunehmen, in Berlin das AB-Ticket aber auf dem bisherigen Niveau zu lassen, ist damit vom Tisch. Das hätte für Hunderttausende Pendler zu einem Ticketpreisgefälle geführt.

Der Alleingang, die angepeilte Ungleichbehandlung beider Länder im Verbund, hatte in Brandenburg in den vergangenen Tagen einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die Hauptstadt lenkte ein. Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) zeigte sich dem Vernehmen nach erleichtert, dass es ihr gelang, die Brandenburger von einem Moratorium zu überzeugen.

Zugleich stimmte der Aufsichtsrat laut dem VBB-Beschluss „einer Reduzierung des Berlin-Tickets auf einen Betrag zwischen 9 und 19 Euro“ zunächst bis zum 31. März 2023 zu, unter dem Vorbehalt, dass das Geld dafür im Berliner Haushalt bereitgestellt wird. Gemeint ist damit das Berliner Sozialticket. Es kostet derzeit 27,50 Euro im Monat.

Verhandlungen mit dem Bund

Der VBB ist nun gefordert, die auf den 1. April verschobene Erhöhung mit den Verkehrsunternehmen im Detail abzustimmen. In einer kurzen Pressemitteilung informierte der VBB über den Beschluss, allerdings ohne die Preisspanne für das künftige Berliner Sozialticket.

Der Verkehrsverbund äußerte sich auch zur Verschiebung der sonst zum Jahreswechsel üblichen Tarifanpassung um drei Monate: Grund dafür sei „die aktuell zwischen dem Bund und den Ländern laufende Verhandlung über die Einführung eines bundesweit gültigen Nachfolgetickets zum 9-Euro-Ticket, so dass die Rahmenbedingungen für die VBB-Tarifstruktur und die damit verbundenen notwendigen Anpassungen im Moment noch nicht absehbar sind.“

Verkehrsminister: Nahverkehr im Krisenmodus

Zuletzt waren die Fahrpreise in der Region zum 1. Januar 2021 um 1,9 Prozent gestiegen. Der Verkehrsverbund orientiert sich bei seinen Anpassungen seit 2014 an einem Index, der die Kosten für Energie und Personal sowie die Verbraucherpreisentwicklung berücksichtigt. Besonders steigende Energiepreise hatten die Teuerung zuletzt auf rund zehn Prozent erhöht.

Brandenburgs Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) sieht den öffentlichen Nahverkehr wegen explodierender Energiepreise und einer schwankenden Finanzlage im Krisenmodus. Die großen finanziellen Unsicherheiten erschwerten Entscheidungen zur Tarifentwicklung. Er forderte die Ampel-Koalition im Bund auf, für eine Nachfolge des 9-Euro-Tickets die Mittel für den Schienenverkehr zu erhöhen. „Ansonsten wird ein solches Ticket nicht kommen.“

Dem VBB gehören neben Berlin und Brandenburg auch die 14 Landkreise und vier kreisfreien Städte Brandenburgs an, außerdem 36 Verkehrsunternehmen. Berlin hatte bereits im Alleingang ein 29-Euro-Ticket (AB) für die Zeit von Oktober bis Dezember eingeführt, was Brandenburg widerstrebend akzeptierte, da der Senat alle Kosten – auch Nachteile für Verkehrsunternehmen aus dem Nachbarland – übernimmt. Unklar bleibt weiter, ob das nur für Berlin geltende 29-Euro-Ticket über den Jahreswechsel hinaus fortgeführt wird, wie es der rot-grün-rote Senat unter der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) offenbar anstrebt.

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