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Bis vor einem Jahr hatte die BVG in Alt-Tegel einen selbstfahrenden Elektrobus getestet und damit 24.000 Fahrgäste befördert.

© imago/Jürgen Ritter

Autonomes Fahren: BVG startet neuen Test mit Kleinbussen

Bis Ende des Jahrzehnts sollen in Berlin Fahrzeuge selbstständig fahren – im regulären Fahrplan. In einem neuen Projekt will die BVG erforschen, wie das funktioniert.

Berlin sucht Busfahrer:innen. Auch deshalb setzen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) auf das autonome Fahren. Bis 2030 sollen fahrerlose Kleinbusse manche Strecken bedienen und damit helfen, das Personalproblem zu lösen. So ist der Plan. Doch es gibt offene Fragen.

Welche Strecke eignet sich? Braucht es Begleitpersonal an Bord? Trauen die Menschen der Technik? Diese und weitere Fragen will die BVG gemeinsam mit der TU Berlin und dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) im Rahmen eines neuen Projekts beantworten. Das Bundesverkehrsministerium erwägt eine Förderung von rund 9,5 Millionen Euro, das wäre etwas mehr als die Hälfte der Kosten. Der Förderbescheid wird in diesen Tagen erwartet.

9,5
Millionen Euro plant der Bund für das Projekt.

Start in Neubaugebieten

Bis 2025 soll ein Pilotbetrieb für eine fahrerlose Kleinbusflotte im Nordwesten Berlins durchgeführt werden, lautet das Projektziel. Aus den Erkenntnissen könnte ein Konzept für den Regelbetrieb entwickelt werden. Die kleinen E-Busse sollen zunächst in Neubaugebieten wie der Waterkant oder der Insel Gartenfeld in Spandau verkehren, kündigt Daniel Hesse an, der bei der BVG die Stabsabteilung Technologie und Innovation leitet. Im Zuge des Projekts will die BVG die nötigen Genehmigungen bei den Behörden einholen.

Journalisten begutachten den Start des BVG-Pilotprojekts „Stimulate“ im Juli 2017 auf dem Gelände der Charité.
Journalisten begutachten den Start des BVG-Pilotprojekts „Stimulate“ im Juli 2017 auf dem Gelände der Charité.

© dpa/Wolfgang Kumm

Die Wohnquartiere sind als autoarme Gebiete geplant. Statt in den eigenen Pkw zu steigen, sollen die Menschen geteilte Fahrräder, Tretroller und Carsharing nutzen – und eben autonome Shuttles, um die letzte Meile zwischen U-Bahnhof oder S-Bahnhaltestelle bis zum Ziel zurückzulegen.

Experimente seit 2017

Seit sechs Jahren experimentiert die BVG mit selbstfahrenden E-Kleinbussen. 2017 drehten die ersten Shuttles ihre Runden auf den Arealen von Charité und Virchow. Zwei Jahre später folgte die 600 Meter lange „See-Meile“ in Alt-Tegel zwischen der U-Bahn-Station Alt-Tegel und den Seeterrassen.

Im vergangenen Sommer endete das Projekt in Tegel endgültig, nachdem es nach einer kurzen Pause zunächst für zwei Jahre auf mehr Linien und mit mehr Fahrzeugen wieder aufgenommen worden war. Allein im Rahmen aller drei Projekte habe die BVG rund 50.000 Fahrgäste in zehn Shuttles befördert, sagt Hesse.

Sicherheitsfahrer an Bord

Bislang war allerdings immer ein Sicherheitsfahrer mit an Bord, der im Zweifel eingreifen konnte. So schrieb es das Gesetz vor. Im vergangenen Jahr machte die Bundesregierung den Weg frei für die Zulassung von Fahrzeugen, die ganz ohne Fahrer auskommen. Überwacht werden sollen diese nur noch durch eine sogenannte Technische Aufsicht, die aus einer Leitzentrale heraus mehrere Fahrzeuge im Blick hat.

Meldet ein Fahrzeug ein Problem, kann die Aufsicht entscheiden, ob sie dies aus der Ferne lösen und das Fahrzeug seine Fahrt fortsetzen kann oder ob sie eine:n Mitarbeiter:in zum Shuttle schickt, um zu helfen. „All diese Abläufe wollen wir im Rahmen des neuen Projekts eruieren“, erläutert Abteilungsleiter Hesse.

Läuft alles nach Plan, sollen bis 2030 im gesamten Stadtgebiet autonome Kleinbusse auf verschiedenen Linien zum Einsatz kommen, „und die Lücken im ÖPNV-Netz schließen“. Erst dann wird sich zeigen, ob sich die mit der Technologie verbundenen Hoffnungen für das Verkehrsunternehmen erfüllen.

55 Millionen Euro bundesweit

Auch in anderen Städten werden Konzepte zum autonomen Fahren entwickelt und erprobt. So sollen in Hannover drei autonom fahrende Linienbusse mit E-Antrieb in den regulären Linienbetrieb integriert werden. München will 2025 selbstfahrende Kleinbusse auf die Straße schicken. Zuletzt füllte das Bundesverkehrsministerium seine Fördertöpfe neu auf: 55 Millionen Euro stehen für die kommenden Jahre bereit.

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