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Carola Zarth

© Marie Staggat / Marie Staggat

Fremde Länder kennenlernen, Erfahrungen sammeln: Das Handwerk hat „Work & Travel“ erfunden

In Folge 50 unserer Kolumne von führenden Köpfe aus der Berliner Wirtschaft blickt Handwerkskammerpräsidentin weit über die Stadtgrenzen hinaus.

Eine Kolumne von Carola Zarth

„Work and travel“ kennt jeder: arbeiten und reisen – der Traum vieler junger Menschen nach dem Schulabschluss. Sie machen sich auf den Weg, um andere Länder zu bereisen, neue Kulturen zu erkunden und in die Arbeitswelt einzutauchen, bevor ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Das Ziel: das Andersartige, das Neue, das Unbekannte.

Und wer hat’s erfunden? Das Handwerk. Bereits im 12. Jahrhundert zogen junge Handwerker durchs Land, um andere Regionen und Arbeitsweisen zu entdecken und Lebenserfahrung zu erwerben, denn Reisen bildet – und ein beruflicher Lernaufenthalt im Ausland umso mehr.

Leben und Arbeiten im Ausland - eine große Chance

Mobilität und Internationalität spielen im Handwerk eine große Rolle – und gerade in einer Stadt wie Berlin wächst deren Bedeutung. Aus aller Welt kommen Menschen in die Hauptstadt, um hier zu leben und zu arbeiten.

Da ist es mehr als folgerichtig, sich auch selbst draußen in der Welt umzuschauen. Ob in einer Keramikwerkstatt auf Kreta oder in einer Tischlerei oder Kfz-Werkstatt in Südfrankreich, ob in Norwegen, Portugal oder Island – gutes Handwerk kennt keine Grenzen.

Internationale Lernaufenthalte erweitern den Blick über den Tellerrand hinaus, fördern die Persönlichkeit und die interkulturellen Kompetenzen, die gerade in den heutigen Zeiten wertvolle Skills ausmachen. Das Gute: Mögliche Sprachbarrieren können überall durch handwerkliches Tun überwunden werden, denn die Sprache des Handwerks ist international.

Wenn Wandergesellen auf der traditionellen Walz sind, dürfen sie für Kost und Logis kein Geld ausgeben.

© Frank Rumpenhorst/dpa

Heute nutzen immer mehr Auszubildende im Handwerk die Chance, um schon während ihrer Gesellenausbildung neue Einblicke in andere Arbeits- und Ausbildungskulturen zu erhalten – auf der Walz 2.0 sozusagen. Der einzige Unterschied: Sie ziehen nicht durchs Land, sondern haben einen festen Betriebsstandort, wo sie andere Arbeitsweisen und neue Lösungsansätze erlernen.

Betriebe profitieren von reisenden Azubis

Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Denn davon profitieren nicht nur die Auszubildenden, sondern auch die Ausbildungsbetriebe, denn ihre „Weltreisenden“ erlernen im Zielland neue Arbeitsmethoden und -techniken und bringen ihre Ideen mit zurück.

Zahlreiche angehende Gesellinnen und Gesellen im Handwerk haben im ablaufenden Jahr ein Praktikum unter anderem in den Gewerken Tischlerei, Zimmerei, Kfz-Mechatronik, Maßschneiderei, Metallbau und Bäckerei in anderen europäischen Ländern absolviert – unterstützt durch die Mobilitätsberatung der Handwerkskammer und mit Förderung durch Erasmus+.

Am 30. November 2023 erhielten sie und beteiligte Betriebe die Mobilitäts- und Europasszertifikate im Europäischen Haus, dem Sitz der Europäischen Kommission in Berlin.

In diese Kolumne schreiben Persönlichkeiten aus der Berliner Wirtschaft über die politische Lage.

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