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Das Heizkraftwerk Berlin-Klingenberg soll zunehmend Biomasse verfeuern. Deren Anteil an der Fernwärme steigt bis 2013 auf 17 Prozent.

© imago images/Rolf Zöllner

Investitionen von drei Milliarden Euro geplant: Vattenfall will Berlins Fernwärme bis 2040 klimaneutral umbauen

Kohle und Gas machen den Großteil der Fernwärme aus. Vattenfall will sie innerhalb von 17 Jahren durch Erneuerbare Energien ersetzen – und auch mehr Haushalte versorgen.

Von fünf auf 100 Prozent in 17 Jahren: Vattenfall möchte bis 2040 die Fernwärmeversorgung in Berlin klimaneutral organisieren. Das ist ambitioniert, denn derzeit beträgt der Anteil der Erneuerbaren Energien nur fünf Prozent. Der ganze überwiegende Teil der Fernwärme wird mit Gas (77 Prozent) produziert, 18 Prozent stammen aus Steinkohle. Rund ein Drittel der in Berlin benötigten Heizwärme basiert auf den zehn Heizkraftwerken von Vattenfall. In den nächsten zwei Jahrzehnten könnte der Anteil auf rund 50 Prozent steigen, meinen die Strategen von Vattenfall, die am Montag einen „Dekarbonisierungsfahrplan zur Wärmewende“ vorstellten.

Für eine klimaneutrale Wärmeversorgung sind drei Punkte entscheidend: Sinkender Verbrauch, Wärmepumpen sowie Fernwärme. Beim Thema Verbrauch oder Energieeffizienz kommt die Stadt mit einer Sanierungsquote von derzeit 0,8 Prozent/Jahr kaum voran. Erforderlich wären nach Einschätzung von Vattenfall zwei Prozent, was angesichts des Fachkräftemangels und der offenen Frage der Verteilung der Kosten kaum erreichbar scheint. Wärmepumpen sind geeignet für Ein- und Zweifamilienhäuser, die in der Mieterstadt Berlin eine vergleichsweise geringe Bedeutung haben. Vattenfall indes will zunehmend Großwärmepumpen einsetzen für die Fernwärmeversorgung.

Bis 2030 investiert der Konzern nach eigenen Angaben rund drei Milliarden Euro in den Ausbau der Erneuerbaren Energien, dazu seien 30 Projekte auf den Weg gebracht worden, sagte Christian Feuerherd, Vorstandsvorsitzender der Vattenfall Wärme Berlin. Neben dem Einsatz großer Wärmepumpen, die bis 2023 rund 17 Prozent zur Versorgung beitragen sollen, setzt das Unternehmen sehr stark auf Biomasse, die ebenfalls auf 17 Prozent bis 2030 kommen soll.

Gas und Wasserstoff

Den größten Anteil von etwa 60 Prozent stellen bis 2030 Gaskraftwerke, „die anschließend schrittweise auf Wasserstoff oder grüne Gase umgestellt werden und schließlich zwischen 2040 und 2045 einen Anteil von etwas mehr als 40 Prozent am gesamten Erzeugungsmix ausmachen sollen“.

Den erstaunlich hohen Anteil Biomasse erklärte Feuerherd mit der großen Verfügbarkeit von Waldrestholz, „Landschaftspflegematerial aus Parks“ und schnell wachsenden Pflanzen, überwiegend Pappeln, aus Brandenburg, die dann in Berliner Anlagen verfeuert werden, dazu sind vor allem die Heizkraftwerke Klingenberg im Osten sowie Reuter West in Ruhleben vorgesehen. Bei Reuter West werde ferner eine neue Turbine eingesetzt, die vom Dampf aus der dortigen Müllverbrennungsanlage der BSR angetrieben wird.

Mehr Häuser ans Netz

In Zusammenarbeit mit den Wasserbetrieben werde ebenfalls in Ruhleben die Abwärme aus dem Klärwerk genutzt, wodurch 45.000 Haushalte mithilfe einer Großwärmepumpe versorgt werden könnten. Ein anderes Beispiel für den Einsatz der Technologie ist die Hochtemperaturwärmepumpe am Potsdamer Platz, die das Areal sowohl mit Wärme als auch mit Kälte versorgt. Für die Wärmepumpen wird indes Strom gebraucht, der spätestens 2040 auch aus erneuerbaren Quellen stammen muss. Die Höhe der Heizkosten hängt künftig also entscheidend ab vom Strompreis.

Gebäude, die bis zu 50 Meter neben einer Fernwärmetrasse liegen, sollen nach den Plänen Vattenfalls angeschlossen werden. Das größte Verdichtungspotenzial gibt es in Spandau, Schöneberg und Prenzlauer Berg. Dazu werden im Jahr rund 20 bis 30 Kilometer neue Leitungen gebaut, eine Gesamtlänge von rund 2600 Kilometer sei möglich und nötig, damit die Fernwärme bis 2040 rund die Hälfte der erforderlichen Raumwärme liefern könnte. Für den Ausbau des Netzes ist wiederum eine kommunale Wärmeplanung erforderlich, und die hat der Senat für 2026 angekündigt.

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