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Ein Eindruck der Büroräume im neuen TOG Pressehaus.

© Haebmau/PR

Mit Londoner Innendesign: Ein britischer Büroanbieter eröffnet weiteren Standort in Berlin

Das Haus des Berliner Verlags hat Zuwachs bekommen. In einem Glas-Stahl-Anbau vermietet das Londoner Unternehmen The Office Group möblierte Büroflächen.

Wenn Gebäude Persönlichkeiten hätten, wäre das Pressehaus Podium von anschmiegsamem Charakter. Fast wirkt es, als würde sich der neue Glas- und Stahlbau um das Haus des Berliner Verlags herumwickeln. Vom Alexanderplatz aus gesehen wenig prominent, zeigt sich seine volle Ausdehnung erst von der Ecke Karl-Liebknecht-/Hirtenstraße aus.

Seit März vermietet das Londoner Unternehmen The Office Group (TOG) im Pressehaus Podium vollständig möblierte Büros. Am Donnerstag, 1. Juni, war die offizielle Eröffnung in der großen Lobby mit künstlerischer Lichtinstallation.

Charlie Green, der TOG zusammen mit einem Partner vor 20 Jahren gründete, ist ein großer Fan der DDR-Architektur. Er hätte den dritten und größten Berliner Standort von TOG am liebsten direkt im Haus des Berliner Verlags eröffnet. Doch die Flächen waren bereits alle vergeben. Neben dem Online-Möbelhändler Wayfair ist auch der Berliner Verlag wieder Mieter der sanierten Räume, die dem Immobilienunternehmen Tishman Speyer gehören. „Die Bauherren sagten uns: Da entsteht etwas Neues, vielleicht ist das etwas für euch“, erzählte Charlie Green am Rande der Eröffnungsfeier.

Mehr als ein Loch im Boden war zu diesem Zeitpunkt noch nicht sichtbar. Doch die Pläne des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (gmp Architekten), das 1975 seinen internationalen Durchbruch mit dem Entwurf des Flughafen Tegels feierte, ließen bereits viel Glas und Stahl erahnen.

So sieht das Gebäude von außen aus.
So sieht das Gebäude von außen aus.

© Haebmau/PR

Mit seinen schrägen Dächern nimmt der sich nach oben hin verjüngende Siebengeschosser gestalterisch Bezug auf die Altbauten des Scheunenviertels. Sie lassen den Bau trotz der Gesamtfläche von fast 9000 Quadratmetern zurückhaltend wirken. Tageslicht flutet die Innenräume.

Loft-Atmosphäre

Der eher kühlen Konstruktionsweise begegnet die Innenarchitektur des Londoner Büros Universal Design Studio mit viel Holz, Kork- und Sisalverkleidungen an den Wänden der unterschiedlich großen Meetingräume und Telefonkabinen sowie farbigen Möbel. Die Lüftungsrohre an den Decken sind nur notdürftig verkleidet und schaffen eine industrielle Loft-Atmosphäre. Büros und Besprechungszimmer hinter Glastüren gliedern die Flächen. Sie wechseln sich mit offenen Arbeitsbereichen und gemütlichen Sitzecken ab.

Für TOG ist das Pressehaus Podium der größte Standort in Deutschland. Neben dem Berliner Kontorhaus nahe der Friedrichstraße und dem Linden-Palais hat das Unternehmen noch Work Spaces in Frankfurt und Hamburg. Zu den Mietern gehören Freelancer und Startups ebenso wie Mittelständler und große Konzerne. Namen möchte man nicht nennen, nur so viel: Apple war 2020 der erste Kunde von TOG in Berlin. Der Tech-Gigant ist inzwischen aber wieder weitergezogen.

Die Unternehmen nutzen ihre flexiblen Büros ganz unterschiedlich: Einige haben ihre Firmenzentrale bei TOG, andere nutzen die Räumlichkeiten als Satelliten-Standort in der Hauptstadt. Sie profitieren von flexiblen Mietverträgen, die ihnen erlauben, ihre Flächen je nach Bedarf zu vergrößern oder zu verkleinern.

Ein Meetingraum mit bunter Einrichtung.
Ein Meetingraum mit bunter Einrichtung.

© Haebmau/PR

Zudem erwartet sie ein Rundum-Service: tägliche Reinigung, Kaffee und Tee, Internet, Wandbildschirme in den Meetingräumen sowie ein kleines Fitnessstudio mit Duschen und ein Entspannungsraum stehen den Nutzern zur Verfügung. Die Arbeitsplätze sind mit ergonomischen Stühlen, höhenverstellbaren Tischen und Schubladencontainern ausgestattet. „Mitbringen müssen die Mitglieder nur ihre Laptops“, sagt Janine David, Managing Director von TOG Germany. „Wir gestalten die Räume aber, wenn es gewünscht ist, auch komplett nach den Vorstellungen der Mieter um.“

75
Prozent der Fläche sind bereits vermietet.

Kurz vor dem Abschluss steht die Vermietung der vierten Etage. Ein Unternehmen wird exklusiv in die Räumlichkeiten mit 116 Arbeitsplätzen einziehen. Der Blick auf den Fernsehturm ist inklusive. Über eine Holztreppe ist die Sky Lounge in der fünften und sechsten Etage erreichbar. Sie steht mit ihrer Panorama-Perspektive, einer Bar und einladenden Sesseln den Mitgliedern von TOG offen.

Insgesamt sind laut Janine David 75 Prozent der Fläche des Pressehaus Podium bereits vermietet. Eine flexible Mitgliedschaft, die die Nutzung der Arbeitslounges aller Standorte erlaubt, kostet 199 Euro. Wer ein abschließbares Büro möchte, ist ab 700 Euro pro Person dabei.

Bürobedarf nach Corona

„Nach der Pandemie sind die Mitarbeiter anspruchsvoller geworden. Sie wollen ein besseres Design, bessere Qualität und mehr Flexibilität“, beobachtet Enrico Sanna, CEO von TOG. „Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zurückholen möchten, müssen sie ihnen etwas bieten.“

Zugleich verändere sich die Einstellung zum Firmensitz. Das eigene Logo sichtbar auf einem Wolkenkratzer prangen zu sehen, habe nicht mehr oberste Priorität. Stattdessen schätzen die Kunden von TOG, sich mit anderen Mitgliedern zu vernetzen und ihren Mitarbeitern ein inspirierendes Arbeitsumfeld zu bieten.

Wenn Unternehmen ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zurückholen möchten, müssen sie ihnen etwas bieten.

 Enrico Sanna, CEO von The Office Group

Während in Berlin der Anteil flexibler Büroflächen noch bei zwei Prozent liege, sei er in London bereits bei acht Prozent. Einen ähnlichen Trend erwartet Enrico Sanna für die deutsche Hauptstadt. Ob es weitere Standorte von TOG in Berlin geben wird, hält sich das Unternehmen offen.

Wenn es nach dem Architekten Hans Kollhoff gegangen wäre, würde das Haus des Berliner Verlags am Alexanderplatz gar nicht mehr stehen. Sein Masterplan aus dem Jahr 1993 sah vor, es abzureißen und durch einen neuen Büroturm zu ersetzen. Doch es kam anders.

Seit 2015 steht das Hochhaus unter Denkmalschutz. Der Bau, den die DDR-Führung 1970 bis 1973 als Antwort auf das Axel-Springer-Hochhaus erbauen ließ, blieb erhalten. Im Rahmen der Sanierung wurde unter anderem ein Wandfries des Künstlers Willi Neubert freigelegt.

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