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Sonnenuntergangs auf dem Tempelhofer Feld, wo seit 2008 keine Flugzeuge mehr starten und landen.

© picture alliance/dpa/Christophe Gateau

Nach gestoppter Ausschreibung: Charlottenburger Ex-Baustadtrat wird Chef am Flughafen Tempelhof

Ein beurlaubter SPD-Stadtrat soll künftig das frühere Flughafengebäude entwickeln. Dass das reguläre Besetzungsverfahren für ihn gestoppt wurde, ist dabei nicht die einzige Besonderheit.

Die Tempelhof Projekt GmbH hat einen neuen Chef – und zwar ausgerechnet einen gerade aus dem Amt gewählten SPD-Mann, Fabian Schmitz-Grethlein. Der hatte sich ursprünglich gar nicht auf den Posten beworben.

Bis zu den Verschiebungen im Charlottenburg-Wilmersdorfer Bezirksamt nach der Wiederholungswahl war Schmitz-Grethlein Baustadtrat im Heimatbezirk des neuen Bausenators Christian Gaebler (SPD), und jenseits des Bezirks auch eher unbekannt. Den Posten als Baustadtrat musste Schmitz-Grethlein durch die neuen Mehrheitsverhältnisse im Bezirk einem CDU-Kollegen überlassen.

Schmitz-Grethlein könnte für Randbebauung zuständig sein

Nun wird sich Schmitz-Grethlein also um die Entwicklung des ehemaligen Tempelhofer Flughafengebäudes kümmern. Das zumindest ist aktuell die Aufgabe der Tempelhof Projekt GmbH. Womöglich kommt aber noch eine Aufgabe dazu: die Vorbereitung der hochumstrittenen Randbebauung des Tempelhofer Feldes, das momentan von einem anderen landeseigenen Unternehmen, der Grün Berlin, betreut wird.

Der Vertrag der bisherigen Geschäftsführerin der Tempelhof Projekt GmbH, Jutta Heim-Wenzler, ist am 30. Juni ausgelaufen. Ende 2022 war der Posten für die Leitung des landeseigenen Unternehmens regulär ausgeschrieben worden. Diese Ausschreibung wurde nun aber offenbar Ende Juni vom Senat gestoppt, zugunsten der Interims-Besetzung durch Schmitz-Grethlein, dessen Vertrag zunächst bis Ende 2024 laufen soll.

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Als Grund für den Verfahrensstopp nennt die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, dass die Regierung die Zukunft der Tempelhofer Feldes neu debattieren und „die Möglichkeiten einer behutsamen Randbebauung in begrenzten Teilen der Fläche“ ausloten wolle, wie auch die „Berliner Zeitung“ schon berichtete.

„Über die Rolle und Aufgaben der Tempelhof Projekt GmbH in diesem Prozess ist noch nicht entschieden“, sagte die Sprecherin. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man daher auf Grundlage des bisherigen Stellenprofils keine Führungsentscheidung für einen längeren Zeitraum treffen.

Aktuell kümmert sich die Tempelhof Projekt lediglich um das ehemalige Flughafengebäude. Gegründet wurde das Unternehmen 2011 aber aus einer Arbeitsgruppe der Adlershof Projekt, die ein Entwicklungsleitbild für den gesamten 2008 geschlossenen Flughafen entwickeln sollte, also auch für die Freifläche. Diese Vorläufer-Arbeitsgruppe leiteten Gerhard Steindorf und Hardy Schmitz. Letzterer ist niemand anderes als der Vater des nun als neuer Geschäftsführer angekündigten Fabian Schmitz-Grethlein.

Auch der Vater war für das Tempelhofer Feld zuständig

Hardy Schmitz genoss als langjähriger Geschäftsführer der Wista (Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof) und der Adlershof Projekt GmbH großes Vertrauen in der Berliner Landespolitik, weswegen er wohl auch die Entwicklung des Tempelhofer Flughafenareals vorantreiben sollte. Im Fokus stand dabei die Vorplanung für die Randbebauung des Feldes. Bis zu 4500 Wohnungen sollten auf den Rändern der Freifläche entstehen, dazu ein Gewerbegebiet und ein Neubau für die Zentral- und Landesbibliothek.

2014 kamen diese Pläne an ihr vorläufiges Ende, als mit dem erfolgreichen Volksentscheid das „Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes“ in Kraft trat und die Randbebauung vom Tisch war. Für die Tempelhof Projekt GmbH bedeutete das: Ihr blieb nur noch eine Rumpfaufgabe, nämlich die Erhaltung, Sanierung und Weiterentwicklung des denkmalgeschützten Flughafengebäudes. Der Teil mit den weit lukrativeren Aussichten aus dem bisherigen Unternehmensprofil entfiel: die Entwicklung potenzieller Baufelder.

Über die Nutzung des ehemaligen Flughafengebäudes wird schon seit langem diskutiert.

© picture alliance / dpa

Aber eben eine solche Entwicklung von Plänen für die Randbebauung hat Schwarz-Rot im Koalitionsvertrag im Frühjahr nun wieder beschlossen. Und da kommt vielleicht auch wieder die Tempelhof Projekt ins Spiel.

Die Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg hatte das abgebrochene Verfahren und die Stellenvergabe in der letzten Parlamentssitzung vor der Sommerpause angesprochen. Bei ihr schrillen angesichts der Besetzung alle Alarmglocken: „Ist das der Berliner Baufilz, wenn ausgerechnet der Sohn die alten Pläne vollenden soll, obwohl diese per Volksabstimmung beerdigt wurden, und dafür auch noch ein hoch dotiertes Stellenbesetzungsverfahren mit 36 Bewerber:innen gekippt wird?“, fragt sie, und fordert Aufklärung.

Familiäre Bindung spiele „keine Rolle“

Dass der künftige Geschäftsführer der Sohn von Hardy Schmitz sei, der ehemals federführend die Entwicklung des ehemaligen Tempelhofer Flughafens vorangetrieben habe, habe bei der Postenvergabe keine Rolle gespielt, behauptet die Senatsverwaltung. Man könne auch ausschließen, dass die familiäre Verbindung für die künftige Stellenausübung des Sohnes eine Rolle spiele.

Am 1. August soll Schmitz-Grethlein seinen Posten antreten. Aktuell arbeite er sich bereits ein, an diesem Donnerstag werde wohl der Vertrag unterzeichnet, sagte er dem Tagesspiegel am Telefon. Doppeltes Gehalt wegen seiner Beurlaubung als Stadtrat werde er nicht beziehen, sondern nur das des neuen Postens.

Dass sein Vater und er nun mit dem gleichen Unternehmen verbunden seien, sei Zufall. „Ich finde es gut, wenn man ein Gestaltungsinteresse hat in der Stadt, in der man lebt“, sagte Fabian Schmitz-Grethlein. „Das haben mein Vater und ich gemeinsam. Nicht mehr und nicht weniger.“ Außerdem sei es ja auch schon sehr lange her, dass Hardy Schmitz am Tempelhof Projekt mitgearbeitet habe.

Überlegungen, die konkreten Bebauungspläne von damals wieder aufzugreifen, liegen im Senat laut der Sprecherin nicht vor: „Die Pläne sind bereits neun Jahre alt.“

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